Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)
Interessen der Sybarites stehen für uns an oberster Stelle. Und da es nun wohl so aussieht, als hätten wir uns mit der Annahme geirrt, dass die Interessen des Ducs sich mit denen der Sybarites decken würden, werden wir dem Tribunal natürlich gerne Rede und Antwort stehen.«
Momboisse lächelte uns erleichtert an. »Ich bin froh, dass die Mesdames dies so sehen. Die ganze Angelegenheit ist schon verdrießlich genug. Schließlich sind wir eine Organisation, die sich ursprünglich den schönen Dingen des Lebens gewidmet hat.«
Angesichts dieser Bemerkung musste ich mich sehr zusammenreißen, Momboisse nicht an die Kehle zu gehen und ihn dazu zu nötigen, seiner dekadenten Auffassung abzuschwören. Doch ich zwang mich zu einem freundlichen Lächeln.
»Wisst Ihr schon, wo das Tribunal stattfinden soll?«, fragte ich.
»Höchstwahrscheinlich im Château d'Écouen«, antwortete Momboisse. »Es liegt relativ abgelegen und bietet trotzdem alle Annehmlichkeiten, die unsere Oberhäupter benötigen könnten. Es ist eigentlich nur eine Formsache, ob die Comtesse de Garandout und der Comte de Baissac ihre Kontakte entsprechend ausspielen, damit uns dieses Schloss zur Verfügung steht.«
Nachdem Momboisse sich verabschiedet hatte, trafen wir uns mit unseren Mitstreitern bei einem Spaziergang an der Seine, um den Stand der Dinge zu besprechen.
»Ein Tribunal«, sinnierte Giles. »Wer hätte gedacht, dass es so weit kommt? Es war ein glücklicher Schachzug, dass wir Simon de Radisset entdeckt haben und aus seiner Gefangenschaft befreien konnten. Wenn Viscount Whitfield allerdings an dem Tribunal teilnehmen wird, wovon ich im Prinzip ausgehe, dann könnten Gemma und ich möglicherweise Probleme bekommen.«
»Daran habe ich auch schon gedacht. Immerhin kennt er uns beide besser als die hiesigen Sybarites und weiß genau, dass wir uns ihnen nie freiwillig angeschlossen hätten«, stimmte ich ihm zu. »Ich hätte allerdings auch nie vermutet, dass Xavier de Radisset den Duc den Longueville angreifen würde. Oder, dass der Duc sich auf eine Schlacht einlassen würde.«
»Nun, ihm blieb wohl nichts anderes übrig, wenn er sich nicht von den Mort-Vivants seines Sohnes umbringen lassen wollte«, überlegte Maddy. »Dass er dadurch letztendlich einen Skandal verursacht hat und selbst bei den Sybarites in Ungnade gefallen ist, ist jetzt unser Vorteil.«
»Wenn die Oberhäupter der anderen Länder aber in dem Tribunal zusammenkommen und einen Nachfolger für den Duc wählen, dann ist der ursprüngliche Zustand sicherlich recht schnell wieder hergestellt und die Mitglieder werden sich wieder beruhigen«, gab Miguel zu bedenken. »Der Trumpf, den wir im Moment noch in der Hand haben, wäre damit verloren. Außerdem besteht durchaus ein gewisses Risiko, dass Whitfield Giles und Gemma erkennt und daraufhin unsere eigentlichen Pläne durchschaut.«
»Dann darf dieses Tribunal eben nicht stattfinden«, erklärte Francisco entschlossen.
»Wir könnten ja zunächst einmal versuchen, die Wahl des Veranstaltungsortes zu behindern«, schlug Félice vor. »Das Tribunal soll doch im Château d'Écouen abgehalten werden. Was wäre denn, wenn der Marquis de Sourches plötzlich nicht mehr gewillt wäre, mit den Sybarites zu kooperieren? In dem Fall hätten sie doch sicherlich erhebliche Probleme, eine passende Örtlichkeit zu finden.«
»Im Prinzip schon«, entgegnete ich, »aber da die Comtesse de Garandout die Kooperationsbereitschaft von Sourches mittels dessen Neigung für junge Männer erpresst, wird er wohl den Sybarites auch weiterhin zur Verfügung stehen.«
»Aber offenbar scheint sich doch Sourches vor allem davor zu fürchten, dass seine Frau von seinen Affären erfahren könnte«, widersprach Félice lächelnd. »Wenn wir ihn nun jedoch bei seiner Frau verraten, ihr möglicherweise sogar noch einen Hinweis geben, wie sie ihren Gatten in flagranti ertappen könnte, dann hat die Comtesse de Garandout kein Druckmittel mehr gegen ihn in der Hand.«
»Stimmt«, pflichtete ich ihr begeistert bei. »Wir könnten der Marquise de Sourches einen Boten schicken oder …«
»… oder ich gebe mich als Comtesse de Garandout aus und besuche selbst Madame de Sourches«, bot Félice an. »Schließlich ist sie der Comtesse nie begegnet, und wenn der Marquis annimmt, Garandout habe ihn verraten, wird er vermutlich nicht mehr sonderlich geneigt sein, den Sybarites Zugang zu den königlichen Schlössern und Gärten zu verschaffen!«
»Eine
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