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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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groß zu sein.
    Oben stellte sie den Korb ab und eilte an Sebastianos Lager. »Mein Lieber! Ich hörte, dass du fieberst! Wie schrecklich!«
    »Ach, es ist nicht der Rede wert«, murmelte er. »Schön, dass du da bist. Wenn ich dich nicht hätte!«
    »Nicht doch. Wozu hat man Freunde? Nun lass mich mal sehen, ob ich dir helfen kann!«
    Das konnte sie tatsächlich, denn Erste-Hilfe-mäßig spielte sie eindeutig in einer höheren Liga als ich. Ohne großes Getue wickelte sie seinen Verband ab und inspizierte die Wunde, dann holte sie einen Salbentiegel aus dem Korb und schmierte eine grünliche Pampe auf die Verletzung, um sie anschließend geschickt und schnell frisch zu verbinden. Dabei gelang es ihr problemlos, Sebastiano so hin- und herzubewegen, dass das Anlegen des Verbandes vorbildlich klappte.
    Anschließend reichte sie mir ein Leinensäckchen. »Da drin ist ein bewährtes Heilmittel gegen Fieber. Gieß es mit kochendem Wasser auf, das sollte seine Beschwerden lindern helfen!«
    Noch ein Punkt für sie, denn mein mühsam beschafftes Fiebermittel war leider anderweitig ausgetrunken worden.
    Ich tat alles, was sie mir auftrug, denn immerhin war es in meinem ureigensten Interesse, dass Sebastiano schnell wieder gesund wurde. Also kochte ich Wasser für den Fiebertrank, leerte den Nachttopf aus und schleppte anschließend einen Bottich mit kaltem Wasser nach oben, damit Marietta Sebastiano Wadenwickel anlegen konnte.
    »Das ist ein probates Mittel gegen Fieber«, erklärte sie, während sie mir zeigte, wie man die Wickel anbrachte. Ich schaute genau zu, obwohl es mir in den Fingern juckte, sie vom Bett wegzuschubsen, denn es gefiel mir nicht, wie sie bei der Prozedur ihre Hand auf Sebastianos Oberschenkel legte.
    Mittlerweile hatte ich mir längst klargemacht, warum ich diese widerborstigen Anwandlungen hatte, sobald Marietta in Sebastianos Dunstkreis auftauchte – ich war eifersüchtig. Das war mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert.
    Daraus konnte ich nur einen Schluss ziehen: Ich war in Sebastiano verknallt.
    Du bist verrückt!, sagte eine erschrockene Stimme in meinem Inneren. Du kannst dich nicht in einen Typen verlieben, der zwischen den Zeiten hin- und herspringt und ständig in Messerstechereien verwickelt ist!
    Doch ich konnte nicht nur, ich hatte schon. Und zwar rettungslos und total.
    »Abgefahren«, murmelte ich.
    »Was?«, fragte Marietta.
    »Nichts.« Ich ließ mich erschöpft neben ihr auf den Bretterboden sinken. Sebastiano war wieder eingeschlafen, sein Atem ging schwer und tief.
    »Kennst du ihn eigentlich schon lange?«, wollte ich wissen.
    »Seit vier Jahren.« Marietta lächelte. »Da war er beinahe noch ein Junge. Aber ein unglaublich schneller Kämpfer. Er rettete mir das Leben, weißt du.«
    »Wirklich?«, fragte ich verdattert.
    Sie nickte. »Damals gehörte das Haus, in dem ich lebe, noch nicht mir, sondern meiner Tante. Ich wohnte bei ihr, weil meine Eltern schon vor langer Zeit starben. Meine Tante kümmerte sich um mich.«
    Mit kümmern meinte sie wahrscheinlich, dass sie bei ihrer Tante alles gelernt hatte, was eine erfolgreiche Kurtisane wissen musste. Meine Vermutung bestätigte sich bei Mariettas nächsten Worten.
    »Für ein Mädchen gibt es in Venedig nicht viele Möglichkeiten, unabhängig und trotzdem in Wohlstand zu leben«, bekannte sie freimütig. »Die von mir gewählte Art gilt vielfach als verrucht, aber sie ist nicht die schlechteste. Ich hatte es sehr gut bei meiner Tante.«
    Ich nickte und hatte auf einmal ein schlechtes Gewissen, denn ich stellte mir vor, wie erbärmlich ich mich wohl an ihrer Stelle gefühlt hätte, ohne Eltern, ohne Schulausbildung, ohne Möglichkeiten auf einen Job. Und ohne Vater Staat, der einem im Notfall unter die Arme griff.
    »Eines Tages machten meine Tante und ich eine Ausfahrt mit der Gondel. Ich hatte ein hübsches neues Kleid bekommen, die Sonne schien – ich war so glücklich, wie ich nur sein konnte. Wir scherzten und freuten uns des Lebens. Da stieg auf einmal dieser Kerl auf unser Boot und stach auf meine Tante ein. Ein eifersüchtiger … Bekannter, wie sich später herausstellte. Er konnte wohl nicht ertragen, dass sie auch anderen Männern zugetan war. Ich wollte ihr zu Hilfe eilen und nun ging er auch auf mich los. Er hatte bereits zum Stich ausgeholt, aber dann sprang Sebastiano vom Kai hinzu und entwaffnete ihn.« Sie seufzte. »Mich konnte er retten, doch für meine Tante kam jede Hilfe zu spät. Sie starb in

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