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Zeitbombe

Titel: Zeitbombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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noch?«
    »Ja, genau so ging das.«
     
    *
     
    Der Hauptkommissar fluchte leise, als er die Tür zum Schlafzimmer hinter sich zuzog und nach dem gedämpft surrenden Telefon griff.
    »Ja, Lenz«, murmelte er in das Gerät.
    »Wer kann dich um diese Uhrzeit schon anrufen außer mir?«, hörte er die fröhliche Stimme von Thilo Hain.
    »Warum bist du so gut gelaunt? Hat dir die Lottofee einen Wunsch erfüllt?«
    »Nein, leider nicht. Aber die Fee der zum Suizid Bereiten hat mir geflüstert, dass an der Bahnstrecke bei Oberzwehren eines ihrer Schäfchen erfolgreich seinen Aggregatzustand geändert hat.«
    »Och, nöö, Thilo. Auf so eine Sauerei hab ich nun wirklich keine Lust.«
    »Lust hab ich auch keine, Paul, aber wir müssen trotzdem hin. Wir werden nämlich nicht dafür bezahlt, Lust zu haben, sondern dafür, uns um die nicht ganz koscher aus dem Leben Geschiedenen zu kümmern; und die Person, deren Reste da auf und neben den Gleisen verstreut liegen, ist garantiert nicht an einem Herzinfarkt gestorben. Das sagt zumindest die Kollegin Ritter, die mich gerade aus dem Bett geworfen hat.«
    »Ich bin in zehn Minuten unten.«
    »Ich auch.«
    Selbstmörder, die vor oder unter einem fahrenden Zug ihr Leben beendet hatten, waren Lenz schon immer ein Gräuel gewesen. Meist war die Identifikation der Toten, zumindest wenn es sich um eine schnell fahrende Eisenbahn gehandelt hatte, eine echte Sisyphusarbeit. Von dem unappetitlichen Anblick der Überreste ganz zu schweigen.
    Lenz stand zwei Minuten vor Ablauf der avisierten zehn Minuten vor der Tür und starrte auf die andere Straßenseite, Hain kam fünf Minuten später. Im Westen deuteten sich die ersten Vorboten des beginnenden Tages am Horizont an.
    »An solchen Tagen hasse ich meinen Job«, begann der Hauptkommissar, nachdem er zu seinem Kollegen in dessen kleines Mazda-Cabriolet gestiegen war und ihn brummelnd begrüßt hatte.
    »Hör auf rumzunölen. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, wie wir es erwarten.«
    »Haha, am Arsch hängt der Hammer, und das weißt du auch ganz genau. Also hör auf, hier einen auf gute Laune am frühen Morgen zu machen.«
    Hain antwortete nicht, sondern drosselte die Geschwindigkeit und hielt ein paar Sekunden später in einer Parkbucht an der Wilhelmshöher Allee an.
    »Raus!«, sagte er völlig ruhig.
    Lenz sah ihn entgeistert an, machte jedoch keine Anstalten, der Anweisung Folge zu leisten.
    »Was soll denn das, Thilo? Ich hab’s doch …«
    »Doch, hast du«, wurde er barsch von seinem Mitarbeiter unterbrochen. »Du steigst in mein Auto und beginnst sofort, dich wie ein Arschloch zu benehmen, und darauf hab ich echt keinen Bock. Steig aus und nimm dir ein Taxi, oder setz dich von mir aus in den Bus, aber lass mich mit deiner miesen Laune in Ruhe. Ich musste mich auch aus dem Bett kämpfen, in welchem außerdem, falls du es vergessen haben solltest, meine hochschwangere Freundin liegt, die ich ganz und gar nicht gern allein gelassen habe. Also, raus aus meinem Wagen.«
    So böse hatte der Hauptkommissar seinen Kollegen definitiv noch nie erlebt. Er sah dem jungen Polizisten ins Gesicht und hob entschuldigend die Arme.
    »Stimmt, Thilo, und es tut mir wirklich und aufrichtig leid, dass ich mich so mies benommen habe. Bitte verzeih mir.«
    »Nein, heute nicht, Paul. Heute will ich nicht.«
    »Mensch, Thilo, was soll ich denn machen? Ich entschuldige mich bei dir, und du lässt mich einfach im Regen stehen.«
    »Ja, diesmal schon. Du denkst, du kannst dich so mies benehmen und mich wie ein Stück Scheiße behandeln, knautschst dir eine Entschuldigung durch die Zähne, und alles ist wieder in Ordnung.«
    Der Oberkommissar fixierte durch die Frontscheibe einen Punkt irgendwo in der Entfernung.
    »Aber heute will ich es nicht. Ich hab es endgültig satt, so von dir behandelt zu werden.«
    Lenz holte tief Luft und legte dabei die Stirn in Falten.
    »Wenn du es wirklich willst, steige ich aus dem Auto, gehe zurück zum Bahnhof und nehme mir ein Taxi. Ich würde es machen, weil ich damit anerkenne, dass du recht hast und ich mich scheiße benommen habe. Aber irgendwie würde mir das schon kindisch vorkommen. Außerdem hab ich keinen Cent in der Tasche.«
    »Dann sieh mal zu, wie du zurechtkommst«, erwiderte Hain trotzig, doch an seinem Gesichtsausdruck war zu erkennen, dass seine Wut am Verrauchen war.
    »Thiloooo!«
    »Scheiß auf dein ›Thilooo‹. Ich will von dir nicht so behandelt werden, basta.«
    »Ich verspreche dir, an mir zu

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