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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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ge­dank­li­che Ab­schre­ckung, wa­ren Wäch­ter und manch­mal ein Be­ob­ach­ter, der nach oben ge­las­sen wur­de. Aber wenn die Ban­de aus Flan­dern sich ent­schloß, al­le Aus­gän­ge zu ver­stop­fen und al­le un­ten zu be­gra­ben? Da­zu müß­ten sie ei­ne Men­ge leis­ten, mehr als sie konn­ten. Trotz die­ser ex­trem un­wahr­schein­li­chen Mög­lich­keit, war ich auf je­den Fall froh, daß ich oben war.
    Erst, wenn man an die Ober­flä­che kam, wur­de ei­nem be­wußt, wie eng es dort un­ten war. Wie sehr man ge­fan­gen war, daß man wie ein Maul­wurf oder ein Wurm leb­te statt wie ein Mensch. Wenn man un­ten war, durf­te man dar­an nicht den­ken, sonst wur­de man ver­rückt.
    Hier aber konn­te ich at­men, konn­te le­ben. Das hat­te mir ge­fehlt. Ich wür­de das Ri­si­ko nicht ein­ge­hen, mei­nen Auf­trag zu ver­pfu­schen und zu der be­schei­de­nen Tä­tig­keit des Be­ob­ach­ters zu­rück­zu­keh­ren. Wenn es so­weit kom­men soll­te, wür­de ich eher flüch­ten. Und wenn ich Er­folg hat­te, müß­te ei­gent­lich ei­ne fes­te Wächter­stel­le für mich drin sein – wie die Din­ge zur Zeit lie­fen, dürf­ten lee­re Stel­len nicht knapp sein. Auf der an­de­ren Sei­te gab es na­tür­lich noch die Über­le­gung, daß die­se Stel­len auch nicht mehr so si­cher und fest wa­ren, wie sie es ein­mal ge­we­sen wa­ren. Ich konn­te nicht al­les ha­ben.
    Ich saß da, dach­te so vor mich hin, sah zu, wie es lang­sam hell wur­de, wie die Ster­ne ver­blaß­ten, hör­te die Vö­gel sin­gen und frag­te mich, wel­chen Zweck das al­les hat­te. Und warum Ers­ter das Mäd­chen ha­ben woll­te, wer sie war, und wie ich es schaf­fen soll­te, sie zu ihm zu brin­gen, wo doch nie­mand wuß­te, wo er war. Din­ge die­ser Art. Es nütz­te mir nichts, aber ich frag­te mich das trotz­dem.
    Schließ­lich, ge­büh­rend länd­lich in mei­ner Auf­ma­chung, mach­te ich mich auf den Weg in die Stadt.
    „Nichts zu be­rich­ten“, sagt er zu M ASCHI­NE , als sie Da­ten aus­tau­schen: elf­ter und zwölf­ter Ju­ni.
    M ASCHI­NE sagt nichts mehr, und schließ­lich fragt Ers­ter: „Die Frau aus dem Dorf…?“ Er macht ei­ne Pau­se. „Hat sie einen Na­men, da­mit ich sie nicht dau­ernd so nen­nen muß?“
    „Ich ver­fü­ge noch nicht über die­se In­for­ma­ti­on.“
    „Wie­viel Ta­ge dau­ert es noch, bis sie hier­her­ge­bracht wird?“
    „Drei.“
    Als er das letz­te Mal ge­fragt hat, sind es auch drei Ta­ge ge­we­sen; er weiß al­so, daß sei­ne Ge­dan­ken in ei­ne Zeit zu­rück­ge­kehrt sein müs­sen, die nicht lan­ge da­nach liegt.
    „Was wird ge­nau in die­sem Au­gen­blick in der Sa­che un­ter­nom­men?“
    „Ih­re Her­kunft wird über­prüft“, sagt M ASCHI­NE , „um ge­nau her­aus­zu­be­kom­men, wer sie ist, da­mit die rich­ti­ge Per­son zu dir ge­bracht wird.“
    Sei­ne Ge­dan­ken füh­ren ihn zu ei­nem an­de­ren Pro­blem. „Du hast ge­sagt, daß es hier ei­ne Tür gibt. Wo ist sie?“
    „Es gibt einen Ein­gang und einen Aus­gang.“
    „Gut. Zei­ge es mir. Ich möch­te hin­aus­ge­hen.“
    Er hört ein Ge­räusch – ein Ge­räusch, daß we­der von ihm selbst noch von M ASCHI­NE oder ih­ren Schir­men stammt –, und er fährt her­um. Er sieht, wie ei­ne ge­sam­te Wand nach oben glei­tet und in der De­cke ver­schwin­det. Wo frü­her die Wand war, ist jetzt nur noch ein schwar­zes Loch. Ers­ter kneift sei­ne Au­gen zu­sam­men und ver­sucht, die Dun­kel­heit zu durch­drin­gen.
    „Da sind Klei­der“, sagt M ASCHI­NE .
    Lang­sam, Schritt für Schritt, geht Ers­ter zum En­de des Zim­mers. Die Dun­kel­heit weicht vor ihm zu­rück, als er nä­her kommt. Er sieht die Klei­der jen­seits der Li­nie lie­gen, die ein­mal die Gren­ze sei­ner Woh­nung war.
    „Du wuß­test das“, sagt er.
    „Ja.“
    „Und du hast es mir nicht ge­sagt.“
    Fast er­war­tet er, daß sie das ab­strei­tet, aber statt des­sen kommt die Ant­wort:
    „Es war vor­her nicht not­wen­dig, daß du da­von wuß­test. Das macht kei­nen Un­ter­schied – du wirst ge­hen.“
    „Wirk­lich?“
    Auf rhe­to­ri­sche Fra­gen gibt M ASCHI­NE kei­ne Ant­wort. Nicht im­mer.
    Ers­ter zieht sich oh­ne Schwie­rig­kei­ten an und fragt sich, was ge­sche­hen wird, wenn er die

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