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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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sprechen?«
    Widerwillig hob sie die Schultern. »Komm mit nach hinten.«
    Ich schlüpfte an Matilda vorbei und versuchte, nicht auf ihr lautes Schimpfen zu achten, als ich Clarissa folgte. In der Küche saß der alte Jacopo am Tisch, wie üblich eine Schnitzarbeit in den Händen. »Sieh an«, sagte er freundlich lächelnd, als er mich sah. »Die kleine Sonne! Und in welch hübschem Gewande!«
    »Ich hatte noch keine Zeit zum Umziehen.«
    »Das muss ja eine rauschende Nacht gewesen sein«, meinte er zwinkernd.
    »Na ja, nicht so wirklich. Es war eher … unerfreulich. Ich musste mich um eine kranke Zimmergenossin kümmern.«
    »Hoffentlich geht es ihr bald besser«, meinte er mitfühlend.
    »Ich bin gekommen, um ein Mittel gegen ihr Fieber zu holen.«
    »Clarissa wird dir etwas einpacken«, sagte Jacopo.
    Clarissa nahm es mit bockig gesenktem Kopf zur Kenntnis.
    »Bestimmt wird es deiner Zimmergenossin gut helfen«, fuhr Jacopo fort. »Clarissa, worauf wartest du?«
    Clarissa machte keine Anstalten, seiner Bitte Folge zu leisten.
    »Clarissa«, sagte er bekümmert, aber auch mit einem Unterton von Ärger. »So kenne ich dich gar nicht! Willst du Anna denn nicht behilflich sein?«
    Clarissa zuckte die Achseln, schien sich dann aber zu besinnen. Mit abgewandtem Gesicht meinte sie: »Komm mit.«
    Sie stieß die Hintertür auf und ich folgte ihr durch den Innenhof zum Kräuterschuppen. Wie immer brummten dicke Fliegen um das Klohäuschen und erinnerten mich daran, was mir blühte, wenn ich nicht mein Bestes gab, um mir die Rückreise ins einundzwanzigste Jahrhundert zu verdienen.
    »Bist du böse auf mich?«, fragte ich verunsichert, weil der steinerne Ausdruck auf Clarissas Gesicht nicht weichen wollte.
    »Wieso sollte ich böse auf dich sein?«, fragte sie schnippisch zurück.
    »Na ja. Ich bin gestern so schnell von der Feier verschwunden … Aber Bart war ja bei dir. Habt ihr euch denn wenigstens gut unterhalten? Hat er dich nach Hause gebracht?«
    Sie gab keine Antwort, sondern ging in den Schuppen und machte sich dort am Arbeitstisch zu schaffen. Verwirrt ging ich ihr nach. »Habe ich dir irgendwas getan?«
    »Sei am besten still!«, fuhr sie mich an. »Dann muss ich dein dummes Gerede wenigstens nicht mehr ertragen!«
    So feindselig hatte ich sie noch nie erlebt. Ich hielt es für besser, nichts mehr zu sagen.
    Mit hochgezogenen Schultern machte sie sich daran, eine Kräutermischung auf einem Blatt Papier auszustreuen, das sie anschließend sorgfältig zusammenfaltete und mir in die Hand drückte.
    »Das muss mit heißem Wasser aufgegossen werden«, sagte sie tonlos. »Er sollte alles auf einmal trinken. Es schmeckt ganz gut, wenn man Zucker oder Honig hineingibt.«
    »Clarissa, was ist denn los mit dir?«, platzte ich heraus. »Womit habe ich dich gekränkt? Sag es mir doch, damit ich mich entschuldigen kann!«
    »Du und dich entschuldigen? Du, die perfekte, alles wissende, alles könnende, alles verstehende Anna aus der Zukunft?« Clarissa lachte höhnisch. »Was könntest du je falsch machen! Du bist doch ganz anders als ich! Dir wären nie solche Fehler unterlaufen wie mir! Du wirst nie mit der Schuld leben müssen, dass deinetwegen ein guter Mann starb!«
    »Was für eine Schuld? Und welcher Mann?«
    »Schweig.« Sie drehte sich von mir weg. Ihre Schultern zuckten, sie hatte angefangen zu weinen.
    Zaghaft streckte ich die Hand nach ihr aus, doch sie wehrte mich grob ab und fauchte mich an, ich solle endlich verschwinden.
    Schockiert trat ich den Rückzug an.
    In der Küche blickte Jacopo mir lächelnd entgegen. »Hast du die Medizin?«
    Ich nickte stumm und ging mit gesenktem Kopf an ihm vorbei durch den Ladenraum auf die Gasse hinaus.
    Erzürnt rief Matilda mir nach, ich solle mir ja nicht einfallen lassen, zu spät wiederzukommen, hier gebe es noch jede Menge zu tun.
    Ich war zu durcheinander, um zu antworten. Verstört lief ich zurück zur Anlegestelle.

    Murrend setzte Monna Faustina Wasser zum Kochen auf, als ich sie darum bat. Wie nicht anders zu erwarten, verlangte sie dafür Geld, schon deshalb, weil sie Zucker oder Honig in den Sud mischen sollte. Natürlich gab ich es ihr.
    Sebastiano war nicht mehr so schlapp wie vor meinem Aufbruch; er wirkte sogar halbwegs wach, aber sein Fieber war nach meinem Dafürhalten nicht gesunken. Hoffentlich half das Mittel!
    Ich wechselte Sebastianos Verband und erkannte dabei sofort, dass die Wunde sich entzündet hatte. Man musste kein Arzt sein, um zu sehen, dass

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