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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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schli­chen. Gab es ge­nug Be­ob­ach­ter und Wäch­ter und wä­ren sie be­reit zu kämp­fen? Konn­ten sie kämp­fen? Sie wa­ren da­zu nicht aus­ge­bil­det, und die Re­ne­ga­ten hat­ten nur des­halb Er­folg ge­habt, weil bei ih­nen Pis­to­len ge­gen Schwer­ter ge­stan­den hat­ten.
    Ich stieg vor ei­nem Haus ab, das ro­man­ti­scher­wei­se als Schen­ke be­kannt war, ei­ne Art von Ein­rich­tung, die es un­ten nicht gab – ein Plus­punkt für die Ober­flä­che.
    Von An­gel kam her­aus und woll­te ge­ra­de an mir vor­bei­ge­hen: Ich ver­sperr­te ihm den Weg.
    „Halt, von An­gel“, sag­te ich zu ihm. „Ich weiß, was Ihr sucht.“
    Ich kann mich nicht dar­an er­in­nern, daß ich mich be­wußt da­zu ent­schlos­sen hät­te, ihn an­zu­spre­chen – die­ser Im­puls kam wie von selbst.
    Er starr­te mich an, Au­gen und Mund auf­ge­ris­sen, und griff ei­ne Se­kun­de spä­ter nach sei­nem Schwert­griff. Ich er­reich­te sein Hand­ge­lenk mit mei­ner Hand zu­erst und ver­such­te ein be­ru­hi­gen­des Lä­cheln. Als er wie­der sprach, kam mir der Ge­dan­ke, wie güns­tig es war, daß wir al­le – mehr oder we­ni­ger – die glei­che Spra­che be­nutz­ten.
    „Kei­ne Angst. Ich bin auf Eu­rer Sei­te. Ich bin auch hin­ter dem Mäd­chen her. Wir kön­nen uns ge­gen­sei­tig hel­fen.“
    Er mach­te zwar kei­nen Ver­such mehr, sei­ne Waf­fe zu zie­hen, aber mein Lä­cheln schi­en auf der an­de­ren Sei­te nicht den be­ab­sich­tig­ten Ef­fekt zu er­zie­len. Viel­leicht war ich doch falsch vor­ge­gan­gen; viel­leicht war an der al­ten Vor­stel­lung et­was dran, daß man es sich über­le­gen soll­te, be­vor man et­was tat.
    Die Schen­ke wür­de war­ten müs­sen. „Kommt mit“, sag­te ich und füg­te dann mit ei­nem leich­ten An­flug von Ge­nia­li­tät hin­zu: „Be­fehl von At­ti­la.“
    Die drei ma­gi­schen Wor­te. Von An­gel mach­te sei­nen Mund zu und nick­te. Wir stie­gen auf un­se­re Pfer­de und mach­ten uns auf den Weg aus der Stadt her­aus, nicht zu schnell und nicht zu lang­sam.
    „Habt Ihr sie schon ge­se­hen?“
    „Nein.“
    „Seid Ihr si­cher, daß sie in Flan­dern ist?“
    „Das scheint wahr­schein­lich. Seid Ihr nicht die­ser Mei­nung?“
    „Doch. Ich hal­te es auch für wahr­schein­lich.“
    „Ich neh­me an, daß Ihr sie noch nicht ge­se­hen habt?“
    „Nein, je­den­falls nicht, wie ich Euch se­he.“
    „Oh.“
    „Was habt Ihr her­aus­ge­fun­den?“
    „Seit wann?“
    „Seit der Kö­nig Euch hin­ter ihr her­ge­schickt hat.“
    „Ich ha­be her­aus­ge­fun­den, daß sie ei­ne kur­ze Zeit­lang in Ver­dun war, dann aber wei­ter­ge­zo­gen ist. Von ein paar Bau­ern ha­be ich ge­hört, daß die Fla­men Frau­en aus den Nach­bar­län­dern rau­ben, und da ha­be ich an­ge­nom­men, daß das auch mit der pas­siert ist, die ich su­che. Da­her bin ich hier. Wie habt Ihr mich ge­fun­den?“
    „Es gibt da Me­tho­den.“
    „Aber kei­ne Me­tho­den, je­ne zu fin­den, die wir su­chen?“
    „An­schei­nend nicht. Was hät­tet Ihr denn jetzt ge­macht, wenn ich nicht ge­kom­men wä­re?“
    „Sie ge­fun­den und zu Kö­nig At­ti­la zu­rück­ge­bracht, na­tür­lich.“
    „Na­tür­lich.“
    „Zwei­felt Ihr an mir?“
    „Nein. Ich ha­be mich nur ge­fragt, wie Ihr ei­ne sol­che Tat voll­brin­gen wollt.“
    „Wenn Ihr mir die Ge­le­gen­heit da­zu gebt, wer­de ich es Euch er­zäh­len.“
    „Dann tut das.“
    „Äh… in der Knei­pe war ein Mann, der sag­te, er ha­be je­man­den ge­se­hen, auf den die Be­schrei­bung zu­trifft, die ich von der jun­gen Frau ha­be, und ich…“
    „Ihr habt ei­ne Be­schrei­bung?“
    „Ja. Von ei­nem al­ten Mann in dem Dorf bei der Schlacht. Aber ich ver­su­che, Euch zu er­zäh­len, was…“
    „Bit­te tut das.“
    „Äh… al­so, die­ser Mann in der Knei­pe sag­te, er ha­be ge­se­hen, wie sie durch die Stadt ge­gan­gen ist – die Stadt, in der Ihr mich ge­fun­den habt –, und zwar ges­tern am spä­ten Abend. Sie war al­lein. Ich hat­te des­halb den Plan, ihr nach­zu­rei­ten, bis ich sie ein­ho­le. Sie kann nicht vie­le Stun­den Vor­sprung ha­ben, und sie ist zu Fuß…“
    „Ich ver­ste­he. Sie war al­lein, des­halb kön­nen wir da­von aus­ge­hen, daß sie nicht

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