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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Kammer geschickt und ihr ein Kleid zum Flicken mitgegeben, bei dem ich absichtlich den Saum zerrissen hatte. Sonst hätte sie mich garantiert wieder verdächtigt, sie loswerden zu wollen. Dank dieser Zusatzaufgabe konnte diese Sorge gar nicht erst aufkommen. Ich hörte, wie sie auf dem Weg zur Treppe mit sich selbst über ihr Lieblingsthema sprach.
    »Ich bin so froh, dass Mylady mich braucht und mir sogar am Abend noch Arbeit gibt! Auch wenn ich dafür diesen grässlichen Saum nähen muss und mir die Augen damit verderbe. Aber was bleibt mir übrig, denn wenn ich es ablehne, wird sie mich bestimmt vor die Tür setzen. Himmel, habe ich es gut, dass ich das Kleid säumen darf!«
    Irgendwann hörte ich auch Meeks nach oben gehen, und schließlich wurde es still im Haus. Ich wartete bis Mitternacht, dann brach ich leise und heimlich auf.

    Draußen vor dem Haus geschah jedoch etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ein Mann trat mir mit gezückter Pistole in den Weg.
    »Stehen bleiben, oder es knallt!«, sagte er barsch.
    Ich erschrak heftig, bis ich kapierte, wer da vor mir stand. »Pst«, sagte ich und legte den Finger auf die Lippen. »Ich bin’s nur.«
    »Lady Foscary«, erwiderte der Bow Street Runner verdutzt. »Meiner Treu, ich hätte Sie fast erschossen! Man erkennt Sie gar nicht in diesen Sachen!«
    Ich versuchte, mich an seinen Namen zu erinnern. Es gab nur zwei Möglichkeiten: entweder Smith oder West, aber die beiden Typen sahen sich mit ihren Backenbärten und den dunklen Anzügen so ähnlich, dass man sie kaum auseinanderhalten konnte.
    »Alles in Ordnung, Mr Smith«, sagte ich aufs Geratewohl. »Es ist bloß eine Wette. Deshalb habe ich mich auch verkleidet.« Genau genommen hatte ich eine Livree und eine Kappe von Cedric aus der Wäschekammer gestohlen und gab nach meinem Dafürhalten einen passablen Diener ab, zumindest optisch.
    »West«, korrigierte der Bow Street Runner. »Ich heiße West. Von welcher Wette sprechen Sie?«
    »Von der, die ich mit Seiner Lordschaft abgeschlossen habe. Wir haben gewettet, ob ich unbemerkt aus dem Haus und an Ihnen und Mr Smith vorbeikomme.«
    »Niemand kommt an uns vorbei.«
    »Dasselbe habe ich auch gesagt. Ich habe zehn Pfund darauf gesetzt.«
    »Dann haben Sie wohl gewonnen, Mylady. Aber jetzt sollten Sie wieder reingehen. So spät in der Nacht treibt sich allerlei gefährliches Gelichter draußen herum.«
    »Das stimmt. Wo ist eigentlich Mr Smith?«
    »Hinterm Haus. Wir sichern alle Seiten ab.«
    »Gut zu wissen. Na, dann gehe ich jetzt mal wieder rein.«
    Danach war eine kurze Abwandlung des Plans angesagt. Jetzt musste ich mir zuerst überlegen, wie ich überhaupt ungehindert wegkam, eine ärgerliche Verzögerung. Doch ich fand ziemlich schnell eine Lösung und war sehr stolz auf mich, dass ich noch auf dem Weg zur Haustür darauf kam, obwohl es im Grunde das abgedroschenste aller Ablenkungsmanöver war. Man sah es in jedem dritten Film – der geworfene Stein. Ich wartete einfach, bis Mr West mir den Rücken zudrehte, dann bückte ich mich, hob ein Steinchen von der Straße auf und schleuderte es in das umzäunte, begrünte Rondell, das sich in der Mitte des Platzes befand. Mr West fuhr sofort herum.
    »Ich glaube, da war jemand«, sagte ich leise. »Ich habe eine Gestalt in den Büschen gesehen!«
    Er kam mit gezückter Pistole näher und äugte wachsam über den Zaun. »Gehen Sie besser rasch ins Haus, Mylady.«
    »Natürlich. Ich bin schon so gut wie drinnen.«
    Rückwärts gehend entfernte ich mich von ihm, während er begann, hoch konzentriert das Gebüsch in dem kleinen Park zu inspizieren. Irgendwann geriet er außer Sicht. Auf diesen Moment hatte ich gewartet. Sofort drehte ich mich um und huschte auf leisen Sohlen (ich hatte extra weiche Slipper angezogen) die nächtliche Straße entlang. Wenn Mr West mit der Durchsuchung des kleinen Parks fertig war, würde er denken, ich sei wieder ins Haus gegangen, und alles hatte seine Ordnung. Mich kostete es zwar einen Umweg, weil ich erst einen Bogen schlagen musste, doch das war nur eine kleine Unannehmlichkeit – abgesehen von dem riesigen Hundehaufen, in den ich unterwegs mit dem linken Fuß hineintrat, und leider auch abgesehen von der Scherbe, an der ich mir die dünne Ledersohle meines rechten Schuhs und gleichzeitig ein Stück der darunter befindlichen Haut aufschlitzte. Es tat scheußlich weh, und den Rest des Weges musste ich humpeln. Aber ich unterdrückte den Schmerz heroisch. Gemessen an dem, was

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