Zeitfinsternis
mehr“, sagte der Zauberer. „Mehr als sonst irgend jemand.“
„Dann komme ich mit.“
Und so ging das Quartett aus dem Zimmer, verließ den Palast und ritt in die flandrische Nacht hinaus.
Er hatte eine Menge darüber nachgedacht, zumindest soviel, wie man erwarten konnte, und jetzt war sein Entschluß getroffen. Sie hatten seinen Vater und die Armee seines Vaters umgebracht. Einer ihrer Ritter war in die Hauptstadt eingedrungen und hatte einen seiner Hauptleute ermordet, und die Frau, die hierhergekommen war, um ihn in Versuchung zu führen, war auch von dort gekommen. Er wußte, was er zu tun hatte. Sein letzter Zauberer hatte gesagt, daß Flandern das Ziel sein sollte, aber das war offensichtlich zu groß. Jedenfalls zur Zeit. Wenn er erst einmal das Saarland erobert hatte, dann vielleicht… Aber Napoleon wußte, daß er für die flämischen Zauberer noch nicht stark genug war.
Merkwürdig, diese Zauberer, wie sie sich benahmen… Sich gegenseitig umzubringen und all das. Der vorletzte, Lawrence, war für einen Angriff auf das Saarland gewesen. Vielleicht war er von einem der Zauberer Attilas hingeschlachtet worden, weil er diese Meinung gehabt hatte. Möglich war das sicherlich – bei Zauberern war alles möglich.
Jetzt aber hatte er keinen Zauberer mehr. Er war auf sich selbst gestellt. Er brauchte keine Hilfe, keinen Rat. Lawrence hatte vor seinem Tod schon mit den Vorbereitungen angefangen, also brauchte er dort nur weiterzumachen. Die Saarländer würden nicht wissen, wer die Entscheidung getroffen hatte. Bevor die Woche um war, wollte er Attilas häßlichen Kopf auf einer Stange aufgespießt sehen.
Bei Morgendämmerung waren wir weit von dem Bahnhofshotel entfernt. Nach meinem Geschmack noch nicht weit genug, was wir aber den kurzen Nächten zu dieser Jahreszeit verdankten. Trotzdem machte ich mir keine Gedanken, denn die Sache lief gut für uns. Wir waren nicht in Eile, und es gab keinen Grund dafür, die Pferde anzutreiben. Wir hatten Duval dabei; es gab also niemanden, der die Nachricht unserer Flucht verbreiten konnte. Nur seine Wachen wußten davon, und wen konnten die schon warnen? Erst wenn die anderen Renegaten im Palast Duvals ankamen – die über mich das Urteil hatten fällen sollen –, erst dann würde Alarm geschlagen werden. Wir hatten sehr viel Zeit. Wir würden es schaffen.
Wenn Duvals Kameraden sich an unsere Verfolgung machten, dann konnten sie das nur zu Pferd tun, und dafür war unser Vorsprung groß genug. Sicher gab es Tunnels, aber die in Flandern lagen weit ab vom Schuß und gehörten zu den ersten, die zerfielen und verlassen wurden, als das Transportsystem seinen Geist aufgab. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie von den ‚Unabhängigen’ repariert und wieder in Betrieb genommen worden waren. Ich überlegte mir bei dieser Gelegenheit, daß die Renegaten sich wahrscheinlich in Flandern angesiedelt hatten, weil dort die Tunnels nicht mehr zu gebrauchen waren und dies somit der entfernteste Ort war, an den sie vor dem Ersten fliehen konnten. Im Lauf der Zeit waren dann immer mehr dorthin gegangen, das Land hatte sich durch Eroberungen vergrößert, und deshalb waren die Tunnels vollends zerstört worden. Ich hatte gehört, daß diese Zerstörungen von uns vorgenommen worden waren, angeblich, um das System gegen die Bande aus Flandern abzuriegeln. So konnten sie keine Invasion gegen uns starten – als ob sie das wollten. Wenn ich mir die Sache genau überlegte, war anzunehmen, daß die Tunnels gerade in dem Maße blockiert wurden, um sie unbenutzbar zu machen, es jedoch vorgesehen war, sie wieder zu öffnen und zu nutzen, sobald man mit den Renegaten fertig geworden war. Was aber, wenn
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