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Zeitbombe Internet

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Titel: Zeitbombe Internet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fischermann
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gehört. Doch wenn man genauer auf die Wirtschaft des Jahres 2011 schaut, wird die Sache vielerorts bereits konkret. Da hängen Arbeitsplätze dran. Investorengelder. Chefkarrieren.
    Eine konkrete Folge: Die direkte Rücksprache der Unternehmen mit ihren Kunden nimmt zu. Sie ist ja neuerdings technisch möglich, also wird das auch genutzt. »Man fragt (als Unternehmer) künftig nicht mehr: Was haben wir anzubieten, das wir Ihnen verkaufen könnten? Man fragt zuerst: Wer sind Sie? Was brauchen Sie? Wie können wir helfen?«, glaubt Zuboff. Mit anderen Worten: In dieser nächsten Phase der globalen Wirtschaft reden Konsumenten und Geschäftspartner zunehmend den Produktentwicklern in ihre Arbeit hinein.
    Eine weitere konkrete Folge: Auch Mitarbeiter, das fordern viele Unternehmensberater unter Verweis auf die ganze neue Technik, könnten jetzt über die Hierarchiegrenzen und Fachbereiche hinweg mehr miteinander reden und gemeinsam neue Ideen ausbrüten. Als wäre das nicht genug, umgeben sich Unternehmen auch noch mit einen Dickicht von Zulieferbetrieben und Beratungsfirmen und spezialisierten Einzelkämpfern, die alle zusammen irgendwie erfolgreich wirtschaften sollen. »Föderationen« von Unternehmen tun sich zusammen, um sich an Ausschreibungen zu beteiligen oder um branchenweite Großprojekte wie einen neuen Videodisk-Standard
gemeinsam zu entwickeln. Beim nächsten Projekt gibt es dann wieder eine Föderation, in anderer Zusammensetzung.
    Niemand weiß unter diesen Umständen noch genau zu sagen, wo die Grenzen eines Unternehmens verlaufen, wer drinnen ist und wer draußen. Zu den traditionellen Angestellten stößt eine wachsende Schar Kollegen, die freie Mitarbeiter, Berater und Mitarbeiter anderer Firmen sind, mit denen man aber gerade projektweise zusammenarbeitet. Nur einen Teil dieser bunt zusammengewürfelten Gesamtbelegschaft findet man allerdings im Büro beziehungsweise an der Werkstraße. Ein anderer Teil sitzt irgendwo vor einem Bildschirm im Heimbüro oder am Flughafen oder in Peking oder im Starbucks um die Ecke, mischt sich aber ständig per E-Mail und Videokonferenz und Telefon ein. Und richtig: Weil in dieser neuen Wirtschaft so viel experimentiert wird, kommt es häufig vor, dass die Teams über Nacht neu zusammengesetzt werden.
    Wer, um alles in der Welt, soll da den Überblick bewahren? Die Antwort lautet auch hier: die Technik. Das Internet, Mobilcomputer und Mobiltelefone erlauben die Kommunikation der vielen Beschäftigten miteinander, auch wenn sich die Unternehmensstrukturen und der Aufenthaltsort der einzelnen Teammitglieder laufend ändern. Sie schaffen also insofern Ordnung, als es egal ist, wo sich die jeweilige Person gerade befindet. Natürlich reicht das alleine nicht. Und so lautet die andere Antwort:
    Nun, wir suchen gerade nach einer.
    Unternehmen, Berater und Technikfirmen haben in der vergangenen Dekade fieberhaft nach neuen Wegen gefahndet, viele unterschiedliche Projektbeteiligte miteinander kommunizieren zu lassen, ohne dass sie in der Datenflut ertrinken. Blogs waren eine frühe Antwort: Webseiten einzelner Experten, Mitarbeiter, Partner oder Berater, auf denen sich die Kollegen darüber informieren konnten, was anderen Kollegen so in den Sinn kam. Wikis waren eine andere Antwort: Webseiten innerhalb von Konzernen oder für die große Öffentlichkeit,
gleichzeitig gestaltet und ständig aktualisiert von einer ganzen Gruppe relevanter Leute, zum Zweck der gegenseitigen Informierung. Amerikanische Konzerne probierten sogar Systeme aus, die automatisch die Festplatten der Beschäftigten auf nützliche Informationen durchforsteten und ebenso automatisch nach geeigneten Empfängern für diese Infos im Konzern suchten – das allerdings ist in Europa aus Datenschutzgründen verboten. Der große Durchbruch war all das noch nicht.
    Einige Firmen bieten inzwischen sogenannte »Business-Rule-Management-Systeme« an: eine Art computerbewachter Organisationsstruktur, die in den neuartigen, zersplitterten Unternehmungen dieser Tage die richtigen Leute über die richtigen Dinge zu informieren versucht. Der Computer im Hintergrund kann darüber wachen, dass die Mitarbeiter in der einen Unternehmensabteilung auch Kundendaten aus einem völlig anderen Unternehmensbereich bekommen, wenn diese plötzlich für ihre Arbeit relevant werden. Der Computer weiß auch, dass beim

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