Zeitfinsternis
weiter verfallen zu lassen, es untergehen zu lassen, bis jede Hoffnung auf Rettung vorbei war?
Wie standen ihre Erfolgschancen? Eigentlich müßten sie gut aussehen. Erster hatte auf Fells Tod nicht reagiert. Oder ließ er ihnen vielleicht viel Freiheit, damit sie Selbstvertrauen gewannen und sich verrieten, um sie dann alle mit einem Griff packen zu können? So etwas war früher auch schon passiert, und jetzt war die Situation verzweifelter denn je.
Es würde wieder Tote geben, Gute würden wie Böse sterben müssen. Je früher es aber geschafft war, desto mehr würden am Leben bleiben.
Immer wieder tauchte die gleiche Frage auf, die alle anderen Gedanken überschattete: War es zu schaffen? War es wirklich möglich, den Mann, den sie Erster nannten, zu töten?
In ein paar Tagen würde Sonya es wissen; entweder das, oder sie war tot. Vielleicht beides.
Napoleon XV. mochte Lawrence nicht besonders gern, obwohl er ihn erst eine extrem kurze Zeit kannte, aber seinen Ersatzmann mochte er irgendwie noch weniger. Anders, Lawrence, und jetzt Resnais. Resnais behauptete, sein Vorgänger sei ein Hochstapler gewesen und deshalb hingerichtet worden. Der Neuankömmling jedoch legte ein Verhalten an den Tag, das einem Zauberer nicht zukam. Mißachtete er nicht seine Befehle? Er hatte Resnais angewiesen, mit dem weiterzumachen, womit Lawrence beschäftigt gewesen war – Vorkehrungen zu treffen, daß er mit einer neuen Armee gegen das Saarland ziehen konnte. Und was hatte Resnais darauf geantwortet?
„Nein.“
„Nein?“
„Nein, Sire. Ich halte das nicht für ratsam.“
„Ich bin der König“, beschwerte sich Napoleon. „Ihr müßt tun, was ich Euch sage.“
„Das stimmt nicht, wie Euer Vater Euch hätte beibringen müssen.“
Der König sagte nichts.
„Ihr möchtet den Tod Eures Vaters rächen?“
„Das muß ich.“
„Dann solltet Ihr Eure Anstrengungen nicht gegen Attila und das Saarland, sondern gegen Flandern richten.“
„Aber was hat denn Flandern damit zu tun?“
„Dort sind die Leute, die für die Vernichtung der Armee Eures Vaters verantwortlich sind. Sie haben auch die gesamte Streitmacht des Saarlands vernichtet. Allein Attila und noch ein paar Männer sind mit dem Leben davongekommen.“
Napoleon starrte den Mann nur an.
„Das ist wahr, Sire“, sagte Resnais. „Ihr wißt doch, wie Flandern in den letzten Jahren sein Territorium erweitert hat.“
„Ja“, sagte der König nach einer Pause. „Dort herrschen viele mächtige Zauberer.“
„Sie werden keine Ruhe geben, bis sie auch Euer Land erobert haben. Daß sie die Armee Eures Vaters und die Attilas vernichtet haben, war nur der erste Schritt. Alle anderen Länder sollten sich gegen den gemeinsamen Feind verbünden – gegen Flandern – und nicht untereinander streiten.“
Ja, Napoleon ahnte, daß es Schwierigkeiten mit Resnais geben würde. Er überlegte, ob es irgendeine Methode gäbe, mit der er den Mann umbringen lassen konnte. Unverwundbar waren sie nicht. Der Tod von Anders und Lawrence hatte bewiesen, daß sie nur Sterbliche waren. Wer war wirklich der Hochstapler, Lawrence oder Resnais? Und seit wann war es so, daß sich Zauberer – daß sie das beide waren, wußte er – gegenseitig umbrachten? Es war äußerst seltsam.
Erster: „Die Frau aus dem Dorf – wird sie gesucht, wie ich es angeordnet habe?“
M ASCHINE : „Ja.“
Erster: „Und wird sie gefunden werden?“
M ASCHINE : „Ja.“
Erster: „Und sie wird zu mir gebracht werden? Hierher? Persönlich?“
M ASCHINE : „Ja.“
Erster: „Wann?“
M ASCHINE : „In drei Tagen.“
Erster: „Habe ich doch schon danach gefragt?“
M ASCHINE : „Ja.“
Erster: „Und hast du mir Antwort gegeben?“
M ASCHINE :
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