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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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ge­fan­gen­ge­nom­men wor­den ist – es sei denn, sie ist ge­flo­hen – und warum soll­te sie in die­sem Fall wei­ter nach Flan­dern hin­ein wan­dern? Wir müs­sen da­von aus­ge­hen, daß sie frei­wil­lig hier­her­ge­kom­men ist.“
    „Viel­leicht hat der Mann sich ge­täuscht.“
    „Mehr als wahr­schein­lich.“
    „Dann ist sie viel­leicht gar nicht in Flan­dern?“
    „Mög­lich.“
    Die bei­den rit­ten ei­ne Zeit­lang schwei­gend wei­ter, und un­ge­fähr um die­se Zeit fing Sir Guy an, sich zu über­le­gen, ob die Zau­be­rer viel­leicht doch nicht ganz das wa­ren, wo­für sie ge­hal­ten wur­den. Wenn der hier zum Bei­spiel nicht wuß­te, wo die Frau war – wuß­te es dann je­mand an­ders? Er hat­te nicht zu­ge­ge­ben, daß er ein Zau­be­rer war, und sei­nen Na­men hat­te er auch nicht ge­nannt. Und doch wuß­te er, wer der Rit­ter war, und er hat­te ihn ge­fun­den. Kam er wirk­lich von At­ti­la, oder war er ei­ner von den Zau­be­rern Flan­derns, der ge­kom­men war, um sei­nen Auf­trag zu ver­ei­teln? War er hier­her­ge­schickt wor­den, um ihn zu täu­schen, in ei­ne Fal­le zu lo­cken? Warum soll­te der Kö­nig des Saar­lands ihm einen Zau­be­rer nach­schi­cken?
    Schließ­lich sag­te er: „Wo­hin ge­hen wir?“
    „Ich schlie­ße mich Euch an. Wo­hin geht Ihr al­so?“
    Sir Guy nag­te ei­ne Zeit­lang un­ru­hig an sei­ner Un­ter­lip­pe und ver­such­te, sich ei­ne Ant­wort zu über­le­gen. „Ich muß das aus­füh­ren, was mir be­foh­len wor­den ist“, sag­te er schließ­lich.
    „Ich auch“, sag­te der Zau­be­rer.
    „Wir kön­nen aber doch nicht ewig wei­ter­rei­ten. Ei­ne sol­che Frei­heit wer­den uns die Zau­be­rer nicht ein­räu­men. Wir müs­sen schnell han­deln. Wir müs­sen et­was un­ter­neh­men.“
    „Habt Ihr da ir­gend­wel­che Vor­schlä­ge?“
    „Wir könn­ten je­man­den fra­gen.“
    „In Ord­nung. Fin­det je­man­den. Fragt ihn.“
    „Aber wen?“
    „Einen Zau­be­rer, wen sonst?“
    „Ist das nicht ge­fähr­lich?“
    „Habt Ihr Angst?“
    „Nein!“
    Der Zau­be­rer lä­chel­te. „Gut.“ Er mach­te ei­ne Ges­te zu dem Schwert des Saar­län­ders. „Da­mit könnt Ihr wohl um­ge­hen, neh­me ich an?“
    Guy nick­te und dach­te: Er weiß es nicht; er hat kei­ne Ah­nung da­von, daß ich da­mit heu­te schon ge­tö­tet ha­be. „Ja“, sag­te er laut und frag­te sich, ob er den an­de­ren Rei­ter um­brin­gen sol­le. Er hat­te sich zwar ihm ge­gen­über nicht feind­se­lig ver­hal­ten, aber er konn­te nicht von At­ti­la kom­men, wie er be­haup­te­te. „Habt Ihr kei­nen Zau­ber­stab?“ frag­te er.
    „Selbst­ver­ständ­lich“, sag­te der an­de­re mit ei­ner Be­to­nung, die nicht an­ge­bracht schi­en. Warn­te er den jün­ge­ren Mann da­vor, et­was ge­gen ihn zu un­ter­neh­men? „Das ein­zi­ge, was ich zu fürch­ten ha­be, sind an­de­re Zau­be­rer – und warum soll­te ich sie fürch­ten? Wir sind al­le mit­ein­an­der ver­bün­det.“
    „Habt Ihr vor, sie auf­zu­su­chen?“
    „Ja.“
    „Dann wer­de ich Euch be­glei­ten.“ Guy wuß­te, daß ihm kei­ne Wahl blieb, aber es war bes­ser, wenn der Ma­gier dach­te, daß er frei­wil­lig mit ihm kam. In ge­wis­ser Wei­se tat er das auch. Viel­leicht wür­den sie zu­sam­men die jun­ge Frau fin­den – dann muß­te er nur die­sen ein­zel­nen Zau­be­rer be­sie­gen und nicht je­den in Flan­dern.
     
     
    Na­po­le­on XV. hat­te ein paar Ta­ge da­zu ge­braucht, um rat­los und ver­wirrt fest­zu­stel­len, daß nicht al­les so war, wie es hät­te sein kön­nen, wenn man Kö­nig war. Er war sich si­cher, daß sein ver­stor­be­ner, be­wein­ter Va­ter sol­che Schwie­rig­kei­ten nicht ge­habt hat­te. Sol­che Din­ge wa­ren aber auch noch nie vor­her ge­sche­hen. Au­ßer­dem war da nie­mand, den er um Rat fra­gen konn­te. Al­le wa­ren so ver­blüfft wie er. Bi­schof La­marck konn­te man noch am ehe­s­ten ver­ste­hen, der ihm pe­dan­tisch zu­flüs­ter­te, daß die We­ge des Herrn ge­heim­nis­voll und un­be­greif­lich sei­en.
    „Seid Ihr si­cher?“ frag­te er.
    „Ja, Eu­er Ma­je­stät“, sag­te der Mann, der zwi­schen zwei Wa­chen vor ihm knie­te. „Es ist ge­nau­so ge­sche­hen, wie ich es ge­sagt

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