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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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et­was wie Be­ob­ach­ter und Wäch­ter, un­ter oder über der Ober­flä­che, über­haupt nicht? Si­cher kann er sich nur sei­ner selbst und M ASCHI­NE sein – und dar­auf kann er sich nicht ver­las­sen.
     
     
    „Wie heißt sie?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Nein?“
    „Es dürf­te für sie nicht all­zu schwer sein, das her­aus­zu­fin­den. Sie ha­ben den Na­men des Or­tes, in dem sie ge­wohnt hat. Zei­gen Sie mir nur, wie sie aus­sieht, und dann sa­ge ich Ih­nen, wo sie jetzt ist.“
    „Ist das al­les, was Sie wol­len?“
    „Das ist al­les, was Ers­ter will.“
    „In ein paar Mi­nu­ten sa­ge ich Ih­nen Be­scheid.“
    „In Ord­nung.“ Ich schal­te­te den Schirm ab.
    Die paar Mi­nu­ten ver­stri­chen, und als sich mei­ne Schicht ih­rem En­de nä­her­te, hat­te ich von dem Mann im Ar­chiv noch im­mer kein Wort ge­hört. Ich brach­te die Zeit da­mit her­um, daß ich die Dienst­plä­ne der nächs­ten vier­und­zwan­zig Stun­den um­stell­te; da­mit schaff­te ich mir reich­lich Zeit, zur Ober­flä­che hin­auf­zu­ge­hen und sie zu­rück­zu­brin­gen. Ganz si­cher wür­de sie ge­nau lo­ka­li­siert wer­den, und das Pro­blem, sie zu su­chen, wür­de sich gar nicht erst er­ge­ben. Und wenn ich nur ein biß­chen Glück hat­te, dann wür­de es für mich kei­ne Schich­ten mehr ge­ben, dann wür­de ich ganz oben ar­bei­ten.
    Oder viel­leicht auch nicht? Der Auf­trag sah so ein­fach aus. Je­der hät­te ihn aus­füh­ren kön­nen. Na­tür­lich nicht je­der Be­ob­ach­ter, weil sie an die Ober­flä­che nicht ge­wöhnt wa­ren. Warum aber ich? War es wirk­lich mög­lich, daß ich noch ei­ne Chan­ce be­kam? Was es auch im­mer war, schon bald wür­de ich es her­aus­fin­den.
    Ich ließ mich noch mal mit dem Ar­chiv ver­bin­den und sag­te: „Und?“
    Der Mann gab kei­ne Ant­wort. Er starr­te mich nur an, als hät­te er mich noch nie ge­se­hen, und ich wuß­te, daß es das nicht sein konn­te.
    „Wer?“ frag­te ich. „Wer ist sie? Wo ist sie?“
    „Ich weiß es nicht“, sag­te er. „Ich ha­be über sie kei­ne Ak­te.“
    Jetzt war ich an der Rei­he, nichts zu sa­gen.
    „Sie soll­ten viel­leicht her­kom­men und er­klä­ren, was Sie wis­sen. Ich ver­ste­he das nicht.“
    Ich nick­te. „Das soll­te ich viel­leicht tun.“ Und in die­sem Au­gen­blick er­ho­ben sich bei mir die ers­ten Zwei­fel.
     
     
    Sir Guy von An­gel, Ers­ter Rit­ter Sei­ner Kö­nig­li­chen Ma­je­stät, At­ti­las XXI, Kö­nig des Saar­lands, hat­te kaum noch Ähn­lich­keit mit dem gut be­waff­ne­ten und stolz ge­rüs­te­ten jun­gen Rit­ter, der vor zwei Ta­gen mit dem Rest der Ka­val­le­rie so auf­recht zum Schlacht­feld ge­rit­ten war. Sei­nen Schild hat­te er weg­ge­wor­fen, als er aus­ein­an­der­fiel. Sein selbst­ge­mach­ter Ket­ten­pan­zer und das biß­chen Geld, das Ba­ron Munch­bold ihm ge­las­sen hat­te, muß­ten ge­op­fert wer­den, um am Tag vor­her für ei­ne Mahl­zeit und einen Schlaf­platz zu be­zah­len – und schon da hat­te er mit Gil­bert im Stall schla­fen müs­sen. Am nächs­ten Mor­gen muß­te er bei ei­nem Huf­schmied sei­nen Helm ge­gen ein Huf­ei­sen für Gil­bert ein­tau­schen, aber das war der Ver­lust sei­nes Bru­ders, nicht sein ei­ge­ner.
    Trotz­dem aber be­kam er bei dem Ge­schäft noch et­was hin­zu.
    „Ihr wart doch bei der Schlacht da­bei, oder?“ frag­te der Huf­schmied zwi­schen wuch­ti­gen Ham­mer­schlä­gen auf den Am­boß.
    Guy nick­te und frag­te sich, wor­auf der Mann hin­aus­woll­te. Er war so weit oh­ne Schwie­rig­kei­ten nach Loth­rin­gen vor­ge­sto­ßen. Nie­mand hat­te Ver­dacht ge­schöpft, daß er nicht zu den Män­nern mit dem ro­ten Dra­chen ge­hör­te – und wenn doch, dann war es ih­nen gleich.
    „Ich ha­be nicht vie­le zu­rück­kom­men se­hen“, war der Kom­men­tar des Man­nes.
    „Aber“, sag­te Guy lang­sam, „ein paar habt Ihr doch ge­se­hen?“
    Der Mann zö­ger­te. „Neu­lich, am Mor­gen – ges­tern war das. Nur zwei.“ Er lach­te un­flä­tig. „Ei­ne da­von war ei­ne Frau. Die hät­tet Ihr se­hen sol­len.“
    „Hat­te sie ro­tes Haar?“
    „Kennt Ihr sie?“
    „Ich glau­be schon.“
    „Sie sind hier durch­ge­rit­ten, als wä­re ein Hau­fen Dä­mo­nen hin­ter ih­nen

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