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Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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Organisation der Sybarites zu zerschlagen, bereits weiter gekommen, als wir je erhofft hatten, und diesen Vorteil wollten wir nicht einfach so aufgeben. Daher beschlossen wir, auf jeden Fall vor dem Tribunal auszusagen und in dem Moment, in dem Whitfield möglicherweise Anstalten machen würde, uns auffliegen zu lassen, einen Aufstand anzuzetteln. Wir rechneten uns hierfür ganz gute Chancen aus, denn obwohl das Verhalten Longuevilles bei etlichen Mitgliedern Widerspruch hervorgerufen hatte, so wussten wir dennoch, dass er auch immer noch viele treue Anhänger besaß. Wenn wir uns also laut für Longueville und gegen das Tribunal aussprachen, konnten wir damit unter Umständen seine Anhänger auf den Plan rufen und Unruhen auslösen.
    Einen Versuch war es zumindest wert.
     
    Trotzdem waren wir alle ziemlich angespannt, als wir zwei Wochen später standesgemäß mit unseren Kutschen vor dem Château d'Écouen vorfuhren. Das Tribunal fand in einem riesengroßen Bankett-Saal statt, in dem alle französischen Sybarite-Mitglieder gemäß ihres Standes und der Dauer ihrer Mitgliedschaft hierarchisch platziert waren. Am oberen Ende des Saales war ein großer Richtertisch aufgebaut, an dem die Oberhäupter der anderen Länder saßen.
    Erneut fungierte der Vicomte de Sabourdin als Zeremonienmeister, schlug mit seinem Zeremonienstab zweimal kurz auf den Boden und stellte die einzelnen Oberhäupter vor.
    Für England saß natürlich Viscount Whitfield dort, dessen große Gestalt mit dem langen weißblonden Haar mir sofort ins Auge stach. Das Oberhaupt der spanischen Sybarites war der Marqués de Delgado, eine schlaksige Erscheinung mit grausamen Zügen. Die Republik Venedig wurde durch den Conte di Monteveglio vertreten, einem untersetzten Mann, dessen gemütliches Lächeln über seinen verschlagenen Blick nicht hinwegtäuschen konnte. Das russische Oberhaupt war der Graf Nikiforow, ein Mann von nahezu hünenhaftem Wuchs, das polnische der düster dreinblickende Baron Rudzinski, das preußische der Freiherr von Maltzahn und für Österreich war der Graf von Hartberg erschienen.
    Rechts vom Tribunal saßen der Duc de Longueville, der Marquis de Verneuil und der Comte de Trébuchon sowie Simon de Radisset auf einer Art Anklagebank.
    Während der Vicomte de Sabourdin den Grund für die Einberufung des Tribunals verlas, beobachtete ich, wie der Viscount Whitfield mit seinem Blick den Saal durchsuchte und dann kurz eine grimmige Genugtuung in seinen Augen aufblitzte, als er Giles entdeckte. Natürlich war Whitfield bei der Einberufung des Tribunals von einer Beteiligung des Viscounts Arlington an den Geschehnissen unterrichtet worden und somit wusste er, dass er ihn hier vorfinden würde. Ich hingegen war den hiesigen Sybarites nur als Marquise de Larchant bekannt und daher zeigte Whitfield kurz einen überraschten Ausdruck und gleich darauf ein hämisches Grinsen, als er mich schließlich nur zwei Plätze von Giles entfernt erblickte. Es war nicht schwer zu erraten, dass Whitfield angesichts des Umstandes, Giles und mich hier gemeinsam anzutreffen, unsere wahren Motive erahnte, und daher behielten wir ihn wachsam im Auge.
    Doch zunächst rührte er sich nicht. Dies entsprach unserer Einschätzung seiner Person. Whitfield würde sich die Gelegenheit, den Duc de Longueville vom Thron zu stoßen, nicht entgehen lassen. Da wir den Saal nunmehr schwerlich verlassen konnten, hatte er noch reichlich Zeit, uns im Laufe der Verhandlung auffliegen zu lassen.
    Nachdem Sabourdin geendet hatte, klopfte er erneut mit seinem Zeremonienstab auf den Boden und erklärte die Verhandlung für eröffnet.
    Als Erster wurde der Marquis de Momboisse quasi als unbeteiligter Zeuge aufgerufen, um seine Sicht der Geschehnisse zu berichten. Momboisse schilderte in knappen Worten unseren Ausflug nach Mont Saint-Michel, das plötzliche Erscheinen Simon de Radissets und die Festnahme Xavier des Radissets sowie die Schlacht zwischen dem Duc de Longueville und Xavier de Radisset unter Einsatz der Mort-Vivants einige Tage später.
    Anschließend wurde der blinde Simon de Radisset aufgerufen, wobei bereits die Erwähnung seines Namens im Publikum überraschtes Gemurmel auslöste. Radisset, der mittlerweile sicherlich wieder in den Genuss menschlichen Blutes gekommen war und daher nicht mehr so verhärmt wie nach seiner Befreiung aussah, stand aufrecht und mit erhobenem Kopf vor dem Tribunal. Aufgefordert, zu erklären, wer er war und inwiefern er in die Geschehnisse

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