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Zeit und Welt genug

Titel: Zeit und Welt genug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kahn
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seufzte erleichtert.
    »Ein Glück, dass sie so betrunken war.«
    Josh starrte sie an.
    »Was ist ein Huhn denn wirklich?«
    Jasmine lachte.
    »Ein Tier, das ausgestorben ist. Ausgelöscht durch eine Hungersnot, dann durch einen Virus. Hier kommt die Barnutte. Ihr bestellt zuerst.«
    Ein kecker Hermaphrodit kam an ihren Tisch. Er/sie war nackt, abgesehen von schenkelhohen Stiefeln aus dickem Leder – unabdingbar für jeden, der mit Krallenwesen schlief – und sah die Jäger mit lüsternem Eifer an. Seine/ihre Erregung war unverkennbar – auffällig genug –, aber diese Wesen waren so.
    Sie/er lehnte sich kokett an den Tisch und sagte mit einer Stimme, die verriet, dass sogar die Stimmbänder angeschwollen sein mussten: »Also, was wollt ihr Süßen? Gefällt euch irgend etwas?«
    Beauty sah die Barhure nicht an, Josh konnte den Blick nicht abwenden. Sie blieben beide stumm. Jasmine lächelte und bestellte für sie.
    »Apfelwein für meine Freunde«, sagte sie zu dem Hermaphroditen, schwieg kurz und fügte hinzu: »Und ich möchte Wass sehen.«
    Das Mann-Frau-Wesen trat zwei Schritte vor und ließ sich auf Jasmines Schoß sinken.
    »Du möchtest was sehen?« sagte er/sie kehlig. »Süße, du siehst schon alles, was ich habe.«
    »Das ist nicht das Wass, das ich brauche«, sagte Jasmine, beschäftigte sich aber doch mit dem aufdringlichen Wesen.
    »Was denn dann?« Sie/er bewegte die Hüften und überließ sich Jasmines Zärtlichkeit.
    »Wass Seaufein«, flüsterte Jasmine der Bardirne ins Ohr.
    »Und er will was von ihr?«
    »Sag ihr, Jazz ist den Fluss heraufgekommen, nur um sie zu sehen.« Damit tätschelte sie das Gesäß der Mann-Frau und schob das lüsterne Wesen in die Höhe.
    Der Hermaphrodit schmollte.
    »Na, du lässt mich ja in einem schönen Zustand.« Sie/er wandte sich ab, blieb stehen und fügte träge hinzu: »Übrigens heiße ich Cork.« Dann wandte sie/er sich ganz ab, ging hüftschwenkend zu dem Zyklopen-Barmann und begann hastig zu flüstern. Immer wieder zeigte sie zu dem Ecktisch mit den drei Freunden hinüber.
    Josh glotzte, Beauty blickte finster.
    Jasmine bemerkte das Unbehagen des Zentaurs und versuchte ihm entgegenzuwirken.
    »Das war nur ein kleiner Ritualtanz, weißt du, wir haben einander abgetastet. Wir wissen jetzt ein paar Dinge voneinander. Ich weiß, zum Beispiel, dass Cork im linken Stiefel ein Messer trägt. Das sollten wir uns alle merken. Sie dagegen weiß jetzt, dass ich eine Neurofrau bin. Es sind auch noch verborgenere Dinge im Gange, versteht sich, aber du merkst schon, was gemeint ist. Der Barmann geht jetzt jedenfalls ins Hinterzimmer, wird also Wass sagen, dass wir hier sind.«
    Cork kam wieder und stellte Getränke auf den Tisch, blieb aber nicht; alles andere mochte unklug sein.
    Ein paar andere Gäste kamen. Zwei Vampire, ein Groteskzwerg, eine Zentaurin. Die Kartenspieler wurden lauter. Cork ging von Tisch zu Tisch, führte Gespräche und wurde von dem Troll behutsam betastet. Noch ein paar Menschen kamen herein, zwei Echsen auf zwei Beinen, Satyre, Werwölfe, Dämonen, Schimären – und plötzlich war der Laden voll, die Luft geschwängert von parfümiertem Rauch und knisternder Spannung. Jasmine hängte ihr Cape über die Stuhllehne.
    Der Zyklop stand hinter der Bar. Cork ließ sich mit einem Zauberer im schwarzen Gewand unter dem Dachboden in einer dunklen Ecke ein. Plötzlich ging die Tür zum Hinterzimmer auf.
    Heraus trat eine hochgewachsene, exotisch schöne, schlanke Frau mit eurasischen Zügen und der Grazie einer Katze. Sie war statuenhaft, über zwei Meter groß, hatte schwarze Haare und gerötete Wangen. Bekleidet war sie mit einem Seidenkimono, schwarz, mit roten Blumen, der beinahe den Boden berührte, als sie auf den Ecktisch zukam.
    »Ihr wolltet mich sprechen?« fragte sie.
    »Privat«, sagte Jasmine.
    Die Orientalin verbeugte sich knapp und zeigte auf einen Kaschmirvorhang an einem Durchgang zu einem kleinen Nebenzimmer. Die Freunde standen auf und gingen hindurch, gefolgt von der rätselhaften Gestalt.
    Der Raum war klein. Auf dem Erdboden lagen viele Kissen verstreut, in der Mitte stand eine reichverzierte Wasserpfeife. Kerzenlicht tanzte.
    Als sie hineingegangen waren, lächelten Jasmine und die Frau breit, umarmten und küssten sich leidenschaftlich.
    »Wass«, stieß Jasmine hervor.
    »Liebste Jazz«, rief die Frau.
    Beauty und Josh waren natürlich sprachlos. Die Stadt war wahrhaftig ein seltsames Pflaster.
    Schließlich setzten sie sich

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