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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Es dauerte nicht lange, bis ich merkte, wer hinter uns her war: Alvises Bruder, Giovanni Malipiero, hatte sich höchstpersönlich an unsere Fersen geheftet. Er saß in einer Gondel, die ein paar Bootslängen hinter uns fuhr, gut zu erkennen an seinem sonnenblumengelben Wams.
    Jetzt musste ich nur noch überlegen, wie wir ihn abhängen konnten.
    Ich zerbrach mir den Kopf, was ich über mögliche Methoden des Abhängens wusste, vor allem aus diversen Filmen mit wilden Verfolgungsjagden, aber leider konnte man hier nicht mal eben an der nächsten Ecke Gas geben, das Steuer herumreißen und hochkant auf zwei qualmenden Reifen weiterfahren.
    »Wie würdet Ihr es anstellen, wenn Ihr einen Verfolger loswerden wolltet?«, fragte ich den Gondoliere.
    Er kniff ein Auge zu. »Meint Ihr den gelben Gecken ein paar Bootslängen hinter uns?«
    »Ja«, sagte ich verdutzt.
    »Ein eifersüchtiger Nebenbuhler?«
    Ich nickte und behauptete dann kühn: »Er hat meinen Gatten mit dem Degen verletzt.«
    »Ah, ich verstehe, daher seine Schwäche.« Er warf Sebastiano einen mitfühlenden Blick zu, bevor er zu mir sagte: »Euch kann geholfen werden. Überlasst das nur mir.«
    Kurze Zeit später stieß er einen scharfen Pfiff aus und winkte einem Floßführer zu, dessen Gefährt neben uns dahintrieb.
    Sofort bewegte der Mann sein Floß hinter unsere Gondel und versperrte damit unserem Verfolger den Weg. Der Floßführer tat so, als wäre es völlig selbstverständlich, dass er an dieser Stelle den Kanal kreuzen wollte.
    Giovannis Flüche schallten uns hinterher, bis wir in einen schmalen Verbindungskanal einbogen und gleich darauf die nächstmögliche Abzweigung nahmen. Das Manöver hatte geklappt, wir waren ihn los.
    »Und wo wollt Ihr wirklich hin?«, fragte der Gondoliere.
    Ich teilte es ihm mit und bedankte mich aus tiefstem Herzen für seine tatkräftige Unterstützung.
    Er lächelte freundlich. »Einem so hübschen Paar helfe ich doch gern.«
    Seine Worte klangen mir noch in den Ohren, als ich Sebastiano beim Haus der Witwe Faustina aus der Gondel half. Auf dem Weg zur Pforte stützte er sich so schwer auf mich, dass ich fast unter seinem Gewicht zusammenbrach. Er lehnte hustend an der Wand, während ich den Schlüssel aus seinem Beutel kramte und die Tür öffnete. Im Stillen hoffte ich, dass Monna Faustina uns nicht ausgerechnet jetzt auflauerte, denn ihre Neugier hätte uns gerade noch gefehlt. Doch als wir den Hauptraum im Erdgeschoss betraten, war nichts von ihr zu sehen.
    Mit äußerster Mühe gelang es mir, Sebastiano die Stiege hinauf nach oben zu verfrachten, wo er ohne Umschweife auf das Bett sank und ohnmächtig wurde. Atemlos vor Schreck und von der überstandenen Anstrengung ging ich neben ihm in die Knie und tastete an seinem Handgelenk nach dem Puls. Einen Moment lang war ich davon überzeugt, er sei tot, ganz plötzlich an Entkräftung und Fieber gestorben, doch dann holte er rasselnd Luft.
    Eine Zeit lang blieb ich bei ihm hocken und atmete tief durch, bis mein galoppierender Herzschlag sich beruhigt hatte. Dann ging ich nach unten, um die Kanne mit dem Kräutersud zu holen.

    Zu meinem Befremden fand ich zwar die Kanne, nicht aber den Sud. Monna Faustina hatte ihn offenbar weggeschüttet. Oder … Mit aufkeimendem Misstrauen schnüffelte ich an diversen Holzbechern und fand in einem davon noch einen Rest von dem Heilmittel.
    Diese alte Schabracke! Sie hatte einfach alles ausgetrunken! Der würde ich die Meinung sagen, sobald sie wiederkam!
    Ich bezog erneut Posten an Sebastianos Bett. Er war wieder eingeschlafen. Vielleicht brauchte er nur etwas Ruhe, um sich zu erholen. Auf alle Fälle war es gesünder, als in der Gegend herumzulaufen und den Time-Cop zu spielen.
    Noch gesünder wäre es allerdings gewesen, ärztliche Behandlung in Anspruch zu nehmen.
    Ab und zu wurde er wach und äußerte mit schwacher Stimme, dass er Durst habe, worauf ich ihm Wasser einflößte. Einmal erklärte er, er müsse mal, was mich vor ein Dilemma stellte. Völlig ausgeschlossen, dass er in diesem Zustand zum Abtritt ging. Ein weiteres Mal würde er die steile Stiege nicht hochkommen, auch nicht mit meiner Hilfe.
    Ich eilte nach unten und marschierte schnurstracks in Monna Faustinas Kammer, weil ich den Nachttopf dort vermutete, wo ihn die meisten Leute in dieser Zeit stehen hatten – unterm Bett.
    Miefende, abgestandene Luft schlug mir entgegen, als ich die Kammer betrat. Die Läden waren zugezogen, doch durch die Ritzen fiel genug

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