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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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er das nur vor­ge­habt? Er hat­te vor­ge­habt, La­wrence an­zu­wei­sen, sei­ne zau­be­ri­schen Fä­hig­kei­ten da­zu ein­zu­set­zen, sie auf­zu­spü­ren – oder war das Res­nais ge­we­sen? Es war al­les so ver­wir­rend. Die Zau­be­rer ka­men und gin­gen. Sie brach­ten sich ge­gen­sei­tig um. Saar­län­der ka­men in sei­ne Haupt­stadt und brach­ten straf­los sei­ne Sol­da­ten um. Dann ver­schwan­den sie. Wie die Frau.
    Er fand es schwie­rig, sich an De­tails über sie zu er­in­nern. Ei­gent­lich soll­te er je­man­den fra­gen, aber da war nie­mand, und au­ßer­dem wä­re er sich dumm da­bei vor­ge­kom­men. Was war zum Bei­spiel, wenn es sie nie ge­ge­ben hat­te?
    Ich glau­be, ich mach­te nur Spaß, als ich es von An­gel zum ers­ten Mal sag­te. Er war nicht dar­an schuld, daß er an der Ober­flä­che ge­bo­ren war, aber ich konn­te dem ein­fach nicht wi­der­ste­hen und ha­be ver­sucht, ihn zu är­gern. Aber lang­sam kam mir die Er­kennt­nis, daß das ei­gent­lich ei­ne gu­te Idee war.
    Flan­dern war ei­gent­lich kein Kö­nig­reich mehr, das or­ga­nisch ge­wach­sen war, son­dern eher ein lo­ser Ver­band. Men­schen von un­ten gin­gen dort­hin, um dort zu le­ben, und er­kämpf­ten sich ein ei­ge­nes Stück Land von den be­nach­bar­ten Ober­flä­chen­be­woh­nern. So war es ge­kom­men, daß Flan­dern zu sei­ner jet­zi­gen Grö­ße an­ge­wach­sen war.
    Mir bot das gu­te Mög­lich­kei­ten, mich zu schüt­zen. Es wür­de mir nicht schwer­fal­len, so zu tun, als wol­le ich auf die an­de­re Sei­te über­lau­fen; und wenn es so­weit kam, dann wür­de es kei­nen Grund mehr da­für ge­ben, nur so zu tun. Wenn mir da­nach war oder wenn ich das Mäd­chen nicht fand, das der Ers­te ha­ben woll­te, dann konn­te ich hier­blei­ben. Seit ich an die Ober­flä­che ge­kom­men war, hat­te ich mir die Mög­lich­keit der De­ser­ta­ti­on im­mer häu­fi­ger über­legt. Es hat­te kla­re Vor­tei­le, wenn man hier oben wohn­te, und da­zu kam als wei­te­rer An­reiz noch die Aus­sicht, sich zum Feu­dal­her­ren zu ma­chen.
    Frü­her oder spä­ter wür­den wir auf­fal­len, von An­gel und ich, zwei frem­de Rei­ter. Dann war es viel­leicht zu spät zu be­haup­ten, daß ich nicht mehr für den Ers­ten ar­bei­te­te. Wenn ich da­ge­gen mit dem ört­li­chen ,Zau­be­rer’ Kon­takt auf­nahm und ihm er­klär­te, daß ich an Flucht dach­te, dann hät­te ich mich ver­si­chert. Und wenn es schließ­lich doch her­aus­kom­men soll­te, daß ich die Re­ne­ga­ten hin­ter­ging und nicht den Ers­ten, dann wür­de es mir viel­leicht ge­lin­gen, die ei­ne oder an­de­re nütz­li­che In­for­ma­ti­on mit­zu­neh­men – mög­li­cher­wei­se wür­de ich so­gar das Mäd­chen fin­den. Ich war zu­erst mir selbst ge­gen­über loy­al. Es war jetzt zu spät für den Ers­ten, die flä­mi­schen Re­bel­len zu ver­nich­ten und die La­ge wie­der auf den vor­he­ri­gen Stand zu brin­gen. Es spiel­te sich über­all zu­viel ab – das Sys­tem und die Kon­trol­le dar­über bra­chen zu­sam­men.
    Und doch: Dem Ers­ten war es im­mer ge­lun­gen, sei­ne Po­si­ti­on zu hal­ten, und viel­leicht konn­te er das noch im­mer schaf­fen. Ers­ter Wäch­ter sein, oh­ne et­was zu be­wa­chen und oh­ne Be­ob­ach­ter zum Be­ob­ach­ten? Trotz­dem wä­re es ganz gut, wenn er wei­ter glaub­te, daß ich noch auf sei­ner Sei­te stand, daß ich noch im­mer nach dem Mäd­chen such­te.
    Wenn man zu­viel nach­denkt, oh­ne zu han­deln, so bringt das nichts ein. So wür­de ich nie et­was er­rei­chen. Wir wa­ren auf dem Weg, einen der Zau­be­rer zu be­su­chen.
     
     
    Son­ya schal­te­te das Licht an, setz­te ih­re Bril­le ab, schüt­tel­te ihr Haar und schloß die äu­ße­re Woh­nungs­tür ab.
    Sie wuß­te nicht, was mit Da­vid pas­siert war; er war au­ßer­halb der Reich­wei­te der Bild­schir­me der Grup­pe. Sie hät­te fra­gen kön­nen. Er war noch ihr Mann, und sie hat­te an der Sa­che ein ge­wis­ses In­ter­es­se. Es war je­doch schwie­rig, mit Frem­den zu spre­chen. Nicht phy­sisch, da­für sorg­ten die Schir­me, aber sie fand es trotz­dem schwie­rig. Den Grund da­für wuß­te sie nicht.
    Sie hoff­te, daß er oben blei­ben wür­de, bis es vor­bei

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