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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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eine Schachtel mit goldenen Schreibfedern. In der dritten Schublade lag die Maske. Einfach so. Ohne Verpackung. Ich starrte sie an und konnte mein Glück kaum fassen. Gab es so viel Dusel überhaupt? Aber wieso eigentlich nicht? Schließlich hatten wir bisher einen Rückschlag nach dem anderen einstecken müssen. Warum sollte es nicht ein einziges Mal gut laufen? Manchmal teilte einem das Schicksal nun mal bessere Karten zu, und das hier war eine davon. Innerlich jubilierend, nahm ich die Maske aus der Schublade und schob sie mir in die Hosentasche.
    Plötzlich spürte ich kühle Zugluft, sie strich über meinen Nacken, genau an der Stelle, wo es früher immer gejuckt hatte, als ich meine Gabe noch besessen hatte. Irgendwas stimmte hier nicht. Lauschend hob ich den Kopf. War da nicht eben ein Geräusch gewesen? Da, jetzt hörte ich es eindeutig – ein Knarren. Und im nächsten Augenblick ging die große Flügeltür auf, und eine dunkle Gestalt kam in den Raum.
    »Hallo, Anna.« Die Gestalt kam näher, bis sie vom Lichtkegel der Lampe erfasst wurde. Reginald hatte nur noch teilweise Ähnlichkeit mit Bräutigam-Ken – seine Nase war sogar nach über einer Woche noch dick angeschwollen und dunkel verfärbt.
    »Ja, sie ist gebrochen, falls du dich das gerade gefragt haben solltest«, sagte er. Der Grimm in seiner Stimme wurde ein wenig durch das dumpfe Näseln beeinträchtigt, aber dem wütenden Glitzern in seinen Augen tat es keinen Abbruch.
    »Du gehst ein ziemliches Risiko ein, indem du noch hier rumhängst«, sagte ich.
    »Kein so großes wie du, indem du hier einbrichst.«
    »Du hast damit gerechnet«, stellte ich fest.
    »Klar. Deshalb hänge ich ja hier rum.« Er grinste bösartig. »Man könnte sagen, ich habe dir eine Falle gestellt, und du bist reingelaufen wie Bambi.«
    Er kam auf mich zu, und nun sah ich, dass er ein großes, gefährlich blitzendes Messer in der Hand hatte. »Diesmal krieg ich dich.«
    »Träum weiter«, stieß ich hervor, während ich einen schweren Briefbeschwerer vom Schreibtisch nahm und damit nach ihm warf. Blöderweise traf ich nur den Globus, der sich gut und gerne anderthalb Meter neben Reginald befand. Im Werfen war ich schon immer katastrophal unbegabt gewesen.
    Doch ich hatte damit sowieso nur meine sofortige Flucht einleiten wollen. Mit einem weiten Sprung setzte ich über die Glasscherben hinweg durch die Tür (na gut, der Sprung war nicht besonders weit, denn damit konnte ich genauso wenig punkten wie mit meiner Wurftechnik) und lief zurück in Richtung Straße. Von meiner rechten Fußsohle schossen stechende Schmerzen bis hinauf ins Knie. Ich war schon wieder auf eine Scherbe getreten, und das Resultat tat höllisch weh. Zu allem Überfluss stolperte ich ständig über irgendwas, denn ich konnte so gut wie nichts sehen, weil ich keine Lampe mehr hatte und die Laternen an der Straße hier hinterm Haus nicht viel nützten. Die Kappe fiel mir runter, mein Zopf schwang hin und her, und die Strähnen, die sich daraus gelöst hatten, hingen mir ins Gesicht. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte ich, Land zu gewinnen, doch als ich endlich die Straße erreicht hatte und hinkend über das holprige Pflaster davonrannte, hörte ich bereits das trommelnde Geräusch von Reginalds Stiefelabsätzen hinter mir – und es kam rasend schnell näher. Nach wenigen Sekunden hatte er mich schon eingeholt. Er erwischte mich grob am Zopf, riss mich zurück und brachte mich zu Fall. Sein wutverzerrtes Gesicht war direkt über mir.
    »Jetzt kann dir keiner mehr helfen«, höhnte er. »Nicht mal euer Alter, dieser José. Und deine blöde Maske nützt dir jetzt auch nichts mehr.« Das Messer fuhr in einem sausenden Bogen auf mich herab.

    »Hilfe!«, schrie ich – und war im nächsten Augenblick woanders. Zuerst glaubte ich, ich sei tot. Reginald musste mich umgebracht haben, und jetzt war ich an dem Ort, wo man hinkam, wenn man starb – wo auch immer das war. Vielleicht in so eine Art Niemandsland zwischen Himmel und Hölle, bis eine höhere Macht entschieden hatte, wo das endgültige Ziel war.
    Dann bemerkte ich, dass ich durch den Tunnel der Zeit fiel. Und diesmal ahnte ich, dass es kein Traum war, sondern nackte, grauenhafte Realität. Der fauchende Luftzug vom Grund des Schachts, das gefräßige Grauen, das dort unten lauerte – es war alles echt. Auch der gellende Schrei, den ich ausstieß und der mir in der Kehle schmerzte, weil er meine Stimmbänder überforderte. Ich stieß ihn

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