Zeitfinsternis
das nicht zutraf? Dann würde dies bedeuten, daß wir die Zone Flandern nie mehr übernehmen konnten.
Vielleicht hatte mich Duval bezüglich der angeblich schlechten Verbindungen angelogen, oder vielleicht konnten sie hierzulande noch fliegen. Was auch immer die Wahrheit sein mochte, irgendwie würden sie uns dann finden, aber erst lange nachdem es hell geworden war. Möglicherweise hatte ein aufmerksamer Posten unsere Geisel erkannt, als wir durch eines der Dörfer ritten. Möglicherweise…
In der ganzen Nacht hatte niemand etwas zu sagen, und niemand hatte gesprochen – nicht einmal das geringste.
Von Angel: Er wußte genausowenig, was er von mir halten sollte, wie ich aus ihm schlau wurde. Was hatte er von meiner ersten Unterhaltung mit Duval verstanden? Außerdem mußte er gehört haben, was ich zu dem Mädchen sagte: daß ich sie zum Ersten mitnehmen wollte. Ursprünglich hatte ich ihm gesagt, Attila habe mich geschickt – was also spielte sich unter den Wurzeln seiner Haare ab, die bis zu seinen Schultern reichten? Er mußte genug verstanden haben, um zu wissen, daß ein Zauberstab eine Pistole war. Oder war das nur ein Wort, das er zufällig aufgeschnappt hatte? Ich hatte ihm zwar gezeigt, wie man damit umging, aber das war nur, um Duval einzuschüchtern. Ich hatte außerdem die Batterie herausgenommen, für den Fall, daß entweder der Saarländer auf Ideen kam, die ihm nicht zustanden, oder daß der selbsternannte Baron die Pistole irgendwie in die Finger bekam. Eigentlich wollte ich von Angel Vertrauen einflößen – ihm zeigen, daß ich auf seiner Seite stand, daß wir uns gegenseitig für die Flucht aus diesem feindlichen Land brauchten. Was in gewisser Art und Weise nicht weit von der Wahrheit entfernt war.
Duval: Ich war nicht sicher, was ich mit ihm anfangen sollte. Er war ursprünglich als eine Art Geisel gedacht gewesen, obwohl ich eigentlich nicht so recht sagen kann, welcher Art. Würde die Tatsache, daß sein Leben in Gefahr war, die anderen Renegaten davon abhalten, uns anzugreifen, wenn sie dazu die Möglichkeit hatten? Das glaubte ich nicht. Wir hatten aber verhindert, daß zu früh Alarm geschlagen wurde, weil wir ihn mitgenommen hatten. Wie weit sollten wir ihn noch mitnehmen? Bis wir aus Flandern heraus waren oder bis wir den nächsten Schacht erreicht hatten, wo auch immer das sein mochte? Vielleicht sollte ich meinen Erfolg direkt dem Ersten melden, statt es ihn von einem Beobachter hören zu lassen, sobald wir in Reichweite kamen. Duval aber: Sollte ich ihn laufenlassen oder als Gefangenen mitnehmen? Würde er als Gefangener zu irgend etwas nütze sein? Das würde ich den Ersten fragen müssen, aber ich hatte schon jetzt mehr als einen Verdacht, wie die Antwort aussehen würde.
Ich selbst: Argumente. Fragen. Überlegungen.
Das Mädchen: Sie verdiente mehr Zeit und Aufmerksamkeit für Argumente, Fragen und Überlegungen, als ich opfern konnte. Sie war der wesentlichste unbekannte Faktor. War sie diejenige, hinter der ich her war? Die Beschreibung paßte auf sie, also mußte sie es sein. Wer war sie? Hatte sie einen Namen? Warum war sie bei Duval? Wie kam es, daß sie uns so bereitwillig folgte? Kam das daher, daß ich die Bedeutung des Ersten erwähnt hatte? Was sollte das für einen Sinn ergeben?
Es war alles zu leicht gegangen, als sei es so geplant gewesen, und wir mußten dann nur noch die Rollen spielen, die für uns geschrieben wurden. Ich sage ,wir’, weil das besser klingt als das Eingeständnis, daß ich nur eine Marionette bin, die sich genauso verhält, wie es vorgesehen ist.
Sir Guy von Angel war mehr als leicht verwirrt. Er verließ Flandern, und er hatte die Frau; was aber sollte er mit den beiden
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