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Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition)

Titel: Zeitenzauber: Das verborgene Tor. Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Tagen nachdachte. Ich hatte sogar schon einen Plan, wie ich es lösen konnte. Sebastiano wusste allerdings noch nichts davon. Schließlich war er noch bettlägerig.
    »Woran denkst du gerade?«, wollte er wissen.
    »An nichts«, behauptete ich.
    »Falsche Antwort. Ich kenne diesen Gesichtsausdruck. Den hast du nur, wenn du irgendwas ausheckst und mir nichts davon sagst.«
    »Das ist Blödsinn«, log ich. »He, du musst im Bett liegen bleiben!«, rief ich erschrocken, als er Anstalten machte, aufzustehen.
    »Auch bei Bettlägerigkeit gibt es gewisse Einschränkungen, die ein Mann nur für begrenzte Zeit ertragen kann. Zum Beispiel das da.« Er zeigte gebieterisch auf den hässlichen, blechernen Gegenstand seiner Abneigung. »Tu das Ding weg, ich will es nie wieder sehen.«
    Ich ignorierte die Bettpfanne und sprang auf, um ihn zu stützen, doch das lehnte er ab. »Ich kann allein gehen«, erklärte er. Tatsächlich war er zu meinem Erstaunen recht sicher auf den Beinen, und mir wurde klar, dass er schon vorher aufgestanden sein musste. Wahrscheinlich mithilfe von Meeks, der ihm in den letzten Tagen auch bei der Körperpflege geholfen hatte. »Und ich will heute was Anständiges essen«, teilte er mir mit, schon auf halbem Weg zum Klo. »Diese ewige Hühnerbrühe kommt mir bald zu den Ohren raus.«
    Das war ein gutes Zeichen! Ich vergaß meine Besorgnis und eilte nach unten, um bei Mrs Fitzjohn ein großes Steak fürs Abendessen zu ordern. Kaum hatte ich das erledigt, trat Mr Fitzjohn auf mich zu und hielt mir das obligatorische kleine Silbertablett entgegen, auf dem eine zusammengefaltete Nachricht lag.
    »Schon wieder der Earl?«, fragte ich entnervt.
    »Nein, diesmal ist es Lady Winterbottom.« Diskret deutete Mr Fitzjohn zur Haustür. »Sie wartet draußen auf Antwort.«
    Ich klappte den Brief auseinander. Er bestand nur aus einem Satz.
    Liebe Anne, mit der flehentlichen Bitte um Vergebung ersuche ich dich inständig um eine Unterredung. I. W.
    Diese Zicke! Sie traute sich ernsthaft noch mal her! Spontan wollte ich Mr Fitzjohn bitten, sie wegzuschicken, doch dann hielt ich inne. »Bringen Sie sie in den Empfangssalon.«
    Mr Fitzjohn wirkte leicht überrascht, fing sich aber sofort wieder und verneigte sich. »Wie Mylady wünschen.«
    Im Salon stellte ich mich ans Fenster und wartete darauf, dass Mr Fitzjohn Iphy hineinführte. Sie betrat den Raum zögernd und blieb unsicher stehen, bis Mr Fitzjohn leise die Tür hinter sich zugezogen hatte.
    »Guten Tag, Anne«, sagte sie leise.
    Ich nickte höflich und deutete auf einen Sessel. »Nimm doch Platz. Möchtest du eine Erfrischung?«
    Sie schüttelte nur stumm den Kopf und blieb stehen, womit ich Gelegenheit bekam, ihre wie immer perfekte Erscheinung zu registrieren. Heute war sie deutlich weniger farbenfroh gekleidet als sonst. Sie trug ein schlicht geschnittenes Ensemble aus rauchgrauem Crêpe de Chine und dazu ein anthrazitfarbenes Hütchen mit nur einer einzigen schmalen Schleife. Hätte sie nicht trotzdem so elegant und makellos schön ausgesehen, hätte man beinahe glauben können, sie wolle quasi in Sack und Asche gehen.
    »Ich hörte, dass dein Bruder auf dem Wege der Besserung ist«, sagte sie. »Darüber bin ich sehr, sehr froh.«
    Ich nickte und fragte mich, was als Nächstes kam.
    »Anne, als ich hörte, was Reginald getan hat, konnte ich es nicht fassen. Dass er zu solch einer Niedertracht fähig wäre …«
    »Seit wann kennst du Reginald eigentlich?«, fiel ich ihr ins Wort.
    Sie wirkte ein wenig verwirrt. »Wie seltsam, dass du mich das fragst. Genau dasselbe überlegte ich dieser Tage nämlich auch. Er kam letztes Jahr vom Kontinent zurück, aus dem Krieg gegen die Franzosen, und ich weiß noch, wie er mich besuchte und wie ich mich darüber freute, meinen lieben Cousin endlich wiederzusehen. Doch wenn ich nun rückblickend alles bedenke … Meine Erinnerung … irgendwie scheint sie Lücken aufzuweisen, denn mir sind gar keine früheren Begegnungen eingefallen, und das finde ich wirklich sehr eigenartig.« Sie wischte sich kurz über die Stirn, als müsste sie etwas von dort entfernen. »Ich will nicht an ihn denken, irgendwie fühlt sich das so seltsam und unbehaglich an.«
    Etwas in der Art hatte ich schon vermutet. Jemand hatte sie massiv manipuliert, damit sie glaubte, Reginald sei ihr Cousin. Oder vielleicht war sie sogar – und bei dieser Vorstellung wurde mir mulmig – insgesamt nur eine illusorische Existenz, so wie die Ehefrau von

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