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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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jeder Ecke einer lauern. Und das war keineswegs bloß eine blumige Umschreibung, sondern knallharte Realität, die mir schon ein paarmal selbst widerfahren war. Jede Unvorsichtigkeit konnte lebensgefährlich sein. Geheimhaltung und Verschwiegenheit waren deshalb eiserne Regeln, an die wir Zeitwächter uns bei der Erfüllung unserer Aufgaben halten mussten. Dass wir nach wie vor eine Aufgabe hatten, bezweifelte ich keine Sekunde. Ich war davon überzeugt, dass nicht die Zerstörung des Tors Sebastiano und mich an dem Zeitsprung gehindert hatte, sondern die unerfüllte Aufgabe.
    Trotzdem hatte José versucht, uns beide auf Biegen und Brechen von hier wegzuholen. Ich machte mir nicht die geringsten Illusionen über den Grund – wir waren in Gefahr. Möglicherweise sogar in tödlicher Gefahr. Noch hatte mein Nacken seit unserer Ankunft nicht gejuckt, aber das wollte nichts heißen. Es konnte jederzeit ganz plötzlich losgehen – und dann war es vielleicht schon zu spät. Ein Frösteln erfasste mich, unruhig ging ich in meinem Morgenzimmer hin und her. Ich versuchte, ein bisschen zu lesen, konnte mich aber beim besten Willen nicht konzentrieren. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus. Ich konnte unmöglich noch über eine Stunde auf Sebastiano warten!
    Gleich darauf kam mir eine glänzende Idee, wie ich die Zeit sinnvoll nutzen konnte. Sebastiano würde sich zwar möglicherweise ein bisschen ärgern, wenn ich ohne ihn loszog, aber wir konnten ja morgen ohne Weiteres auch noch einmal zusammen hingehen, doppelt hielt sowieso besser. Ich informierte Mr Fitzjohn, dass ich noch einmal ausfahren wollte, worauf er Cedric zu den Ställen schickte, um Jerry mit der Kutsche vorfahren zu lassen.
    Jerry sah etwas müde aus, als er vom Kutschbock stieg und sich vor mir verneigte. Während er mir die kleine Trittleiter zum Einsteigen herunterklappte, fiel mir ein, dass ich ihm ruhig mal ein Extra-Trinkgeld geben könnte, zumal er schon einen ziemlich langen Tag hinter sich haben musste.
    »Hier, bevor ich’s vergesse.« Ich drückte ihm ein Goldstück in die Hand.
    »Wofür ist das?«, fragte er verdutzt.
    »Für dich.«
    »Aber ich hatte doch gar keine Auslagen.«
    »Es ist ja auch keine Auslagenerstattung, sondern einfach bloß eine kleine Aufmerksamkeit.«
    Er wurde rot bis zu den Ohren und schluckte. »Das ist sehr großzügig, Mylady.«
    Vom hinteren Trittbrett kam ein Räuspern. Jacko, der Groom, hatte Stielaugen bekommen. Notgedrungen gab ich ihm auch was, aber bloß eine Silberguinee. Schließlich fuhr er immer nur untätig hinten mit und glotzte außerdem jeder Frau hinterher, die er am Straßenrand sah. Man musste es ja nicht übertreiben.
    »Hast du eigentlich auch mal Feierabend?«, fragte ich Jerry mitleidig, während er mir in die Kutsche half.
    »Natürlich. Bei Sonnenuntergang gehe ich heim, es sei denn, meine Dienste werden noch gebraucht.«
    Es klang unbekümmert, trotzdem fand ich, dass er nach einem so langen Arbeitstag längst nach Hause gehört hätte.
    Ich vergaß immer wieder, dass man in diesem Jahrhundert noch keine Arbeitszeitordnung hatte, geschweige denn einen gesetzlich vorgeschriebenen Achtstundentag. Auch die Gewerkschaften würde man erst noch erfinden müssen. Allerdings erinnerte ich mich, dass es in diesem Jahrhundert schon Arbeiteraufstände gegeben hatte. Oder noch geben würde, je nach Betrachtungsweise. Würden nicht sogar in diesem Jahr noch welche stattfinden? Ich ärgerte mich, dass ich mich vor unserem Aufbruch ins Jahr 1813 nicht besser darüber informiert hatte, dann hätte ich jetzt die ganzen Daten und Fakten besser im Kopf gehabt, statt mir überflüssiges Randwissen zu merken, zum Beispiel was ein Retikül war oder woraus Zahnpulver gemacht wurde.
    Immerhin wusste ich einiges über den Mann, den ich gleich besuchen würde. Schließlich hatten Sebastiano und ich ihm vor ein paar Tagen das Leben gerettet und seine Gemälde vor dem Feuer bewahrt.
    Und nun sah es ganz danach aus, als spielte er bei unserem neuen Auftrag ebenfalls eine Rolle, auch wenn diese noch völlig im Dunkeln lag. Ich sah klar und deutlich die Worte vor mir, die José auf dem Zettel notiert hatte: Im Auge behalten: Mr Stephenson und Mr Turner.
    Jerry stand vor der offenen Kutschentür. »Wo soll es denn hingehen, Mylady?«
    »Zu Mr Turner, dem Maler.«
    »Wo Sie und Mylord den Brand gelöscht haben?«
    »Ganz genau.«
    »Haben Sie dort etwas Besonderes vor?«
    »Nein, ich möchte bloß gucken, wie er so drauf

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