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Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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üblicherweise allerlei Gesindel und Verbrecherbanden herumtrieben. Wir wählten hierzu alle einen etwas unauffälligeren Kleidungsstil, um in den entsprechenden Gegenden kein Aufsehen zu erwecken, traten aber dennoch in einer Art und Weise auf, die an unserer adligen Herkunft keinen Zweifel ließ.
    In den ersten beiden Nächten klapperten wir einige Armenviertel ab, in deren Tavernen und Spelunken sich die Coquillards, Diebesbanden und andere kleine Fische trafen. Obwohl wir unter ihnen selten auf sympathische Individuen stießen, fanden wir dennoch nicht, dass sie es verdient hätten, von uns ausgesaugt zu werden.
    Am nächsten Abend flanierten wir die Rue Saint-Denis entlang, in der sich mit Einbruch der Dämmerung die Huren der Stadt postierten, um dort um Freier zu buhlen. Die Huren selbst waren zumeist arme Geschöpfe, die – wie wir wussten – von ihren Zuhältern zu diesen Liebesdiensten gezwungen wurden. Jedoch trieben sich jene Zuhälter dort aber ebenso herum wie etlicher sonstiger Abschaum.
    Sofort kamen die ersten Kupplerinnen auf uns zu, die in uns die vornehme Kundschaft witterten, und versuchten uns ihre menschliche Ware, die in kleinen Seitenstraßen und Hauseingängen bereitstand, feilzubieten. Dass unsere Gruppe dabei aus zwei Frauen und zwei Männern bestand, schien hier wohl niemanden zu verwundern. Allem Anschein nach war man weibliche Klientel hier ebenfalls gewohnt.
    Eine der Kupplerinnen, selbst noch eine recht junge Person, stellte sich uns als Mademoiselle Marguerite vor und pries uns wortreich die Vorzüge ihrer im Schatten eines Hauseinganges wartenden Mädchen an. Wir traten hinzu und erblickten zwei üppig proportionierte und in schäbiger Eleganz gekleidete Mädchen. Sie waren beide bestenfalls 16 Jahre alt und blickten uns mit einem einfältigen Lächeln an. Mademoiselle Marguerite bemerkte meinen geringschätzenden Gesichtsausdruck und bemühte sich eilfertig, mir mitzuteilen, dass sie auch noch andere Liebesdienerinnen zur Verfügung hätte, falls diese uns nicht zusagen sollten. »Allerbeste Ware! Kein Gesindel wie in diesen Maisons d’Abattage, den Bordellen des Pöbels«, fügte sie gewitzt hinzu.
    Ich sah Mademoiselle Marguerite nachdenklich an. Obwohl sie höchstens zwanzig war, trat sie äußerst selbstbewusst und geschäftstüchtig auf. »Woher hast du all diese Mädchen? Hast du sie selbst aufgetrieben?«, fragte ich sie.
    Sie kicherte amüsiert. »Aber nein, Euer Gnaden! Die meisten von ihnen sind selbst zu mir gekommen und haben mich gebeten, ihnen ›Kavaliere‹ zu vermitteln.«
    »Freiwillig?«, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Sie kicherte erneut. »Ja, freiwillig. Ich weiß, dass dies hier nicht gerade üblich ist, aber meine Mädchen sind dadurch viel engagierter und von den Kavalieren heiß begehrt. Aber wenn Euer Gnaden andere Vorlieben haben sollten, braucht Ihr es mir nur mitzuteilen. Knaben vielleicht? Oder jüngere Ware? Meine Mitstreiterinnen hier können Ihnen fast alles besorgen.« Sie wies ein Stück die Straße hinunter, wo weitere Kupplerinnen mit ihren Mädchen standen.
    Ich wechselte einen raschen Blick mit Maddy, Francisco und Don Miguel.
    »Jüngere Ware?«, fragte ich lauernd.
    Mademoiselle Marguerite lächelte mich verschwörerisch an. »Ich persönlich kann Euch da leider nichts vermitteln, aber wenn Euer Gnaden sich an Mademoiselle Odeline wenden wollen: Gegen einen halben Louisdor und den Hinweis auf Le Terrain de Jeux kann sie Euch sicherlich weiterhelfen.«
    Erneut wechselte ich einen kurzen Blick mit meinen Mitstreitern. Francisco nickte mir kurz ernst zu.
    Daraufhin ließ ich eine kleine Münze in Mademoiselle Marguerites Hand gleiten und dankte ihr für den Tipp.
    Dann gingen wir weiter die Straße herunter und begaben uns zu Mademoiselle Odeline.
    Sobald der besagte halbe Louisdor in Mademoiselle Odelines Besitz übergegangen war, erwies sie sich als mindestens ebenso gesprächig wie Mademoiselle Marguerite. Sie lobte uns für unseren ausgefallenen Geschmack und erklärte uns hochtrabend, dass das Le Terrain de Jeux , »Der Spielplatz«, ein von Mademoiselle Nymphéa geführtes Etablissement für besondere Neigungen und gehobene Ansprüche war. Zutritt hätten nur die besseren Kreise und auch die nur dann, wenn sie beim Pförtner das entsprechende Losungswort nannten. Sie blickte uns erwartungsvoll an und Francisco ließ einen weiteren Louisdor in ihre Hand gleiten. »Les plaisirs d’amour sont variés. Die Vergnügungen der

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