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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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rein und vergessen das Ganze.«
    »Dieser Affront lässt sich nicht vergessen. Die Ehre meiner Cousine steht auf dem Spiel.« Reginald zog sich einen seiner Handschuhe aus und warf ihn Sebastiano vor die Füße.
    »Morgen früh um sechs im Hyde Park.« Er wandte sich an George. »Willst du ihm sekundieren?«
    »Ich … äh …«, würgte der Earl erschrocken heraus.
    »Gut. Bring deine Pistolen mit.« Er legte den Arm um die immer noch schluchzende Iphy und führte sie weg.
    »Was hat Castlethorpe da eben gesagt?«, fragte der Earl bestürzt. »Hab’s nicht verstanden. Sagte er was von Pistolen? Im Hyde Park? Geht’s etwa um ein Duell? Aber gewiss, so muss es sein, denn er warf ja den Fehdehandschuh!« Er straffte sich und blickte mich aufopferungsvoll an. »Selbstverständlich sekundiere ich Ihrem werten Bruder, Lady Anne!«
    »Ich glaube, ich spinne«, sagte ich erschrocken. »Das ist ja wohl der Super-Gau!« Meine Worte wurden nicht umgewandelt. Sebastiano warf mir einen raschen Blick zu. Trotz der angespannten Situation war dies die Gelegenheit, auf die er die ganze Zeit gewartet hatte. »Ein Boot, das tauchen kann«, sagte er laut – und verdrehte sofort entnervt die Augen. Wahrscheinlich hatte er versucht, U-Boot zu sagen. Immerhin war damit endlich erwiesen, dass George wirklich kein Zeitreisender war. Doch im nächsten Augenblick näherte sich ein ernst dreinblickender junger Mann, und es lag nahe, dass der Translator sich seinetwegen eingeschaltet hatte. Er verneigte sich kurz. »Mein Name ist Rule. Castlethorpe schickt mich. Ich bin sein Sekundant.«

    »Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl, wenn du da hingehst«, meinte ich gut zwei Stunden später, als wir endlich allein in meinem Zimmer waren. Im Haus war es still, alle hatten sich längst zurückgezogen. Wie immer hatten wir sorgfältig die Tür verriegelt, nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand in der Nacht allen Anweisungen zum Trotz in diesem Stockwerk herumlief. Es hätte ja theoretisch auch jemand vom Personal schlafwandeln können.
    Ich lag neben Sebastiano im Bett und starrte an die Decke, oder genauer, auf den Baldachin, der vom Kerzenlicht in einladendes Rosa getaucht wurde. Es sah geradezu absurd kitschig aus, aber auch ein kleines bisschen romantisch. Unter anderen Umständen hätte ich das sicher anregend gefunden, doch im Moment war ich einfach nur erledigt und entnervt.
    »Du kannst George ja sagen lassen, du hättest Migräne«, schlug ich vor.
    »Unfug«, brummte Sebastiano. »Das ganze Duell ist reine Formsache. Reggies Sekundant hat doch erklärt, wie es abläuft.«
    »Aber wieso kann man es nicht einfach ausfallen lassen, wenn man sowieso vorhat, danebenzuschießen?«
    »So funktioniert nun mal der Kodex. Der Ehre muss Genüge getan werden. Reggie kann sein Gesicht wahren, und Iphy hat zumindest das Gefühl, dass ihre Tugend genug wert ist, um jemandem – zumindest theoretisch – dafür das Lebenslicht auszublasen.«
    »Ihre Tugend ist überhaupt nichts wert, und das weiß sie ganz genau«, gab ich grollend zurück. »Sie hat einfach hoch gepokert und verloren.« Ich versagte mir den Hinweis, dass er sich wie ein Idiot benommen hatte (denn das hatte ich ihm schon ungefähr ein Dutzend Mal mitgeteilt), und ich rieb ihm auch nicht nochmals unter die Nase, wie bescheuert es war, auf Iphys Sprüche reinzufallen (»Mir ist ein bisschen schwindlig, ich brauche dringend frische Luft!« – »Oh, ich glaube, ich muss mich setzen, da drüben in der Rosenlaube gibt es eine Bank!«).
    »Diese ganze Nummer war doch von vorne bis hinten das reinste Schmierentheater.« Ich schlug mit der flachen Hand auf die Bettdecke. »Die beiden wollten dich vor vollendete Tatsachen stellen und zu einem Heiratsantrag zwingen. Und jetzt sollst du auch noch bei diesem albernen Duell mitmachen, das gar keins ist. Wozu soll das gut sein?«
    »In dieser Zeit herrschen nun mal altmodische Vorstellungen von Moral, Anstand und Ehre.«
    Dazu fiel mir nichts mehr ein. Bedrückt dachte ich daran, dass unsere Freundschaft mit Reggie und Iphy durch diese blöde Geschichte unwiederbringlich ruiniert war. Die beiden hatten uns alle Türen in die Londoner High Society geöffnet, ohne ihre Hilfe wären wir nie so weit gekommen. Sicher, wir hatten die begehrte Einladung zur Abendgesellschaft des Prinzregenten in der Tasche, darauf war ja letztlich alles hinausgelaufen. Aber es blieb ein bitterer Nachgeschmack. Und das alles nur, weil Sebastiano mir nicht

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