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Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber

Titel: Zeitenzauber - Völler, E: Zeitenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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Tageslicht, um den Umriss des Bettes zu erkennen.
    Ich wollte mich gerade nach dem Nachttopf bücken, als ich die Gestalt im Bett bemerkte. Erschrocken prallte ich zurück.
    »Monna Faustina!«, quietschte ich. »Ihr seid ja zu Hause!«
    Anstelle einer Antwort gab sie nur ein leises Schnarchen von sich.
    »Monna Faustina?«, fragte ich etwas lauter.
    Wieder keine Antwort. Ihr Schlaf war extrem tief. Offenbar hatte sie keine besonders gute Nacht gehabt.
    Ich beschloss, dass es in Ordnung ginge, wenn ich mir den Nachttopf ausborgte. Schließlich hatte sie sich auch einfach den Kräuteraufguss, ohne zu fragen, zu Gemüte geführt.
    Obwohl Sebastiano schwach war wie ein kleines Kind und sich kaum ohne Hilfe in eine sitzende Haltung hieven konnte, forderte er mich auf, ihn beim Pinkeln allein zu lassen. Was in dem Fall bedeutete, dass ich unten warten musste, bis er fertig war.
    Von alldem Stiegenklettern und Hin- und Hergerenne war ich mittlerweile rettungslos verschwitzt und zerzaust. Meine Zähne fühlten sich pelzig an, meine Haare fettig und strähnig und unter den Achseln hatte ich Schweißflecken von der gefühlten Größe und Nässe eines Baggersees.
    Der einzige Silberstreif am Horizont war, dass ich Ende kommender Woche wieder nach Hause durfte. Ich hatte das schlimme Ereignis verhindert und mir damit meine Rückfahrkarte verdient.
    Seufzend borgte ich mir bei Monna Faustina noch Kamm, Seife und Waschschüssel und versuchte in der nächsten Viertelstunde, wenigstens mein Gesicht und mein Haar so weit auf Vordermann zu bringen, dass ich mich wieder unter Menschen trauen konnte.
    Erst hinterher fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, den Kamm vor der Benutzung auf Läuse zu untersuchen. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass keine drin gewesen waren. Diese Befürchtung war keineswegs weit hergeholt. Mittlerweile wusste ich, dass die Leute in dieser Zeit reihenweise und regelmäßig von Läusen befallen wurden. Matildas Geschäfte mit Läusemitteln gingen glänzend.
    Ich brachte Monna Faustinas Pflegeutensilien wieder zurück in ihre Schlafkammer. Sie schnarchte vor sich hin und bekam überhaupt nicht mit, dass ich da war. Mir sollte das nur recht sein, so konnte sie uns wenigstens eine Zeit lang nicht nerven.
    Ich wollte gerade wieder nach oben gehen, als es an der Haustür klopfte.
    Sofort war mein Puls auf hundertachtzig. Vorsichtig spähte ich aus dem winzigen Fenster neben der Tür, doch durch die groben Butzenscheiben konnte ich nur den Umriss einer menschlichen Gestalt auf der Gasse sehen, nicht aber, um wen es sich handelte.
    »Jemand zu Hause?«, rief es von draußen.
    Ich erkannte die Stimme sofort. Das war Marietta!
    Eilig lief ich zur Tür und entriegelte sie.
    »Anna, du armes Kind!«, sagte Marietta zur Begrüßung. Sie schlug ihren Schleier zurück und blickte aus ihrer luftigen Höhe von ungefähr eins achtzig so fürsorglich auf mich herab, dass ich mir auf der Stelle wie ein Kindergartenkind vorkam.
    Wie bei unseren bisherigen Begegnungen war sie perfekt gestylt mit sorgfältig aufgesteckter Lockenfrisur, dezentem Make-up und auch sonst von unübertroffen frischer Eleganz. Sofort merkte ich, wie meine Schweißflecke sich weiter ausbreiteten.
    Ich versuchte, über ihre Schulter zu blicken. »Wo ist José?«
    »Er ist leider noch nicht zurück«, sagte Marietta bedauernd. »Bei ihm weiß man nie, wie lange seine Reisen aufs Festland dauern.«
    Aha, da fuhr er also offiziell hin. Aber was hätte er auch sonst sagen sollen? Ich reise mal eben in die Zukunft?
    Dass Marietta nichts davon wusste und folglich nicht zu den Eingeweihten gehörte, fand ich auf unerklärliche Weise tröstlich. Womit allerdings immer noch nicht geklärt war, wie sie die gute alte Freundin von Sebastiano hatte werden können. Und auch nicht, wie gut diese Freundschaft war.
    »Ist die Hauswirtin nicht da?«, fragte sie, während sie hereinkam. Sie hatte einen großen Henkelkorb dabei, den sie so graziös am Arm trug, als handle es sich um die coolste Kellybag.
    »Die schläft.« Ich deutete auf Monna Faustinas Kammer, deren Tür immer noch offen stand.
    »Wirklich?« Marietta runzelte die Stirn. »Ist sie schwerhörig?«
    »Nein, im Gegenteil.«
    »Dann muss ihr Schlaf sehr tief sein«, befand Marietta. »Wo ist Sebastiano?«
    »Oben in der Dachkammer.« Ich ging voraus und hatte dabei die Genugtuung, dass es Marietta nicht so leichtfiel wie mir, die steile Treppe zu erklimmen. Manchmal hatte es eben Vorteile, nicht ganz so

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