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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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„Ja.“
    Ers­ter: „Wie kommt sie hier her­ein? Es ist kei­ne Tür da.“
    M ASCHI­NE : „E S gibt einen Weg her­ein und her­aus.“
    Ers­ter: „Warum weiß ich da­von nichts?“
    M ASCHI­NE : „D U hast nie da­nach ge­fragt.“
     
     
    Er wuß­te, daß Na­po­le­on ihn kaum be­ach­ten wür­de – zu­nächst ein­mal. Er hat­te be­reits da­mit be­gon­nen, sei­nen Teil des Plans in die Tat um­zu­set­zen. Viel­leicht hat­te er zu­we­nig ge­sagt, viel­leicht zu­viel. Auf je­den Fall wä­re er nicht hier, wenn Bel­li­nis Macht­über­nah­me an At­ti­las Hof nicht oh­ne Wi­der­stand über die Büh­ne ge­gan­gen wä­re. Sei­ne ei­ge­ne Po­si­ti­on war et­was si­che­rer, da die Be­ob­ach­ter des loth­rin­gi­schen Pa­lasts und sei­ner di­rek­ten Um­ge­bung al­le auf das glei­che Ziel wie er hin­ar­bei­te­ten. Ers­ter muß­te von dem Tod von La­wrence er­fah­ren, weil es ver­däch­tig ge­we­sen wä­re, wenn er ent­deckt hät­te, daß der Wäch­ter um­ge­bracht wor­den war, oh­ne daß die Be­ob­ach­ter ihn dar­über in­for­miert hat­ten.
    Es gab kei­nen Be­weis da­für, daß die An­dro­iden, die vor vier Ta­gen die bei­den Ar­meen ver­nich­tet hat­ten, aus Flan­dern stamm­ten, aber es gab kei­ne an­de­re Mög­lich­keit. Viel­leicht war Ers­ter da­für ver­ant­wort­lich; er hat­te sich aber mög­li­cher­wei­se mit den Re­ne­ga­ten ver­bün­det, die in Flan­dern die Macht über­nom­men und den Macht­be­reich um das Zehn­fa­che ver­grö­ßert hat­ten. Tat­sa­che war, daß er sie dul­de­te, und das war schlimm ge­nug. Res­nais wuß­te, daß die nächs­ten Ta­ge ent­schei­dend wa­ren. Wenn er die­se Zeit­span­ne über­le­ben konn­te, dann hat­te er ei­ne Chan­ce. Und wenn ih­nen al­len das ge­lang, dann hat­te auch die Welt ei­ne Chan­ce.
     
     
    Ich be­kam den Ruf di­rekt vom Ers­ten. Je­der Be­fehl kam ,di­rekt’ vom Ers­ten: mit der glei­chen aus­drucks­lo­sen Stim­me aus ei­nem lee­ren Schirm. Ich be­kam ihn nie zu se­hen, ge­nau­so we­nig wie ir­gend je­mand an­ders. Ir­gend­wann lief ein­mal ein Ge­rücht um, daß es den Ers­ten als Per­son gar nicht gab. Er be­stand aus ei­ner gan­zen Men­ge von Leu­ten – das war ei­ne Ver­si­on; ei­ne von vie­len. Er war kei­ner von uns, was an­geb­lich die Wi­der­sprü­che in den Be­feh­len er­klä­ren soll­te, die vom Ers­ten ka­men. Ich selbst hielt nicht viel von der Ge­schich­te; viel­leicht hat­ten sie sie in Um­lauf ge­setzt – oder ei­ner von ih­nen –, um Stim­mung ge­gen ihn zu ma­chen. Was die Un­ge­rech­tig­kei­ten und Wi­der­sprü­che be­traf, so bin ich im­mer da­von aus­ge­gan­gen, daß es dem Ers­ten klar war, wie we­ni­ge von uns es gab. Er schon­te sei­ne Kräf­te und war­te­te dar­auf, daß sie sich zu weit vor­wag­ten. Viel­leicht wag­te ich nicht, et­was an­de­res zu den­ken, weil ich die Mög­lich­keit fürch­te­te, es kön­ne sich als wahr er­wei­sen.
    Mei­ne Schicht war zur Hälf­te her­um. Ich muß­te drei­ßig Schir­me be­ob­ach­ten, die al­le Dör­fer zeig­ten, die in Würt­tem­berg la­gen. Pas­sie­ren wür­de nichts. Es pas­sier­te nie et­was. Und ich war, um die Wahr­heit zu sa­gen, oft sehr un­si­cher dar­über, was wir über­haupt be­ob­ach­ten soll­ten. Es muß­te doch ei­ne bes­se­re Me­tho­de ge­ben – ein Dut­zend bes­se­rer Me­tho­den.
    Es gab drei­ßig Schir­me, und da wa­ren die in­ter­nen noch nicht ein­mal mit­ge­rech­net – mit de­nen konn­te man, theo­re­tisch zu­min­dest, mit al­len im Sys­tem Ver­bin­dung auf­neh­men. Ein wei­te­res Ge­rücht be­sag­te, daß je­der ein­zel­ne von die­sen Schir­men ein Bild an den Ers­ten über­trug, ganz gleich, ob er ab- oder an­ge­schal­tet war. Er be­ob­ach­te­te uns so, wie wir die Leu­te an der Ober­flä­che be­ob­ach­te­ten. Un­mög­lich war es nicht, aber ich glaub­te es nicht so recht. Wie auch im­mer, ich hat­te nichts zu ver­ber­gen – und si­cher auch kei­ner von de­nen, die noch üb­rig wa­ren; al­le an­de­ren wä­ren sonst schon lan­ge weg ge­we­sen. Wie aber war es dem Ers­ten mög­lich, uns al­le und so vie­le Schir­me im Au­ge zu be­hal­ten? Ganz ein­fach: Es war ihm nicht mög­lich. Viel­leicht

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