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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Arzt aus etwa zehn Metern Entfernung.
    »Leider habe ich schon was zu mir genommen und keine Lust, es gleich wieder nach oben zu befördern. Erklären Sie uns einfach aus der Distanz, was es bei Ihnen zu sehen gibt.«
    Franz hob den Kopf. Im diffusen Licht der Neonröhren an der Tunnelwand erkannten die Polizisten ein Lächeln, das über sein Gesicht huschte.
    »Machen Sie es sich nicht so einfach, meine Herren. Nur Mut, ich bin ja bei Ihnen.«
    Wieder bewegte sich Lenz’ Adamsapfel unkontrolliert nach oben und zurück.
    »Wenn Sie meinen …«, murmelte er kaum hörbar.
    »Ja, das meine ich wirklich.«
    Je näher die Beamten dem Arzt kamen, desto unwohler fühlten sie sich. Leichen gehörten zwar quasi zu ihrem täglichen Brot, doch Opfer von Zugunfällen waren auch in diesem Kontext etwas ganz Spezielles.
    »Ach, du Scheiße«, murmelte Hain, als sie auf etwa zwei Meter an den Arzt herangetreten waren, der noch immer auf Knien rutschend mit der Taschenlampe in der Hand zwischen die Räder eines Waggons leuchtete. Neben ihm erkannten die Polizisten zwei abgetrennte, einzeln daliegende blutverschmierte Beine mit rehbraunen Halbschuhen an den Füßen.
    »Die beiden Teile des Unterkörpers habe ich schon mal zusammengesammelt«, murmelte der Mediziner unter dem Gestell hervor. »Und ich kann Ihnen sagen, dass Sie wirklich mein vollstes Mitgefühl in dieser Situation haben, meine Herren.«
    Damit zog er den Oberkörper zurück, erhob sich mit einer schnellen Bewegung und reichte Lenz die Hand.
    »Wenn der Suizid, und davon gehe ich hier einfach mal zu einhundert Prozent aus, so klar ist, sollte man wirklich darauf verzichten, Menschen wie Ihnen den Tag auf so saublöde Weise zu verderben«, erklärte er.
    »Ganz meine Rede«, gab Hain leise zurück und warf einen Blick in Richtung der Lok.
    »Wenn hier die Beine liegen, Herr Doktor, und Sie sich unter dem Waggon vermutlich mit dem Mittelteil beschäftigen, dann fehlt eigentlich nur noch eins«, bemerkte der junge Kommissar mit belegter Stimme.
    Franz deutete auf eine Stelle hinter dem alten, rostroten Waggon.
    »Wenn Sie den Kopf meinen, der liegt vermutlich auf der gleichen Höhe, auf der ich die Beine gefunden habe, etwa 60 Meter Richtung Tunnelausgang. Wollen Sie mich ein wenig unterstützen und nach ihm suchen?«
    Die Kripoleute hoben in einer synchronen Bewegung die Arme.
    »Nein, lassen Sie mal. Das muss nun wirklich nicht sein.«
    »Habe ich mir gedacht.«
    »Und Sie meinen, dass wir es mit einem Selbstmörder zu tun haben?«
    »Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, ja. Ich habe die Handgelenke untersucht, oder besser das, was davon übrig geblieben ist, und es erscheint mir sicher, dass er nicht gefesselt gewesen ist, was ich als relativ eindeutiges Zeichen für einen Freitod ansehen würde.«
    »Wohl wahr.«
    Lenz stand etwas unschlüssig neben dem Arzt und trippelte von einem Fuß auf den anderen.
    »Meinen Sie, wir sind hier noch vonnöten, Herr Doktor? Immerhin können wir so gar nichts tun im Augenblick. Wenn es Ihnen recht wäre, würden wir ins Klinikum fahren und uns mit dem Lokführer unterhalten.«
    Dr. Franz nickte aufmunternd.
    »Ja, meinen Segen haben Sie, und meinen Bericht kriegen Sie auf den Schreibtisch, sobald wir seine restlichen Einzelteile zusammengeklaubt haben und ich im Institut einen abschließenden Blick darauf geworfen habe.«
    Nach einer kurzen Verabschiedungsgeste ließ er sich wieder auf die Knie fallen und richtete erneut die Taschenlampe zwischen die Räder.
    »Das ist schon ein komischer Kauz«, bemerkte Hain, während sie mit schnellen Schritten auf den Ausgang des Tunnels zustrebten.
    »Was willst du von einem Rechtsmediziner schon erwarten, Thilo?«
    Draußen war es mittlerweile taghell geworden, und mit der Sonne war sofort die Temperatur um ein paar Grade nach oben geklettert. Pia Ritter stand einem Mann im Anzug und einem weiteren, weniger gut gekleideten, gegenüber. Der Schlipsträger gestikulierte wild mit den Armen.
    »Gibt’s Probleme, Frau Kollegin?«, wollte Hain wissen, als sie die drei erreicht hatten.
    »Und ob es Probleme gibt!«, keifte der Mann im Anzug.
    »Wir brauchen die Trasse, und zwar sofort.«
    »Wer ist wir?«, fragte Lenz ruhig zurück, nachdem er sich und seinen Kollegen vorgestellt hatte.
    »Das will ich Ihnen sagen. Wir sind die Deutsche Bahn AG, und wir verlangen, dass die Arbeiten zur Aufklärung des Personenschadens so zügig wie nur möglich vonstatten gehen. In beiden Richtungen

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