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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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dir gut, meine Teure!«
    »Ja, danke der Nachfrage«, erwiderte ich zerstreut. Eigentlich hatte ich überhaupt keine Zeit, mit ihr zu reden. Ich musste mich dringend um eine Mitfahrgelegenheit nach Amesbury kümmern. George war zu meinem Bedauern nicht hundertprozentig zu trauen, und ich wollte in dem Punkt kein überflüssiges Risiko eingehen. »Ich kann heute leider nicht mit einkaufen oder spazieren fahren«, erklärte ich prophylaktisch.
    »Ich bin nur hier, um mich nach dem Befinden deines Bruders zu erkundigen. Und ich habe ihm etwas mitgebracht.« Sie nahm ihr Retikül von der Lehne des Sessels, auf dem sie eben noch gesessen hatte, und zog ein Päckchen heraus. »Das sind ganz frische Pralinen. Mit Mandelkrokant. So, wie er sie liebt.«
    Woher zum Teufel wusste Iphy, welche Pralinen Sebastiano gern aß? Ehe ich mich versah, platzte ich mit der Frage laut heraus. Sie betrachtete mich erstaunt. »Woher ich das weiß? Ich habe ihn gefragt, und er hat es mir gesagt.«
    »Wann?«
    Sie wurde rot. »An dem Abend, als … wir gemeinsam im Garten waren.«
    Aha. Zuerst hatte sie sich nach seinem Lieblingskonfekt erkundigt und ihm dann ihren Busen gezeigt. Ich sah sie entschlossen an. »Er hat gerade keine Zeit für Besuche. Er muss Bettruhe halten.«
    »Wirklich? Ich traf gerade Meeks in der Halle, und der meinte, Sebastian sei angekleidet und könne Besuch empfangen. Du seist beispielsweise auch ständig bei ihm.«
    Entrüstet straffte ich die Schultern. »Ich bin seine Schwester!«
    »Und ich bin eine gute Freundin, die nur sein Bestes will.« Sie lächelte wehmütig. »Weißt du, Anne, nach allem, was dein armer Bruder durchgemacht hat, kann er jede noch so kleine Aufmunterung dringend brauchen. Diese Frau, die er in der Karibik liebte – sie ist weit weg. Und zudem zu weit unter seinem Stand. Seine Zukunft ist hier in London, in der Stadt seiner Vorfahren und im Kreis der Gesellschaft, zu der er aufgrund seiner Stellung gehört. Es ehrt ihn, dass er ihr so lange die Treue bewahrt hat, aber mit der Zeit wird er begreifen, dass sein Leben noch vor ihm liegt. Ein Leben voller Glück.«
    Es war sonnenklar, worauf das hinauslief. Iphy plante eine Neuauflage ihrer Heiratspläne. Es war äußerst dämlich von mir gewesen, ihr in diesem Punkt die nötige Einsicht zu unterstellen. Eine Iphigenia Winterbottom gab nicht so schnell auf, im Gegenteil – für sie galt die Devise: jetzt erst recht.
    Sie lächelte mich sonnig an. »Vielleicht sollten wir Meeks bitten, mich hinauf ins Herrenzimmer zu führen. Ich würde Sebastian gern persönlich die Pralinen überreichen.«
    Mir platzte der Kragen. Ich war es einfach leid. »Iphy, das mit dir und Sebastian – es kann wirklich nichts werden. Er ist den Frauen nicht zugeneigt.« Eigentlich hatte ich schwul gesagt, doch anscheinend hatte der Translator es gut genug übersetzt, denn Iphy verstand es auf Anhieb.
    Sie klappte den Mund auf und brauchte zwei Anläufe, bis sie etwas äußern konnte. »Das ist nicht wahr!«, hauchte sie erschüttert.
    »Ist es wohl.«
    »Beweise es!«
    Ich war drauf und dran, Sebastiano eine herzzerreißende Männerromanze im Stil von Brokeback Mountain anzudichten, aber mir fiel gerade noch rechtzeitig ein, dass in dieser Epoche Schwulsein alles andere als politisch korrekt war. Es stand sogar unter Strafe. Daher erklärte ich nur streng: »Du vergisst anscheinend, dass es verboten ist. Deshalb gibt es überhaupt nichts zu beweisen. Meinem armen Bruder bleibt seit seiner frühen Jugend nichts anderes übrig, als seine Neigung zu unterdrücken und zu verbergen.«
    »Zu unterdrücken …«, wiederholte Iphy stammelnd und offensichtlich unter Schock.
    »Genau«, fuhr ich ungerührt fort. »Sobald sich eine Frau an ihn heranmacht, findet er es einfach nur furchtbar. Trotzdem macht er gute Miene zum bösen Spiel und tut sogar manchmal so, als würde er es mögen, sozusagen als Tarnung.« Ich blickte ihr fest in die Augen. »Du willst doch nicht ernsthaft einen Mann heiraten wollen, der seinen Kammerdiener attraktiver findet als dich? Das war nur ein Beispiel«, fügte ich schnell hinzu, bevor sie falsche Schlüsse ziehen konnte. Freundlich, aber bestimmt nahm ich ihr die Pralinenschachtel aus der Hand. »Ich gebe sie ihm und richte ihm Grüße von dir aus. Jetzt musst du aber leider gehen, denn ich habe noch viel zu tun.« Ehe sie Widerspruch erheben konnte, fasste ich sie unter und geleitete sie aus dem Salon zur Haustür. Sie war immer noch so

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