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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Schlafzimmer haben Schlüssel, wir schließen einfach beide Räume ab. Ich werde Fitzjohn anweisen, dem gesamten Personal ausdrücklich zu verbieten, unsere Etage zu betreten, es sei denn, wir haben geläutet.«
    »Wäre das nicht irgendwie verdächtig?«
    »Nein. Höchstens exzentrisch.« Er grinste flüchtig. »Immerhin bin ich Viscount. Adlige dürfen ein paar seltsame Marotten haben. Vor allem die Exoten aus Westindien.«
    Mein Lächeln misslang mir kläglich. »Ich habe Angst vor diesem Jabberwocky-Ding da unten im Schacht, Sebastiano. Richtig fiese, gemeine Angst.«
    »Ich weiß, piccina « Er küsste meine Schläfe. »Aber bis jetzt war es nur ein Traum, und ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, dass es dabei bleibt.«
    Er gab sich stark, aber an seiner Miene sah ich, dass ihm auch nicht viel anders zumute war als mir.

    Am Grosvenor Square wurden wir wie üblich von Mr Fitzjohn empfangen, der sich in gewohnt tadelloser Manier vor uns verneigte und erklärte, dass Lady Winterbottom vor wenigen Minuten eingetroffen sei und im Salon warte. Er hoffe, dies sei in unserem Sinne.
    »Natürlich«, erwiderte Sebastiano, der die Gelegenheit nutzte, um Mr Fitzjohn beiseitezunehmen und ihm besagte Anweisung zu erteilen, während ich mich in den Empfangssalon begab, wo Iphigenia in graziöser Haltung auf dem Sofa saß.
    Sie erhob sich lächelnd und kam mir mit ausgestreckten Händen entgegen. »Da bist du ja, meine Liebe. Ich dachte schon, du hättest mich vergessen!«
    Wortlos schüttelte ich den Kopf, wieder mal erschlagen von ihrer Schönheit. Heute trug sie ein Ensemble in Goldbraun, das ihren Porzellanteint betonte. Ihr Hütchen war ein süßes kleines Gesamtkunstwerk aus Rüschen und Blumen. Ihre feinen Lederhandschuhe waren im selben Farbton gehalten wie ihre zierlichen Stiefeletten.
    »Ich freu mich so auf unseren Einkaufsbummel!«, rief sie mit leuchtenden Augen und hakte sich bei mir ein. »Komm, wir machen uns sofort auf den Weg!«
    Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust zum Shoppen. Ich fühlte mich ziemlich unbehaglich, als wir in ihrer offenen Kutsche durch die Stadt fuhren und von allen Seiten angestarrt wurden. Begleitet wurden wir von einem Lakai, den Iphigenia sich von Reginald ausgeliehen hatte. Er ritt uns zuerst auf einem angeberisch herausgeputzten Pferd voraus und trottete anschließend auf unserer Einkaufstour beharrlich hinter uns her. Wenn wir in ein Geschäft gingen, baute er sich draußen wie ein Wächter auf und wartete, bis wir wieder herauskamen und ihn mit unseren Schachteln und Taschen beluden. Nach einer Weile brach er fast zusammen unter all den neuen Sachen. Iphigenia konnte an keinem hübschen Stück vorbeigehen, sie schlug richtig zu. Ich selber kaufte mir bloß einen Schal und ein paar Handschuhe, und das auch nur, weil ich kein Spielverderber sein wollte.
    Iphigenia schleppte mich in alle möglichen Läden in der Bond Street – Schuhsalons, Pelzgeschäfte, Edelschneider, Wäscheboutiquen, Hut- und Putzmacher, Juweliere. Sie redete die ganze Zeit wie ein Wasserfall, weshalb ihr kaum auffiel, wie wortkarg ich war. Erst, nachdem ich im ungefähr zwölften oder dreizehnten Laden auf ihre Aufforderung hin eine kostbare Abendtoilette angelegt hatte und mich stumm im Ankleidespiegel betrachtete, stupste sie mich erwartungsvoll an. »Du sagst ja gar nichts, Anne. Findest du es nicht auch ravissant ? Genau passend für eine Debütantin!«
    »Formidabel!«, stimmte die Modistin zu, die im Hintergrund des von Tüll und Seide überquellenden Schneiderateliers stand und auf gute Geschäfte hoffte.
    »Ja, toll«, sagte ich geistesabwesend. Der Translator übersetzte es mit kleidsam , anscheinend merkte er, dass ich nicht wirklich hingerissen war. Allerdings lag meine mangelnde Begeisterung nicht an dem Ballkleid, das war wirklich wunderschön – ein Traum aus weißem, mit winzigen Perlen besticktem Satin, in dem ich aussah wie eine Schneeprinzessin. »Wir nehmen es«, entschied ich kurzerhand, denn ich hatte vom Einkaufen die Nase voll.
    »Aber es ist nur ein Modell für die Anprobe«, wandte die Schneiderin ein.
    Richtig, es gab in dieser Epoche ja noch keine Konfektionsware von der Stange, jedenfalls nicht für die reichen Leute, die ließen sich ihre Sachen nach Maß nähen.
    »Es sitzt aber perfekt«, sagte ich trotzig. »Und deshalb nehme ich jetzt dieses oder gar keins.«
    Damit war die Sache geritzt und das Kleid gekauft, und ich hatte endlich meine Ruhe. Zumindest dachte

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