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Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Gemmas Verwandlung (Bd. 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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Liebe sind vielfältig«, flüsterte sie uns daraufhin zu und gab uns die Adresse des Le Terrain de Jeux .
     
    Das Etablissement befand sich unweit des Place Royale in einem großen aber von außen relativ unscheinbaren Stadtpalast. Wir nannten dem Pförtner das Losungswort und wurden dann von einem Diener in Livree in einen großen Salon mit barocken Möbeln und goldverzierten Spiegeln geführt. Kurz darauf erschien eine zarte junge Frau, die sich als Mademoiselle Nymphéa höchstpersönlich vorstellte. Ihre Kleidung war von erlesener Eleganz und besaß dennoch eine Spur mädchenhafter Verspieltheit. Ihr kastanienbraunes Haar trug sie ungepudert und offen und ihre Gesichtszüge hätten fast kindlich gewirkt, wenn nicht eine gewisse Härte aus ihren babyblauen Augen geblitzt hätte. Ihre geschliffenen Manieren ließen auf eine vornehme Herkunft schließen.
    Sie begrüßte uns mit einem liebenswürdigen Lächeln, das ihre Augen jedoch nicht erreichte. »Welch unerwartetes Vergnügen, Madame de Fontainebleau und Mademoiselle de Larchant mit ihren Begleitern in meinen bescheidenen Räumlichkeiten begrüßen zu dürfen!« Sie bemerkte unsere wachsamen Blicke und fügte umgehend hinzu: »Die Mesdames und Messieurs mögen entschuldigen, dass ich Sie sofort erkannt habe, aber selbstverständlich wird Ihre Anwesenheit hier ebenso wie der Grund dafür ein Geheimnis bleiben, welches niemals die Mauern dieses Gebäudes verlassen wird. Womit kann ich Ihnen denn dienen?«
    Maddy und ich schauten uns kurz an, dann übernahm sie das Wort. »Man sagte uns, dass das Le Terrain de Jeux das geeignete Etablissement für besondere Vorlieben sei!«
    Mademoiselle Nymphéas Lächeln vertiefte sich. »Das ist korrekt, Madame! Würden die Mesdames und Messieurs ihre Vorlieben denn gerne spezifizieren oder möchten Sie sich lieber zunächst einen allgemeinen Überblick verschaffen?«
    »Ich wäre für den allgemeinen Überblick«, erklärte daraufhin Francisco leichthin. »So könnten wir zwischenzeitig begutachten, ob Euer Angebot auch das hält, was der Ruf Ihres Hauses verspricht.«
    Mademoiselle Nymphéa zwinkerte ihm vergnügt zu. »Ich bin überzeugt davon, dass Monsieur entzückt sein werden«, sie öffnete die Tür. »Wenn Sie mir dann bitte zu einem kleinen Rundgang folgen würden!«
    Sie führte uns über einen langen mit wertvollen Gobelins behängten Flur zu einem weiteren großen und luxuriös eingerichteten Salon. Dort saßen und lagen auf diversen Sesseln, Divans und Récamièren lauter vornehm gekleidete kleine Mädchen und sahen uns mit teils gelangweilten und teils eingeschüchterten Gesichtsausdrücken an. Die jüngste von ihnen mag 7 Jahre alt gewesen sein, die älteste höchstens 12 Jahre. Mir fiel besonders ein Mädchen auf, das uns mit einem wachsamen Blick musterte. Ihr Gesicht strahlte für ein Kind dieses Alters eine unnatürliche Härte aus, die ahnen ließ, welche grauenhafte Erfahrungen sie schon hatte machen müssen. »Sind es nicht bezaubernde kleine Geschöpfe?«, fragte Mademoiselle Nymphéa verzückt. »Und ich kann Ihnen versichern, dass sie alle bereits genügend Erfahrung mitbringen. Jedes dieser Mädchen hat ihr eigenes kleines Boudoir, in dem sie Ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen und erfüllen kann. Im Nachbarsalon haben wir ein paar ebenso bezaubernde kleine Knaben, die nicht weniger begabt sind.«
    Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen, um den enormen Ekel zu verbergen, der angesichts dieses widerwärtigen Ortes in mir hochkroch. Ohne einen Blick auf Maddy, Francisco und Don Miguel zu werfen, ahnte ich, dass es ihnen in diesem Moment ähnlich ging.
    »Und alle Mädchen und Knaben sind schon entsprechend erfahren?«, hakte Francisco mit eisiger Höflichkeit nach.
    »Oh, selbstverständlich können wir den Mesdames und Messieurs auch gänzlich unerfahrene Kinder zur Verfügung stellen. Natürlich sind diese vergleichsweise teurer, weil sie ja noch unverbraucht sind, aber das dürfte für Sie ja kein Problem sein. Wir bekommen im Grunde täglich frischen Nachschub für unseren Jardin d’Enfants. Möchten Sie sie sehen?« Sie sah uns erwartungsvoll an.
    »Nur zu gerne«, presste ich mit einem kalten Lächeln hervor.
    Der Jardin d’Enfants, der Kindergarten mit dem »unverbrauchten Material«, befand sich im zweiten Stock des Gebäudes. Er bestand aus mehreren zusammenhängenden Räumen und wurde von Mademoiselle Nymphéas Cousine Mademoiselle Zenaïde geleitet, die gemeinsam mit einigen

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