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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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wie Bohnenstroh. Ich hasse sie.« Iphigenia winkte der Dicken freudig zu und strahlte sie im Vorbeifahren an. »Meine Liebe! Wie schön, dich zu treffen!«
    Die Dicke nickte uns hochmütig zu, was wohl als gutes Zeichen gelten musste, denn Iphigenia wirkte erleichtert.
    »Gott sei Dank, sie hat ihr Wohlwollen signalisiert. Die Eintrittskarten für den nächsten Ball sind uns sicher.«
    »Du meinst, wir können zu Almack’s gehen?«
    »Natürlich, du Lämmchen. Ich hatte es dir doch versprochen. Aber manchmal kostet es ein Stück Arbeit, die Patronessen davon zu überzeugen, unbekannten Besuchern Zutritt zu gewähren. Jemand vom Ton muss für sie bürgen – in dem Falle also ich.« Iphigenia lächelte ein wenig selbstgefällig, während sie einer weiteren Dame zuwinkte, die in einer vorbeirollenden Kutsche saß. Anscheinend hatte sich die halbe Londoner Schickeria zum Ausfahren oder Ausreiten im Hyde Park versammelt. Auf den breiten, von blühenden Büschen gesäumten Wegen sah man jede Menge Kutschen mit fein herausgeputzten Leuten. Dazwischen trabten glänzend gebürstete Pferde, auf denen Herren und Damen im edlen Reitdress saßen.
    »Oh!« Iphigenia umfasste beim Anblick einer mondänen Kutsche meinen Arm und drückte ihn. »Da ist er!«
    »Wer?«
    »Der Earl of Clevely! Darauf hatte ich gehofft. George!«, rief sie mit glockenheller Stimme. »Mein bester George! Was für ein netter Zufall!«
    Auf Iphigenias Befehl hin zügelte ihr Diener die Pferde und hielt neben einer Kutsche, in der besagter bester George saß. George war ein bisschen übergewichtig und ungefähr Mitte dreißig. Er steckte in seinen Edelklamotten wie die Wurst in der Pelle, alles saß zu stramm. Auch sonst wirkte seine Aufmachung leicht übertrieben, beispielsweise die hochtoupierten rötlichblonden Locken, der senfgelbe Farbton seiner Hose oder die Ecken von seinem Kragen, die fast bis zu seinen Ohren hinaufragten. Sein Halstuch war zu einem solch bombastischen Knoten geschlungen, dass es ihm das Kinn nach oben drückte. Ein wenig mühsam wandte er sich um, und nun war zu sehen, dass er ein recht einnehmendes, wenn auch etwas zu rundes Gesicht hatte, mit seelenvollen braunen Augen und einem flusigen Schnurrbart. Er sah aus wie ein freundlicher Hamster.
    »Iphy!«, rief er erfreut. »Was tust du denn hier?«
    »Spazieren fahren. Mit meiner lieben Cousine, die vor wenigen Tagen von den Antillen eintraf. Anne, darf ich dich mit meinem guten Freund George Clevely bekannt machen? George, das ist Anne, die jüngere Schwester des fünften Viscount of Foscary.«
    Ich wunderte mich, warum sie so laut sprach, und einen Moment glaubte ich, es gehörte zum guten Ton, wenn man einem Earl vorgestellt wurde, doch dann merkte ich, dass er genauso laut redete.
    »Er ist schwerhörig wie ein verstopftes altes Kanonenrohr«, sagte Iphigenia in normalem Tonfall zu mir.
    »Ah, die junge Lady Foscary vom Grosvenor Square, nicht wahr? Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen!« Der Earl strahlte mich an, während er mir in schmetternder Lautstärke mitteilte, wie angetan er von mir war. »Höchst ungewöhnlich – eine Dame aus Westindien! Und wie hübsch Sie sind!« Sein Blick verriet lebhaftes Interesse. Er lüpfte den Hut und verneigte sich, und um seine Ehrerbietung zu unterstreichen, erhob er sich kurz, verlor aber dabei das Gleichgewicht und plumpste wieder zurück auf den Hintern. Dabei fiel ihm der Hut herunter. Der Groom sprang sofort vom hinteren Trittbrett und hob ihn auf, doch damit erschreckte er die Pferde, die unversehens lospreschten. Der Kutscher versuchte, sie zu zügeln, aber davon wurden sie erst recht wild. Das Gespann fiel in Galopp, die Kutsche raste schwankend davon, während der Earl hin und her geschleudert wurde und verzweifelt versuchte, sich irgendwo festzuklammern. Zwischendurch blickte er über die Schulter zurück und schrie: »Auf bald, die Damen!«
    Iphigenia kicherte. »Armer George! Aber er musste ja unbedingt diese beiden hochgezüchteten Vollblüter kaufen. Wie war dein erster Eindruck?«
    »Ich verstehe nicht viel von Pferden, aber auf alle Fälle waren sie schnell.«
    »Dummchen.« Sie lachte. »Ich meinte doch George.«
    »Ich finde ihn ganz nett. Und er ist … äh, originell angezogen.«
    »Nun ja, bedauerlicherweise hat er keinen Geschmack. Sein Kammerdiener ist ein Trottel, deshalb ist niemand da, der Georges modischen Entgleisungen Einhalt gebieten kann. Doch seinen Hang zum Dandytum kann man ihm leicht

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