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Zeitfinsternis

Zeitfinsternis

Titel: Zeitfinsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David S. Garnett
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mehr“, sag­te der Zau­be­rer. „Mehr als sonst ir­gend je­mand.“
    „Dann kom­me ich mit.“
    Und so ging das Quar­tett aus dem Zim­mer, ver­ließ den Pa­last und ritt in die fland­ri­sche Nacht hin­aus.
     
     
    Er hat­te ei­ne Men­ge dar­über nach­ge­dacht, zu­min­dest so­viel, wie man er­war­ten konn­te, und jetzt war sein Ent­schluß ge­trof­fen. Sie hat­ten sei­nen Va­ter und die Ar­mee sei­nes Va­ters um­ge­bracht. Ei­ner ih­rer Rit­ter war in die Haupt­stadt ein­ge­drun­gen und hat­te einen sei­ner Haupt­leu­te er­mor­det, und die Frau, die hier­her­ge­kom­men war, um ihn in Ver­su­chung zu füh­ren, war auch von dort ge­kom­men. Er wuß­te, was er zu tun hat­te. Sein letz­ter Zau­be­rer hat­te ge­sagt, daß Flan­dern das Ziel sein soll­te, aber das war of­fen­sicht­lich zu groß. Je­den­falls zur Zeit. Wenn er erst ein­mal das Saar­land er­obert hat­te, dann viel­leicht… Aber Na­po­le­on wuß­te, daß er für die flä­mi­schen Zau­be­rer noch nicht stark ge­nug war.
    Merk­wür­dig, die­se Zau­be­rer, wie sie sich be­nah­men… Sich ge­gen­sei­tig um­zu­brin­gen und all das. Der vor­letz­te, La­wrence, war für einen An­griff auf das Saar­land ge­we­sen. Viel­leicht war er von ei­nem der Zau­be­rer At­ti­las hin­ge­schlach­tet wor­den, weil er die­se Mei­nung ge­habt hat­te. Mög­lich war das si­cher­lich – bei Zau­be­rern war al­les mög­lich.
    Jetzt aber hat­te er kei­nen Zau­be­rer mehr. Er war auf sich selbst ge­stellt. Er brauch­te kei­ne Hil­fe, kei­nen Rat. La­wrence hat­te vor sei­nem Tod schon mit den Vor­be­rei­tun­gen an­ge­fan­gen, al­so brauch­te er dort nur wei­terzu­ma­chen. Die Saar­län­der wür­den nicht wis­sen, wer die Ent­schei­dung ge­trof­fen hat­te. Be­vor die Wo­che um war, woll­te er At­ti­las häß­li­chen Kopf auf ei­ner Stan­ge auf­ge­spießt se­hen.
    Bei Mor­gen­däm­me­rung wa­ren wir weit von dem Bahn­hofs­ho­tel ent­fernt. Nach mei­nem Ge­schmack noch nicht weit ge­nug, was wir aber den kur­z­en Näch­ten zu die­ser Jah­res­zeit ver­dank­ten. Trotz­dem mach­te ich mir kei­ne Ge­dan­ken, denn die Sa­che lief gut für uns. Wir wa­ren nicht in Ei­le, und es gab kei­nen Grund da­für, die Pfer­de an­zu­trei­ben. Wir hat­ten Du­val da­bei; es gab al­so nie­man­den, der die Nach­richt un­se­rer Flucht ver­brei­ten konn­te. Nur sei­ne Wa­chen wuß­ten da­von, und wen konn­ten die schon war­nen? Erst wenn die an­de­ren Re­ne­ga­ten im Pa­last Du­vals an­ka­men – die über mich das Ur­teil hat­ten fäl­len sol­len –, erst dann wür­de Alarm ge­schla­gen wer­den. Wir hat­ten sehr viel Zeit. Wir wür­den es schaf­fen.
    Wenn Du­vals Ka­me­ra­den sich an un­se­re Ver­fol­gung mach­ten, dann konn­ten sie das nur zu Pferd tun, und da­für war un­ser Vor­sprung groß ge­nug. Si­cher gab es Tun­nels, aber die in Flan­dern la­gen weit ab vom Schuß und ge­hör­ten zu den ers­ten, die zer­fie­len und ver­las­sen wur­den, als das Trans­port­sys­tem sei­nen Geist auf­gab. Ich konn­te mir nicht vor­stel­len, daß sie von den ‚Un­ab­hän­gi­gen’ re­pa­riert und wie­der in Be­trieb ge­nom­men wor­den wa­ren. Ich über­leg­te mir bei die­ser Ge­le­gen­heit, daß die Re­ne­ga­ten sich wahr­schein­lich in Flan­dern an­ge­sie­delt hat­ten, weil dort die Tun­nels nicht mehr zu ge­brau­chen wa­ren und dies so­mit der ent­fern­tes­te Ort war, an den sie vor dem Ers­ten flie­hen konn­ten. Im Lauf der Zeit wa­ren dann im­mer mehr dort­hin ge­gan­gen, das Land hat­te sich durch Er­obe­run­gen ver­grö­ßert, und des­halb wa­ren die Tun­nels vollends zer­stört wor­den. Ich hat­te ge­hört, daß die­se Zer­stö­run­gen von uns vor­ge­nom­men wor­den wa­ren, an­geb­lich, um das Sys­tem ge­gen die Ban­de aus Flan­dern ab­zu­rie­geln. So konn­ten sie kei­ne In­va­si­on ge­gen uns star­ten – als ob sie das woll­ten. Wenn ich mir die Sa­che ge­nau über­leg­te, war an­zu­neh­men, daß die Tun­nels ge­ra­de in dem Ma­ße blo­ckiert wur­den, um sie un­be­nutz­bar zu ma­chen, es je­doch vor­ge­se­hen war, sie wie­der zu öff­nen und zu nut­zen, so­bald man mit den Re­ne­ga­ten fer­tig ge­wor­den war. Was aber, wenn

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