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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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nahm er nur Stich­pro­ben vor, um zu über­prü­fen, ob wir nicht bei der Ar­beit schlie­fen. Es war nicht schwer ein­zu­schla­fen, und es ist so­gar mög­lich, daß ich mei­ne Au­gen ge­schlos­sen hat­te, als der Sum­mer er­tön­te und mein Na­me ge­nannt wur­de.
    „Ja?“
    Es war mehr als ein Jahr her, seit Ers­ter mich das letz­te Mal an­ge­spro­chen hat­te. Ich hat­te die gan­ze Zeit mein Bes­tes ge­tan, um es zu ver­ges­sen, aber die Si­tua­ti­on in die­sem Mo­ment rief es mir so­fort wie­der in mein Ge­dächt­nis zu­rück. Was gab es jetzt?
    „Sie wis­sen von der Schlacht zwi­schen Loth­rin­gen und Saar­land?“
    „Ja“, sag­te ich und frag­te mich, ob er mög­li­cher­wei­se an­nahm, daß ich da­von nichts wuß­te. Je­der wuß­te da­von, und ich hat­te so­gar mit Son­ya ein paar Wor­te dar­über ge­wech­selt. Ich nahm an, daß er jetzt et­was über die An­dro­iden sa­gen wür­de und dar­über, wo sie her­ge­kom­men wa­ren – ich wuß­te, daß ein Auf­trag, der in die­se Rich­tung ging, ei­ne Mög­lich­keit war, wie­der zu An­se­hen zu kom­men –, aber ich täusch­te mich.
    „Ich möch­te, daß Sie je­man­den für mich fin­den“, sprach Ers­ter wei­ter und be­weg­te sich et­was von dem The­ma weg. „Es gibt da ei­ne jun­ge Frau aus dem Dorf Blan­cz, die von Na­po­le­ons Leu­ten ent­führt wor­den ist. Brin­gen Sie sie zu mir.“
    „Ja“, sag­te ich ein drit­tes Mal, aber Ers­ter war schon fort.
    Das war ty­pisch. Man be­kam nur die al­ler­knapps­ten In­for­ma­tio­nen und An­wei­sun­gen, aber das ließ auf der an­de­ren Sei­te dem ein­zel­nen weit mehr Spiel­raum. Es hat­te den An­schein, als sei das, was er sag­te, un­wich­tig und be­lang­los, et­was, was man ge­nau­so­gut noch in der nächs­ten Wo­chen oder im nächs­ten Mo­nat er­le­di­gen konn­te. Aber wenn er es ei­nem be­fahl, dann mach­te man es.
    Ich konn­te nicht mit­ten in der Schicht weg­ge­hen, aber das woll­te ich auch nicht. Be­vor ich zur Ober­flä­che hoch­ging, gab es noch ei­ne Men­ge zu tun. Und je län­ger ich jetzt noch hier un­ten blieb, de­sto schnel­ler konn­te ich den Auf­trag oben er­le­di­gen und dem Ers­ten sei­ne Jun­ge Frau’ brin­gen.
    Ich warf noch einen schnel­len Blick auf die an­de­ren Schir­me und stell­te dann ei­ne Ver­bin­dung zum Nach­rich­ten­netz her. Ich ver­lang­te das Ar­chiv.
    Ich stand wie­der auf der Lei­ter – zur Ober­flä­che und vom Be­ob­ach­ter zum Wäch­ter.
     
     
    Wenn es kei­ne Tü­re gibt, dann ist er ein Ge­fan­ge­ner. Viel­leicht, so denkt Ers­ter, ist er so­gar in ei­ner Art Heil­an­stalt für Geis­tes­kran­ke, wie es sie frü­her gab. Er hat kei­ne Mög­lich­keit, sei­ne Theo­rie zu wi­der­le­gen… oder sie zu be­stä­ti­gen. Das scheint ihm aber trotz­dem ir­gend­wie nicht rich­tig zu sein, und er hält es für mehr als wahr­schein­lich, daß er tat­säch­lich Ers­ter Wäch­ter ist. Aber er hat kei­ne Mög­lich­keit, das her­aus­zu­fin­den, und er wünscht, daß er Zu­gang zu In­for­ma­tio­nen ha­ben könn­te, die in ei­nem Be­zug da­zu ste­hen, wie er an die Macht ge­kom­men ist. M ASCHI­NES Be­richt dar­über, was ge­sche­hen ist, ist so knapp ge­hal­ten, daß er fast wert­los ist. Kann er sich dar­auf ver­las­sen, was sie sagt, oder lügt sie ihn an? Mög­li­cher­wei­se ist er schon seit mehr als zehn Jah­ren ,Ers­ter Wäch­ter’ – oder erst seit sehr viel kür­ze­rer Zeit. Er weiß es nicht; es gibt so­viel, was er nicht weiß.
    M ASCHI­NE be­haup­tet, sie ha­be ihm von Fells Tod und der Af­fen-In­va­si­on in At­ti­las XXI. Schlaf­zim­mer be­rich­tet. Ers­te­res war zwei­fel­los sehr wich­tig, aber wie ver­hielt es sich mit letz­te­rem? Für ge­wöhn­lich wie­der­holt M ASCHI­NE Er­eig­nis­se aus der Zu­kunft nur dann für ihn, wenn sie be­son­ders wich­tig sind, weil sonst sein Geist mit zu vie­len un­wich­ti­gen De­tails über­la­den wür­de. Ers­ter weiß das nicht si­cher, aber er nimmt an, daß es so ist. Es kommt im­mer noch vor, daß ein Be­ob­ach­ter et­was Un­er­war­te­tes be­rich­tet, aber M ASCHI­NE sagt dann: „Es wur­de er­war­tet“, und Ers­ter ist zu­frie­den.
    Es wird ihm klar, daß er je­des­mal, wenn sein Geist aus der

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