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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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an. »Also ist sie endlich damit herausgerückt, was?«
    »Nein, nicht wirklich. Ich sagte doch, es waren nur Andeutungen. Was hat sie gemeint?«
    »Bevor ich mit diesem Job anfing, hat ihn ein anderer gemacht. Ich erwähnte das schon.«
    Ich erinnerte mich. »Giancarlo, oder?«
    Sebastiano nickte. »Ein netter Bursche, zwei Semester über mir. Ich hatte mich gerade erst an der Uni eingeschrieben, als ich ihn kennenlernte. Wir waren ein paarmal zusammen beim Fußball und ab und zu ein Bier trinken. Er erzählte mir von seinem gut bezahlten Ferienjob und dass er einen Kollegen brauchen könnte. Ich sagte, klar, erzähl mir mehr darüber. Da machte er mich dann mit José bekannt.«
    »Was ist aus Giancarlo geworden?«
    »Er starb ein paar Wochen später. Und es war Clarissas Schuld.«
    Ich schluckte. »Was ist passiert?«
    »Sein Einsatzgebiet war neben dieser Zeit auch das späte achtzehnte Jahrhundert – Clarissas Zeit. Er holte sie her und die beiden fingen was miteinander an. Er war verrückt nach ihr, aber ihr ging es in erster Linie nur darum, wieder nach Hause zu kommen. Giancarlo versuchte es alle zwei Wochen, bei jedem Mondwechsel, doch es funktionierte nicht. Wie du hatte sie eine Katzenmaske, also musste sie eine Aufgabe erfüllen. Esperanza schickte sie schließlich zu einer Feier. Clarissa hatte keine Lust, hinzugehen.«
    »Sie ging nicht hin, weil sie Migräne hatte«, protestierte ich entrüstet.
    »Wenn sie das behauptet hat, war es eine Lüge«, meinte Sebastiano. Es klang matt, aber entschieden. Widerstrebend glaubte ich ihm, denn es war nicht von der Hand zu weisen, dass Clarissa mich schon mehr als einmal angelogen hatte.
    »Sie wollte nicht mitgehen, weil sie kurz vorher mit Giancarlo gestritten hatte. Ein dummer Streit aus nichtigem Anlass, weil sie eifersüchtig war.«
    »Auf wen?«
    »Auf Marietta.«
    »Marietta?«, echote ich verblüfft.
    Sebastiano nickte. »Clarissa lebte damals bei ihr im Haus. Nicht als … du weißt schon. Sondern ganz ehrbar, in einer Kammer im Dachgeschoss. Sie hätte auch im Kloster wohnen können, doch das war ihr zu langweilig.«
    »Wahrscheinlich wusste sie damals nicht, dass auch Nonnen Partys veranstalten«, murmelte ich.
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Sie und Giancarlo haben also gestritten. Und dann?«
    »Sie weigerte sich, Esperanzas Anweisung zu befolgen …«
    »Moment mal. Clarissa kennt die alte Esperanza?«
    »Sicher.«
    Auch in dem Punkt hatte Clarissa mir nicht die Wahrheit gesagt!
    »Sie ging also nicht hin«, fuhr Sebastiano fort. »Sie hat einfach nicht wahrhaben wollen, dass davon Leben und Tod abhingen, obwohl Giancarlo es ihr sagte. Er war allein und ohne Rückendeckung dort. Er wurde in einen Hinterhalt gelockt und ermordet. Zusammen mit dem Mann, den er hatte beschützen wollen. Ein wichtiger Diplomat, der im nächsten Krieg unverzichtbare Friedensverhandlungen geführt hätte. Durch seinen Tod wird dieser Krieg zwei Jahre länger dauern, es wird unzählige Opfer geben.«
    Ich biss mir auf die Lippe, bis es wehtat. Clarissa hatte wirklich große Schuld auf sich geladen, doch niemals hätte sie gewollt, dass so etwas geschah!
    »Danach hat sie mich und José angefleht, sie in ihre Zeit zurückzubringen. Wir haben es ein paarmal versucht, doch es klappte nicht. Es wird auch weiterhin nicht klappen, damit muss sie sich abfinden. Doch sie will es bis heute nicht akzeptieren. Esperanza hat ihr erklärt, sie müsse warten, bis die passende Zeit für eine zweite Chance gekommen sei. Falls es überhaupt eine gibt.«
    Betroffen starrte ich geradeaus. Clarissa wartete schon seit fünf Jahren! Was für ein unmenschlich hartes Schicksal nur wegen eines dummen Streits! Der zu allem Überfluss aus einem Grund entbrannt war, den ich bestens nachvollziehen konnte! Welche Frau wäre nicht eifersüchtig auf Ich-seh-wieder-so-toll-aus -Marietta!
    »Ich verstehe ja, dass das alles ganz furchtbar war«, meinte ich. »Aber musste man ihr unbedingt noch diesen Sklavenjob bei Matilda aufs Auge drücken?«
    »Den hat sie sich damals selbst gesucht«, sagte Sebastiano.
    Ungläubig sah ich ihn an. »Wirklich?«
    Er nickte.
    Damit war unser Gespräch beendet. Wir hatten den Dogenpalast erreicht.

    Vor dem Tor standen Wachen mit meterlangen Spießen und einen Moment lang fragte ich mich nervös, ob sie uns überhaupt durchlassen würden. Doch wieder einmal schaffte Sebastiano es, mich zu überraschen. Mit beeindruckender Souveränität zauberte er ein amtlich aussehendes

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