Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)
der Duc de Longueville den Comte de Radisset an diesem Abend festnehmen lassen, wenngleich ich auch nicht weiß, warum. Es hat anscheinend mit diesem blinden Vampir zu tun, der dort aufgetaucht ist. Sicherlich wisst Ihr mehr darüber, denn schließlich seid Ihr ja mit Longueville und diesem Mann eine Weile lang vom Bankett verschwunden.« Momboisse sah uns fragend an und Maddy und ich wechselten einen kurzen Blick.
»Leider haben wir dem Duc de Longueville versprochen, darüber Stillschweigen zu bewahren«, erklärte ich Momboisse bedauernd.
»Longueville hat also Geheimnisse?«, überlegte Momboisse. »Na schön, aber wenn diese Geheimnisse den Zusammenhalt der Sybarites gefährden, dann ist dies selbst bei einem Oberhaupt inakzeptabel.«
»Inwiefern gefährden sie denn den Zusammenhalt?«, fragte Maddy vorsichtig.
»Longueville hatte Radisset ja an jenem Abend in Gewahrsam nehmen lassen«, erzählte Momboisse verärgert. »Leider gelang dann Radisset aber gestern wohl die Flucht und er hat das Haus des Ducs mit einer kleinen Armee Mort-Vivants angegriffen.«
Maddy und ich schnappten fast zeitgleich überrascht nach Luft.
»Und was ist dann passiert?«, fragte ich gespannt. »Wie geht es dem Duc? Er ist doch nicht …?«
»Dem Duc de Longueville ist nichts geschehen«, antwortete Momboisse grimmig. »Schließlich hat er seine eigenen Mort-Vivants in der Hinterhand und konnte Radisset daher recht schnell besiegen und ihn töten. Aber es kam zu einer ziemlich hässlichen und aufsehenerregenden Schlacht. Ein paar unserer Mitglieder wurden hinzugerufen, um die nicht wenigen menschlichen Zeugen hinterher zu beseitigen.«
Maddy und ich wechselten erneut einen Blick.
»Der Duc befehligt auch eine Gruppe Mort-Vivants?«, fragte ich. »Ich dachte, dies könne nur Radisset?«
»Er wäre schön dumm gewesen, wenn er Radisset so viel Macht überließe«, entgegnete Momboisse verächtlich. »Aber dass er die Mort-Vivants und seine Position dazu benutzt hat, seinen eigenen Privatkrieg auszufechten, gefällt vielen Mitgliedern gar nicht. Er hat damit gegen unsere Regeln verstoßen.«
»Und was wird jetzt geschehen?«, fragte Maddy.
Momboisse zuckte mit den Schultern. »Das werden die Oberhäupter aus den anderen Ländern entscheiden. Möglicherweise werden sie ein Tribunal einberufen. Eure Loyalität ehrt Euch zwar, aber angesichts der Umstände werdet Ihr Euch überlegen müssen, ob Ihr über jenen blinden Vampir weiterhin Stillschweigen bewahren wollt.«
Mit diesen Worten verabschiedete er sich.
Als er gegangen war, sahen Maddy und ich uns aufgeregt an. Unsere Aktion hatte offenkundig für noch mehr Unruhen gesorgt, als wir erhofft hatten. So wie es aussah, hatten wir dem Zusammenhalt der Sybarites bereits einen empfindlichen Riss versetzt. Jetzt galt es, diesen Riss vorsichtig zu vergrößern. Wir schickten nach unseren Mitstreitern, um ihnen von den verheißungsvollen Neuigkeiten zu berichten.
Wenn es allerdings wirklich ein Tribunal mit den Oberhäuptern der anderen Länder geben würde, gab es dabei auch einen Aspekt, der mich ein wenig beunruhigte.
Ein paar Tage später stand wieder eine der vierzehntäglichen Hetzjagden auf dem Programm. Der Duc de Longueville hielt wie so oft eine Ansprache, um die Anwesenden zu begrüßen, doch entgegen der üblichen Gepflogenheit herrschte bei seiner Rede nicht absolute Stille. Ein stetes Gemurmel und eine gewisse Unruhe unter den Mitgliedern zeugten davon, dass Longueville augenscheinlich einiges von seiner Autorität einbüßte.
Auch bei weiteren Veranstaltungen wurde deutlich, dass sich der Unmut der Mitglieder gegen ihr Oberhaupt vergrößerte.
Ein paar Wochen später erhielten wir erneut Besuch von Momboisse. Mit einigem Erstaunen hatten wir in den letzten Tagen registriert, wie sich Momboisse zu einer Art Rädelsführer gegen die Führungsriege der hiesigen Sybarites entwickelt hatte. Und nun suchte er uns auf, um uns davon in Kenntnis zu setzen, dass die Oberhäupter der anderen Länder tatsächlich ein Tribunal einberufen hatten, in dem sie darüber entscheiden wollten, inwieweit der Duc de Longueville als Anführer noch tragbar sei.
»Das Tribunal soll in drei Wochen abgehalten werden«, verkündete Momboisse. »Es werden verschiedene Anhörungen stattfinden und die Beteiligten werden zu den Geschehnissen befragt. Das betrifft dann leider auch die Mesdames.« Momboisse sah uns ernst an.
»Macht Euch diesbezüglich keine Sorgen«, beruhigte ich ihn. »Die
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