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Zeitbombe Internet

Zeitbombe Internet

Titel: Zeitbombe Internet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fischermann
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geändert. Kein ernst zu nehmender Ökonom zweifelt heute noch an den segensreichen Wirkungen des Internet. Heutzutage weisen die ökonomischen Studien nach, dass Unternehmen und ihre Angestellten mehr schaffen als je zuvor, wenn ihnen Computer und das Netz dabei helfen – besonders in Wirtschaftsbereichen, wo viele Informationen verarbeitet werden. Angebot und Nachfrage kommen besser zueinander, ob am Markt für Produkte oder am Markt für Fachkräfte. Zeit wird gespart, Kosten sinken. Es hat nur alles ein bisschen gedauert.
    Aber jetzt? Wie geht es weiter? Was kommt als Nächstes?
    Spekulieren kann man ja viel, aber der MIT-Ökonom Erik Brynjolfsson glaubt, dass er eine ganz grundlegende Antwort auf diese Frage gefunden hat. Eine unerhört optimistische Antwort gar: Nach Jahrhunderten der technischen Innovation sei die Menschheit gerade auf dem Sprung, das Erfinden und Erneuern selber zu automatisieren.
    Â»Soll man Innovation auf Steroiden sagen?«, fragt sich der Professor. Solle man lieber »Innovation in Warpgeschwindigkeit« sagen? Ob »die Innovation rapider Innovation« wohl ein Wort sei, das den Leuten etwas sage? Man muss gleich hinzufügen, dass Brynjolfsson sonst überhaupt nicht so überschwänglich redet. Es hat ihn nur ziemlich schwer erwischt.
    Â»Innovation, die früher Monate dauerte und riesige Budgets verschlang, kann jetzt manchmal in ein paar Sekunden gestartet werden und nur ein paar Cent kosten«, will Brynjolfsson festgestellt haben. Neue Produkte, neue Geschäftsmodelle, neue Weltsichten kämen mit einer Geschwindigkeit in die Welt, wie sie die Menschheit noch nie erlebt habe. »Die nächste Dekade der Innovationen am globalen Markt wird noch tumultartiger verlaufen als die letzte«, sagt Brynjolfsson. Vor allem werde sie uns viel, viel wohlhabender machen.
    Es gibt wirklich tausende solcher Beispiele. Durch computergestütztes Herumprobieren wird Neues entdeckt. Probierverfahren machen es möglich, ein komplett neuartiges Produkt oder eine völlig neue Dienstleistung zu testen und in den Markt einzuführen. David Newkirk, der frühere Chef
der internationalen Unternehmensberatungsfirma Booz Allen Hamilton, sagt: »Die allgegenwärtige Verbindung mit dem Internet hat eine wahre Flut von Experimenten mit Business-Modellen beginnen lassen.« Man könne jetzt ganz neue Arten von Geschäften oder Business-Konzepten ausprobieren.
    Im Silicon Valley reden sie vom Modell des »Instant Entrepreneurs«. Das kommt den Vorstellungen des MIT-Professors ziemlich nahe: Gemeint ist der Macher in einem Heimbüro oder einer Garage oder auch in einem Konzern, der eine zündende Idee entwickelt oder aufschnappt – und dann einfach mal ausprobiert. Es ist in Mode gekommen, diese Kurzentschlossenheit mit der Kultur zu erklären. Die Kalifornier machten so etwas eben. Im Silicon Valley liege das in der Luft. So viele Erfolgsgeschichten, so viele Vorbilder.
    Doch eine andere Erklärung ist, dass wir diese Art der Innovation in einem Hightech-Paradies als erstes beobachten, weil techniknahe Menschen eben auch die neue, technikgestützte Kunst des Erneuerns als erste nutzen. Großer Kapitalaufwand ist für Unternehmen dieser Branchen gar nicht nötig, häufig sind die Produkte nicht einmal etwas zum Anfassen, sondern Software. Also kann man auf die Schnelle ein Unternehmen gründen und etwas ausprobieren. Ein Büro zu mieten und Computer und Pizza hineinzustellen und ein paar Programmierer mit Versprechen auf Firmenanteile bei Laune zu halten – das kostet nicht so viel. Neuerdings braucht man ja nicht einmal mehr ein Rechenzentrum, weil Amazon welche vermietet.
    Die Internetwirtschaft ist für solches Probieren auch deshalb gut geeignet, weil ein Unternehmer schnell erfahren kann, ob die Sache bei den Kunden gut ankommt oder nicht. Bei Dienstleistungen im Internet fällt es meistens leicht, Ergebnisse zu kontrollieren. Man kann den Zuspruch der Kunden genau messen, und ihre Ablehnung ebenso.
    Und was wird probiert?
    Zum Beispiel neue Verkaufsmethoden. Für einige Zeit war es im Silicon Valley groß in Mode, Produkte von Kleidern bis zu Reisen in ausgetüftelten Auktionsverfahren übers Internet
zu verkaufen – und dann zu schauen, wann das den Kunden den meisten Spaß machte, wann es die größten Umsätze brachte. Und wer hätte gedacht, dass internetorganisierte Gruppenkäufe,

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