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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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hat­te ich zu­min­dest noch nie et­was da­von ge­hört.
    Was die Ge­schich­ten be­traf: Die Re­ne­ga­ten ver­füg­ten über we­ni­ger Wis­sen und Macht als die ,Zau­be­rer’, die ih­ren Dienst in an­de­ren Län­dern ta­ten, weil sie vom Nach­schub an In­for­ma­tio­nen und Ma­te­ri­al von un­ten ab­ge­schnit­ten wa­ren. Von de­ren Ver­ant­wor­tun­gen tru­gen sie kei­ne, aber sie tru­gen an­de­re – wie die di­rek­te Re­gie­rung über ei­ni­ge tau­send Men­schen. Man­che führ­ten Über­fäl­le über die Gren­ze aus, wie der­je­ni­ge, von dem von An­gel ge­spro­chen hat­te, aber das schreck­li­che Schick­sal, das die­se Mäd­chen traf, war in die­ser Welt All­täg­lich­keit und noch nicht ein­mal das Schlimms­te, was ih­nen pas­sie­ren konn­te: Sie muß­ten sich, viel­leicht nur für ein paar Ta­ge, dem Wil­len ei­nes Man­nes fü­gen, der der ab­so­lu­te Herr­scher der Ge­gend war und der sie bes­ser er­nähr­te, klei­de­te und be­han­del­te, als sie je­mals vor­her er­nährt, ge­klei­det und be­han­delt wor­den wa­ren. Un­ter Um­stän­den wur­den sie al­ler­dings auch von sei­nen Sol­da­ten ver­ge­wal­tigt und spä­ter um­ge­bracht, aber selbst das konn­te ih­nen über­all pas­sie­ren.
    „Was wollt ihr?“ frag­te der Pos­ten am Hauptein­gang, der wie der Ur­typ je­ner Sor­te von Sol­da­ten aus­sah, die ver­ge­wal­tig­ten und mor­de­ten. Au­ßer­dem hielt er ei­ne Arm­brust in der Hand, was ei­ne Wie­der­ein­füh­rung war, von der ich noch nichts ge­hört hat­te. Sie war auf mei­nen Hals ge­rich­tet.
    Lang­sam schlug ich mei­ne Ja­cke zu­rück, so daß er mei­ne Pis­to­le se­hen konn­te. „Ich möch­te Eu­rem Herrn einen Be­such ab­stat­ten.“
    „War­tet hier“, sag­te er und ging weg.
    Un­ter dem wach­sa­men Blick von ei­nem hal­b­en Dut­zend Au­gen – auf den Mau­ern und in den Fens­tern stan­den noch mehr Schüt­zen – war­te­ten wir.
    Nicht über­mä­ßig lan­ge Zeit da­nach – es moch­te un­ge­fähr ei­ne Vier­tel­stun­de ver­gan­gen sein – kam ein an­de­rer Mann die Trep­pen her­un­ter auf uns zu.
    „Ihr müßt mir Eu­ren Zau­ber­stab ge­ben“, sag­te er zu mir. „Hier.“ Er hielt mir ein Ta­blett hin, auf dem ein zu­sam­men­ge­fal­te­tes Woll­tuch lag. „Wi­ckelt ihn da­mit ein.“
    Ich wi­ckel­te mei­ne Pis­to­le ein und leg­te sie auf das Ta­blett. Ich trug ei­ne zwei­te in mei­nem Hemd – je­ne, die ich mei­nem Bei­na­he-Mör­der in Ver­dun ab­ge­nom­men hat­te.
    Zu von An­gel sag­te der Mann: „Laßt Eu­er Schwert und Eu­ren Dolch hier.“
    Der Saar­län­der sah mich an, öff­ne­te sei­nen Gür­tel und häng­te ihn über sei­nen Sat­tel­knauf.
    Wir gin­gen hin­ter dem Mann die brei­ten, kaum zer­sprun­ge­nen Stu­fen hin­auf und in das Bahn­hofs­ho­tel hin­ein.
     
    Zwölf­ter Ju­ni: Die Frau kommt in­ner­halb der nächs­ten vier­und­zwan­zig Stun­den hier an. Das zu­min­dest sagt M ASCHI­NE . Wenn du das hier liest, soll­test du es wis­sen.
    Ei­ni­ge un­er­war­te­te Be­rich­te von Be­ob­ach­tern sind ein­ge­trof­fen.
    Ers­tens, daß der Be­ob­ach­ter, der als Er­satz für An­ders an den loth­rin­gi­schen Kö­nigs­hof ge­schickt wor­den ist, den Tod ge­fun­den hat. M ASCHI­NE be­haup­tet, sie ha­be mir da­von er­zählt. Der Tod des Wäch­ters scheint mit dem Mord an Fell im Saar­land in Ver­bin­dung zu ste­hen – der Mann, der of­fen­sicht­lich da­für ver­ant­wort­lich ist, hat sei­nen Platz ein­ge­nom­men. M ASCHI­NE emp­fiehlt ab­zu­war­ten – dies sei die bes­te Po­li­tik. Ab­zu­war­ten, wie­viel mehr noch in Nie­der­sach­sen, Ba­den und im El­saß um­ge­bracht wer­den…
    Zwei­tens Be­rich­te über merk­wür­di­ge Er­eig­nis­se an der Ober­flä­che, wie die frü­he­ren Er­schei­nun­gen von Pyg­mä­en, Zu­lus und Af­fen. Nun sind Be­rich­te ein­ge­trof­fen, daß Ele­fan­ten und Kro­ko­di­le im gan­zen Land her­um­lau­fen und die Be­woh­ner er­schre­cken. Wie­der be­haup­tet M ASCHI­NE , sie ha­be mich in­for­miert, und zwar…
    … ges­tern: elf­ter Ju­ni. In dem Buch hier gibt es dar­über kei­nen Ver­merk, und das wä­re si­cher­lich auf­ge­schrie­ben wor­den. Dar­aus kann ich

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