Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
Vom Netzwerk:
zusammenpassen, Anne. Er wird bestimmt bald bei Reggie um mich anhalten.«
    »Wie kommst du bloß darauf?«, fragte ich entsetzt.
    »Eine Frau spürt so was.« Dann blickte sie über meine Schulter. »Oh, Prinny ist da!« Sie fasste nach meiner Hand und zog mich zurück in den Ballsaal. »Komm mit! Diese Gelegenheit müssen wir nutzen! Du musst ihn unbedingt kennenlernen!«
    Immer noch total geschockt, ließ ich mich von ihr zurück in den großen Saal ziehen, wo sich schon ein paar der Besucher um den Prinzregenten geschart hatten, darunter die Gräfin Jersey, der er soeben mit großer Geste die Hand küsste.
    »Ihre Schwiegermutter hatte einst eine Liaison mit ihm«, vertraute Iphy mir flüsternd an. »Sie war lange seine bevorzugte Mätresse.«
    Das war mir absolut egal. Auch der Prinzregent interessierte mich nicht für fünf Cent. Er war einfach nur ein übergewichtiger Typ um die fünfzig, der sich aufgerüscht hatte wie eine Operettenfigur. Auf seiner Brokatweste prangten zu viele Goldketten, Schmucknadeln und Orden, und die unnatürlich dichten Locken auf seinem Kopf waren eindeutig eine Perücke. Ich wollte ihn nicht kennenlernen, sondern so schnell wie möglich zu Sebastiano, um ihn von seiner angeblich bevorstehenden Verlobung zu informieren. Hätte er bloß auf mich gehört! Höchste Zeit, dass er Iphy endlich klarmachte, dass er nicht zu haben war.
    Wo steckte er nur? Während ich mich suchend nach ihm umsah, wurde ich von Iphy in den Kreis geschoben, der sich um den Prinzregenten gebildet hatte, und ehe ich mich versah, übernahm die Gräfin meine Vorstellung.
    »Das ist unsere neueste Debütantin, Prinny. Lady Anne – die Schwester des jungen Foscary.«
    »Ah, der Viscount von Barbados, den ich bereits bei Jackson’s traf. Und seine kleine Schwester ist ein wahrhaft entzückendes Geschöpf!« Der Prinzregent betrachtete mich ausgiebig durch sein Lorgnon, eine Art Brille am Stiel, aber mit nur einem Glas. Dann umfasste er zu meinem Schrecken meinen Arm und führte mich quer durch den Saal zu einer Gruppe gepolsterter Stühle. Er schob mir einen davon zurecht und setzte sich dann neben mich.
    »Erzählen Sie mir ein wenig über sich, Lady Anne«, forderte er mich auf, eine Hand leicht auf meinem Arm.
    Wahrscheinlich wurde ich von allen anderen Debütantinnen glühend beneidet, denn laut Iphy galt es als höchste Ehre, von dem Regenten in ein persönliches Gespräch verwickelt zu werden. Ich wäre allerdings lieber von dieser Ehre verschont geblieben, denn er war ziemlich aufdringlich parfümiert. Außerdem mochte ich es nicht, wie sein Daumen über meinen Ellbogen strich. Der ganze Typ gefiel mir nicht, und einen Augenblick überlegte ich, ob es wirklich so schlimm für England wäre, von jemand anderem regiert zu werden. Dieser Prinz verwettete und verspielte Unsummen, bezahlte seine Schulden nicht, baggerte Debütantinnen an, machte mit anderen Frauen rum, obwohl er verheiratet war – vermutlich ließ die Liste seiner schlechten Angewohnheiten sich noch fortsetzen. Nach allem, was ich in der Zukunft über ihn gelesen hatte, war er als König nicht gerade der Liebling der Nation gewesen. Trotzdem gehörte er unverzichtbar zum Hauptstrom der Zeit. Wenn er aus dem regulären Ablauf der Geschichte verschwand, konnte das zur völligen Entropie führen. Entropie – das war, wie ich nach über drei Jahren im Club der Zeitwächter wusste, ein anderes Wort für Chaos. Und zwar für endgültiges, alles zerstörendes, unrettbares Chaos, von dem das komplette Zeitgefüge ausgelöscht werden konnte. Entropie war der Jabberwocky aus meinen Träumen, und irgendwer hatte ihn entfesselt, damit er alles auffraß. Bis auf eine winzige Zeitblase: das Jahr 1813, das in endloser Wiederholung übrig bleiben sollte, um jemandem, der sich zum Herrscher der Zeit aufschwingen wollte, als ewige Bühne zu dienen.
    Damit das nicht passierte, durfte diesem übergewichtigen, pomadisierten zukünftigen König an meiner Seite nichts zustoßen, egal, was ich persönlich von ihm hielt.
    Ich erzählte ihm irgendwas, das ich über Barbados gelesen hatte und schmückte es mit einem ausgedachten, sehr blutrünstigen Sklavenaufstand aus, der sich während meiner Kindheit auf der Plantage ereignet hatte.
    »Sie fielen mit ihren Macheten über die Plantagenbesitzer und die Aufseher her«, berichtete ich zerstreut und reckte dabei den Hals. Ich hielt immer noch nach Sebastiano Ausschau. »Die Zuckerrohrfelder färbten sich rot vom Blut

Weitere Kostenlose Bücher