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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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verdattert, dass sie kein Wort herausbrachte, abgesehen von einem gepressten Adieu zum Abschied.
    Mein Gewissen regte sich, als ich sah, wie belämmert sie auf dem Weg zu ihrer Kutsche dreinblickte, doch ich tröstete mich damit, dass all die faustdicken Lügen, die ich heute schon in die Welt gesetzt hatte, einem guten Zweck dienten. Schließlich befand ich mich auf einer Mission und musste sozusagen die Welt retten. Da durfte ich vor ein bisschen Geflunker nicht zurückschrecken. Außerdem war Sebastiano wirklich ruhebedürftig. Ich konnte nicht zulassen, dass Iphy mit neuen Annäherungsversuchen seine Genesung gefährdete.
    Na gut, die Pralinen konnte ich ihm ja geben. Die waren bestimmt lecker. Probeweise machte ich die Schachtel auf. Sie sahen wirklich sehr einladend aus. Vielleicht könnte ich zuerst selber eine …
    »Mylady.«
    Schuldbewusst fuhr ich herum. Fitzjohn hatte sich auf seine geräuschlose Art genähert und stand hinter mir. Er räusperte sich. »Wenn Mylady mir eine Frage erlauben … Ist Jerry wieder aufgetaucht?«
    »Nein, leider nicht«, antwortete ich bedrückt. »Und ich weiß immer noch nicht, wie ich nach Amesbury komme. George … Ich wollte sagen, der Earl von Clevely hat mir angeboten, mich hinzubringen, aber ich weiß nicht recht, ob ich das Angebot annehmen soll.«
    »Das wäre in der Tat höchst unschicklich«, stimmte Fitzjohn zu. »Eine Landpartie einer unverheirateten jungen Dame mit einem männlichen Begleiter, der weder mit ihr verwandt ist noch in ihren Diensten steht, wäre wohl ohne Weiteres geeignet, den Ruf ebendieser jungen Dame ein für alle Mal zu ruinieren.«
    Ach du liebe Zeit. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Natürlich hatte Fitzjohn recht. Die Leute würden sofort anfangen zu tratschen, und ich wäre in Null Komma nichts gesellschaftlich unten durch. Am Ende würde mich das noch die Einladung auf die Party des Prinzregenten kosten – und damit unseren wichtigsten Kontakt überhaupt, denn um den Typen und sein Wohlergehen drehte sich ja alles.
    Wie gut, dass ich Fitzjohn als Butler hatte. Er hatte mich vor einem schweren Fehler bewahrt. Womit die Lösung meines Problems leider in noch weitere Ferne rückte.
    »Wenn Mylady mir einen Vorschlag gestatten – ich selbst kenne den Weg nach Amesbury sehr gut. Ganz in der Nähe lebt eine alte Tante von mir, die ich schon häufig besucht habe. Man sagt mir zudem nach, dass ich ein ganz passabler Wagenlenker bin. Und da ich Ihr Butler bin, wäre Ihr guter Ruf im Falle meiner Begleitung nicht in Gefahr.«
    Verblüfft ließ ich dieses Angebot sacken, was jedoch nur eine halbe Sekunde dauerte. Was für eine geniale Lösung! Damit hatte ich auf einen Schlag die ganze Organisation in Sack und Tüten. Ich musste mir nicht mal mehr Gedanken machen, wie ich Smith und West ausmanövrieren konnte, denn ich würde ja unter dem Schutz meines Butlers abreisen. Besser ging es gar nicht!
    »Sie sind meine Rettung, Mr Fitzjohn! Ich beneide mich gerade wirklich selber, weil ich einen so fabelhaften Butler habe!«
    Auf diese begeisterte Bemerkung reagierte Mr Fitzjohn mit der üblichen Gelassenheit. Nur ein winziges Zucken in seinem rechten Mundwinkel deutete darauf hin, dass mein Lob ihn nicht kaltließ. Halb und halb wartete ich darauf, dass er sich bei mir erkundigte, was zum Henker ich überhaupt in Amesbury wollte und warum ich ausgerechnet morgen Abend dort sein musste, doch seine berufsbedingte Diskretion hielt ihn davon ab, mich mit neugierigen Fragen zu löchern. Er wollte lediglich höflich wissen, ob es mir recht sei, wenn seine Frau den nötigen Proviant und ein paar warme Ziegelsteine für die Reise einpackte. Natürlich war es mir sehr recht.
    Damit war es entschieden. Fitzjohn würde mich nach Amesbury bringen, und rechtzeitig beim ersten Erscheinen des Vollmonds würde ich im Steinkreis von Stonehenge stehen. Und dort tun, was immer das Schicksal für mich vorgesehen hatte.

    Irgendwie schaffte ich es, mein Vorhaben weiterhin vor Sebastiano geheim zu halten. Zugegeben, das war keine große Kunst, denn ich verbrachte am Vorabend meines Aufbruchs nur noch ein paar Minuten bei ihm, um ihm gute Nacht zu sagen. Er hatte ein bisschen Laudanum gegen die Schmerzen eingenommen und war schon ziemlich weggetreten, als ich zu ihm ins Zimmer kam.
    Er lag bereits im Bett, gewaschen und gekämmt und trotz seiner Müdigkeit sehr attraktiv in dem sauberen weißen Nachthemd, in das Meeks ihn gesteckt hatte. Als ich mir bewusst

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