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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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Kis­sen. Er ver­sucht, es in die rich­ti­ge Stel­lung zu brin­gen. Er zö­gert und fragt dann:
    „Was ha­be ich in den ver­gan­ge­nen drei­ßig Stun­den ge­macht?“
    „Du warst drau­ßen“, sagt M ASCHI­NE .
    „Drau­ßen.“ Sei­ne Stim­me ist lei­se, das Wort we­der Fra­ge noch Fest­stel­lung. „Drau­ßen“, wie­der­holt er.
    Er zieht sei­ne Hand wie­der un­ter dem Kis­sen her­vor; wäh­rend M ASCHI­NE da ist, kann er es nicht her­aus­ho­len. Ist M ASCHI­NE ir­gend­wann ein­mal nicht da? Schreib es auf. Sei­ne Fin­ger näm­lich ha­ben et­was ge­fun­den, was nur ein Block sein kann, an dem ein Stift be­fes­tigt ist.
    Es wird Ers­ter klar, daß er drau­ßen ge­we­sen ist – und von drau­ßen muß auch der Schreib­block stam­men. Ist es ihm ge­lun­gen, ihn her­ein­zu­schmug­geln? Weiß M ASCHI­NE dar­über Be­scheid? Und wenn es so ist, kommt es viel­leicht da­her, daß sie ihn selbst hin­ge­legt hat? War er wirk­lich dort drau­ßen, oder hat M ASCHI­NE – in der Ver­gan­gen­heit – sein Be­wußt­sein so ma­ni­pu­liert, daß er da­von über­zeugt ist?
    Es gibt wie im­mer kei­ne Ant­wor­ten, und er weiß, daß er das nur ,mit der Zeit’ her­aus­fin­den wird – was aber auch wie­der kei­nes­wegs si­cher ist.
    Was soll er jetzt ma­chen? Nur das Kis­sen trennt ihn von dem No­tiz­block. Soll er ihn her­aus­zie­hen? Wie­der die Fra­ge: Weiß M ASCHI­NE Be­scheid?
    Und wenn er zu­rück­geht und be­rich­tet: „Nichts zu be­rich­ten“ und M ASCHI­NE dann sagt, wo er ge­we­sen ist, löscht sie dann die Er­in­ne­rung an die­sen Aus­flug oder nicht? Oder bringt sie ihn da­zu, ihr von dem No­tiz­block zu er­zäh­len, ob­wohl doch die­ses Wis­sen von ihm selbst kommt und nicht von dem, was M ASCHI­NE Zu­kunft sagt?
    Er fragt sich, wie M ASCHI­NE ihn wahr­nimmt. Hat sie Seh­ver­mö­gen und be­ob­ach­tet ihn über den Schirm? Viel­leicht kann sie ihm nur durch Ge­räusche fol­gen, oder viel­leicht er­faßt sie sei­ne Kör­per­wär­me. Merkt sie es, wenn er das No­tiz­buch her­aus­zieht?
    Er läßt sei­ne Hand un­ter das Kis­sen glei­ten, sei­ne Fin­ger schlie­ßen sich um den schma­len Ge­gen­stand und tas­ten dar­über. Er ist klein und paßt in die Hand­flä­che ei­ner Hand. Er zieht ihn her­aus und bringt ihn zu sei­ner Hüf­te her­un­ter, wo er ihn se­hen kann, oh­ne sei­ne Au­gen zu be­we­gen. Ein Stück wei­che Plas­tik­fo­lie, die ge­fal­tet ist und Sei­ten ent­hält wie ein Buch. In die Lücke an sei­nem Rücken ist ein Stift ge­steckt.
    M ASCHI­NE bleibt wei­ter be­we­gungs­los.
    Es ge­lingt dem Ers­ten, in dem Ver­steck, die Hand an den Kör­per ge­drückt, mit dem Dau­men den Um­schlag des No­tiz­bu­ches zu­rück­zu­schla­gen.
    Du bist ge­ra­de von ei­nem Aus­flug zu­rück­ge­kehrt, der dich aus die­sen Räu­men her­aus­ge­führt hat. Von die­sem Aus­flug hast du die­ses Buch mit­ge­bracht.
    Du bist al­lein hin­aus­ge­gan­gen.
    Du mußt al­les auf­schrei­ben, was M ASCHI­NE sagt. Et­wa so:
    10. Ju­ni: Hin­aus­ge­hen. No­tiz­buch be­schaf­fen.
    M ASCHI­NE spricht da­von, warum ich nichts mehr dar­über weiß, daß ich hin­aus­ge­gan­gen bin.
    M ASCHI­NE spricht von dem Fort­schritt, der bei der Su­che nach der Frau von der Ober­flä­che ge­macht wird.
    Ers­ter liest es drei­mal durch. Nach je­weils ein paar Wor­ten zu­cken sei­ne Au­gen zu M ASCHI­NE . Er fängt an zu schrei­ben.
    11. Ju­ni: No­tiz­buch ge­fun­den.
    M ASCHI­NE sagt, es sei ein Sprung von drei­ßig Stun­den ge­we­sen.
    In die­sen drei­ßig Stun­den ha­be ich die Woh­nung ver­las­sen.
    M ASCHI­NE sagt, daß es von mei­ner Rück­kehr nichts zu be­rich­ten gibt.
    Er starrt die letz­ten sie­ben Wor­te an. Es wird ihm klar, daß er schon wei­ter als jetzt ge­we­sen ist und auf dem Kis­sen ge­le­gen ha­ben muß, oh­ne sich dar­über be­wußt zu sein, was dar­un­ter lag.
    Ihm kommt ein an­de­rer Ge­dan­ke: Viel­leicht hat M ASCHI­NE bis jetzt das No­tiz­buch an sich ge­nom­men und viel­leicht so­gar M ASCHI­NES Ver­gan­gen­heit ge­warnt, so daß die Zu­kunft ver­än­dert wur­de.
    Mög­li­cher­wei­se gibt es al­so über­haupt kein No­tiz­buch.
     
     
    Ich ha­be ei­ne Nacht dar­über ge­schla­fen, und als ich auf­wach­te,

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