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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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die gerötete, gespannte Haut um den Schnitt herum nichts Gutes zu bedeuten hatte.
    »Das sieht schlimm aus«, sagte ich erschrocken. »Du musst unbedingt zu einem Arzt.«
    »Ich weiß.« Er hielt inne, weil er husten musste. Es klang gar nicht gut. »Aber es gibt hier nun mal keinen Arzt. Jedenfalls keinen, zu dem ich freiwillig gehen würde.«
    Ich berichtete, dass ich versucht hatte, die beiden Bewahrer aufzustöbern. »Ich war beim Maskenladen, leider Fehlanzeige. Esperanza war nicht da. Im Kurtisanenhaus habe ich auch mein Glück versucht, doch keiner wusste, wo José ist. Also habe ich eine Nachricht hinterlassen, dass José sofort hierherkommen soll, sobald er wieder zurück ist. Wo immer er sich herumtreibt.«
    Das Gespräch mit Clarissa verschwieg ich, obwohl ich darauf brannte, herauszufinden, wessen Tod sie sich vorwarf. Sebastiano sah nicht aus, als wäre er zu langen Erklärungen imstande. Bleich und mit geschlossenen Augen lag er auf dem Rücken. Ihm war anzusehen, dass er wieder Schmerzen hatte.
    »Warum machst du das alles für mich?«, murmelte er.
    »Na ja, ich bin doch deine Frau. Schon vergessen?«
    Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel auf. »Weißt du, welche Eigenschaft mir an dir besonders gefällt?«
    »Meine große Klappe ist es bestimmt nicht. Also würde ich auf mein langes güldenes Haar tippen.«
    Er lachte leise und verzog sofort schmerzhaft das Gesicht. »Verdammt, du musst damit aufhören!«, befahl er mir.
    »Womit?«
    »Witzchen zu machen. Wenn ich lache, tut es höllisch weh!«
    »Hm, ich dachte eigentlich, dass Lachen die beste Medizin ist. Aber mit einem Loch im Bauch ist das vielleicht weniger lustig. Ich weiß noch, wie es war, als ich den Blinddarm rausgenommen bekam. Da war ich sieben, aber ich erinnere mich noch genau. Vor allem daran, wie weh es tat, wenn ich lachte. Aber ich konnte nicht anders. Papa kam ins Krankenhaus und erzählte mir die blödesten Witze.«
    »Dann hast du diese Ader von ihm?«
    »Kann schon sein. Jedenfalls versteht er meinen Humor, auch wenn andere nicht drüber lachen können.« Ich musste an Handicaps und Golfwägelchen denken und spürte einen Kloß im Hals. Ob Papa und ich je wieder gemeinsam über einen Witz lachen konnten?
    »Ich verstehe ihn auch«, sagte Sebastiano.
    »Wen? Meinen Vater?«
    »Deinen Humor. Und das ist übrigens auch die Eigenschaft, die ich vorhin meinte. Die mir besonders an dir gefällt.«
    Er wandte mir das Gesicht zu und blickte mich an. Ich zuckte leicht zusammen, als er unvermittelt die Hand ausstreckte und an einer meiner Locken zupfte. »Dein langes güldenes Haar ist aber auch nicht übel.«
    »Dann hätten wir das ja geklärt«, sagte ich heiser.
    »Ja, gut, dass wir drüber geredet haben.« Sein Ton war flapsig, doch sein Blick hatte etwas Fragendes. Mir wurde heiß.
    Ich räusperte mich mühsam. »Du wolltest mir noch erzählen, wie du zu diesem Loch im Bauch gekommen bist.«
    Mit leisem Spott hob er eine Braue. »Wollte ich das?«
    »Auf jeden Fall«, erklärte ich entschieden.
    »Du kannst es dir sicher denken.«
    »Alvise«, sagte ich.
    Sebastiano nickte resigniert. »Als ich in der Zukunft landete, war er schon da und hat auf mich gewartet. Mit seinem Dolch.«
    »Wie schafft dieser Kerl es eigentlich, zwischen den Zeiten hin- und herzuspringen?«
    »Er muss einen Helfer haben, aber wir wissen nicht, wer es ist. Es muss außerdem ein Portal geben, das er benutzt, doch wir haben noch nicht herausgekriegt, wo es sich befindet. Eins steht aber auf alle Fälle fest: Er will mich aus dem Weg räumen, auf Biegen und Brechen.«
    Und mich auch, dachte ich schaudernd. Fast glaubte ich, wieder Alvises Würgegriff zu spüren.
    »Bis jetzt hatte ich Glück, aber beim nächsten Mal trifft er vielleicht besser«, sagte Sebastiano. »Er ist verdammt schnell mit dem Messer.«
    »So darfst du nicht reden«, widersprach ich. »Du musst positiv denken! Vielleicht erwischst du ihn beim nächsten Mal! Du bist auch schnell. Ich habe es selbst gesehen!« Ich besann mich. »Die Medizin! Sie ist bestimmt schon fertig. Warte, ich hole sie schnell!«
    Ich ging nach unten, doch Monna Faustina war nirgends zu sehen. Dafür stand die Hintertür offen, und vom Abtritt her klang es nach heftigem Durchfall. Als ich das hörte, fing es in meinem Bauch an zu rumpeln, und am liebsten hätte ich an die Tür des Plumpsklos gehämmert und Monna Faustina aufgefordert, sich zu beeilen. In diesem Jahrhundert hatte ich definitiv zu viel

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