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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Frankfurt bei meinen Eltern, sondern in der Londoner Vergangenheit. Mein Puls jagte, und im Versuch, meinen hämmernden Herzschlag zu beruhigen, fasste ich mir an den Hals – und fuhr zusammen. Meine Fingerspitzen ertasteten winzige Eispartikel. Sie waren überall! In meinen Haaren und auf dem Kleid! Entsetzt sprang ich aus dem Bett und rannte zum Spiegel, doch es war nicht hell genug im Zimmer. Hastig stieß ich die Fensterläden auf, dann stellte ich mich abermals vor den Spiegel, bemerkte jedoch nichts Ungewöhnliches. Außer meinem übernächtigten, verzottelten, hohläugigen Abbild war nichts zu sehen. Keine Spur von Eis. Erneut befühlte ich das Kleid und meine Haare, aber da war nichts. Nicht mal Feuchtigkeit, abgesehen davon, dass ich ziemlich verschwitzt war, denn das Kleid war viel zu warm, um darin zu schlafen. Zum Glück waren über Nacht ein paar Knöpfe aufgegangen. Hastig zog ich mich aus – und merkte dabei, dass die Knöpfe nicht aufgegangen, sondern abgerissen waren. Ich musste mich im Traum ziemlich heftig bewegt haben. Ich erinnerte mich an die akrobatischen Verrenkungen in dem gruseligen Schacht und hielt für einen Moment die Luft an, weil die Erinnerung sich so echt anfühlte. Genauso echt wie die Eissplitter vorhin beim Aufwachen. Zum Glück war trotzdem alles nur ein Traum gewesen.
    Ich zwang mich, an andere Dinge zu denken. Beispielsweise daran, dass ich jetzt für mein Leben gern geduscht hätte. Oder wenigstens gebadet. Doch halt, das konnte ich ja! Wozu war ich eine reiche Erbin und hatte massenweise Personal? Ich zog die Klingel und wappnete mich gegen Bridgets Selbstgespräche, aber zu meiner Erleichterung hielt sie den Mund und tat auch sonst alles, damit der Morgen nach dem grauenerregenden Anfang erträglich weiterging. Als ich in das heiße Badewasser stieg, ging es mir schon bedeutend besser. Bridget wusch mir mit einer nach Blumen duftenden Seifenpaste das Haar und legte mir frische Unterwäsche bereit, außerdem ein wunderschönes primelgelbes Tageskleid. Anschließend ließ ich mir von ihr sogar die Haare machen, denn ich war von dem Traum immer noch so durch den Wind, dass ich für jede freundliche menschliche Berührung dankbar war. Am liebsten hätte ich mich noch ein bisschen zu Sebastiano ins Bett gekuschelt. Nur leider war das ja momentan nicht möglich. Hätte ich mich doch bloß nie als seine Schwester ausgegeben!
    »Schauen Sie, Mylady! Das sieht doch viel hübscher aus als der langweilige Zopf!«
    Bridget stand hinter mir und lächelte mich im Frisierspiegel an. Sie hatte mir einen verspielten Haarknoten auf den Oberkopf gezaubert. Rechts und links davon fielen sorgsam mit dem Brenneisen geformte Kringellöckchen über die Ohren. Es sah auf nette Weise nostalgisch aus.
    »Bridget, das ist super«, sagte ich. Der Translator verwandelte es in superb , was mich zum Kichern brachte. Bridget glaubte, dass ich mich über ihre Frisierkünste freute, und lachte herzlich mit. Als ich ihr sagte, dass ich an dem Kleid leider aus Versehen ein paar Knöpfe abgerissen hätte, lachte sie noch lauter und meinte allen Ernstes, dass sie sich sehr auf das Annähen freue. Dabei sah sie mich so dankbar und glücklich an, dass ich mich absurderweise mit ihr freute. So kam es, dass ich in relativ guter Stimmung zum Frühstück hinunterging.
    Es war kurz nach neun, die Uhr in der Halle hatte gerade zur vollen Stunde geschlagen. Wie am Tag davor war Sebastiano bereits vor mir aufgestanden und las gerade die Zeitung, ein mit altmodischen Lettern bedrucktes Exemplar namens Morning Post .
    »Was steht drin?«, fragte ich, während ich ihn züchtig auf die Wange küsste.
    Er zwinkerte mir zu. »Du siehst reizend aus …« – noch ein Zwinkern – »… Schwesterchen. In der Zeitung steht was über den Krieg mit Napoleon.«
    Richtig, der war ja gerade als großer Feldherr aktiv. Am Ende würde es nicht gut für ihn ausgehen, aber im Augenblick machte er den Engländern das Leben sehr schwer. Und dem übrigen Europa auch. Im kommenden Herbst würde er in Leipzig in einer gewaltigen Schlacht aus Deutschland vertrieben werden. Bis zu seiner finalen Niederlage bei Waterloo würde es allerdings noch zwei Jahre dauern.
    Ich setzte mich an den Tisch und fand es diesmal nicht mehr ganz so schlimm, mich bedienen zu lassen. Janie und Cedric überschlugen sich in ihrem Eifer, mir alle möglichen leckeren Sachen vom Büfett zu holen und mir einen perfekten Milchkaffee zu mischen.
    Nach dem Frühstück

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