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Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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klarwurde, dass er wieder die Kontrolle über seinen Körper erhielt und er also doch nicht länger an seinen Sessel gefesselt war. Da die Wunde an seiner Kehle dennoch stark blutete, war er allerdings genötigt, sich Hilfe zu holen.
    Prompt stand er auf und verließ eilig das Zimmer. Ich kletterte rasch auf das Dach, um zu sehen, ob er das Haus ebenfalls verließ.
    Ich hatte mich nicht geirrt. Zwei Minuten später verschwand der Soldat durch einen Seitenausgang, wobei er sich ein schon stark vom Blut verfärbtes Tuch an die klaffende Wunde am Hals hielt. Es war mir ein Leichtes, ihm in der Dämmerung über die Dächer unbemerkt zu folgen. Wenn ich ihn richtig einschätzte, würde die Verletzung ihn genug verängstigt haben, dass er mich auf direktem Weg zu seinem Auftraggeber führen würde.
    Wenig später verschwand er in einem Haus am Quai des Grands Augustins direkt an der Seine. Ich kletterte rasch an der Fassade entlang, um durch einen Blick in die Fenster herauszufinden, in welches Zimmer er ging. Auf der Rückseite des Hauses wurde ich schließlich fündig.
    Der Soldat betrat einen Raum mit hohen Decken, der sich anhand seiner zahlreichen Bücherregale unschwer als Bibliothek identifizieren ließ. Ein schlanker Mann, der mit dem Rücken zu mir stand, ging auf ihn zu. »Was ist los?«, herrschte er ihn an.
    »Ich habe es nicht geschafft, sie zu töten«, erklärte der Soldat demütig. »Ein anderer Vampir hat die Kugel abgefangen.«
    »Und warum kommst du dann hierher?«, fragte sein Herr gereizt.
    »Sie hat mich gefunden und versucht, mich zu töten«, antwortete der Soldat verängstigt, »doch ihr Gift war wohl nicht so stark, wie sie gedacht hat. Aber die Wunde blutet immer noch. Bitte, Ihr müsst mir helfen!«
    Der Mann stürzte auf ihn zu und schüttelte ihn. »Du Narr, das war nur eine Finte, damit du sie hierher führst!«, schrie er den Soldaten an. Dann drehte er sich um und sah zu den Fenstern hinüber. Sofort erkannte ich das längliche, fast jugendlich zarte Gesicht, das von ungestümen braunen Locken umrahmt wurde und schon so oft in der Zeitung abgebildet gewesen war.
    Der Auftraggeber des Soldaten war Antoine de Saint-Just, die rechte Hand von Robespierre.
    Und sein Geruch ließ kein Zweifel daran, dass er ein Vampir war.
    Im selben Moment hatte Saint-Just mich ebenfalls entdeckt und gewittert und stürzte auf mich zu. Ich sprang auf das Dach des Hauses, weil ich von dort eine bessere Ausgangsposition für einen Kampf hatte, und stand nun Saint-Just gegenüber, der mir sofort gefolgt war.
    »Warum wolltet Ihr mich töten?«, fragte ich ihn, während wir einander lauernd beobachteten. »Seid Ihr ein Sybarit?«
    »Pah, dieses dekadente Gesindel!«, schnaubte er verächtlich. »Die meisten haben sich ja aus Paris vertreiben lassen, aber wenigstens ein paar von ihnen konnten wir noch mit der Silberkugel niederstrecken.« Er machte einen Ausfall auf mich zu, dem ich auswich, indem ich mich schnell eine Dachschräge runterrutschen ließ, bis ich eine Regenrinne zu fassen bekam, von der aus ich mich mit einer raschen Bewegung hinter ihn schwang.
    »Warum also dann?«, fragte ich auffordernd, während er sich gereizt zu mir umdrehte. »Denn sicherlich wisst Ihr demzufolge, dass ich ebenfalls keine Sybaritin bin.«
    Er versuchte erneut ein paar Finten, denen ich jedes Mal parierte, bevor er mir antwortete. »Ich habe Euch beim Sturm auf den Tuilerienpalast beobachtet. Ihr hattet ein paar meiner Leute angegriffen, nur um die Leichen von ein paar dreckigen Schweizer Gardisten zu verteidigen. Da wusste ich, dass Ihr eine Königstreue und eine Feindin der Revolution seid.«
    »Ach, Ihr wart das«, entgegnete ich begreifend. »Ich habe doch gerochen, dass an jenem Tag noch ein anderer Vampir dort war.«
    »Also gebt Ihr es zu!«, zischte Saint-Just und startete einen weiteren Angriff, dem ich durch einen Standsprung auswich. Kaum war ich hinter ihm gelandet, versetzte ich ihm einen schnellen Tritt in die Kniekehlen. Dadurch taumelte er rückwärts, was ich dazu nutzte, ihm einen gezielten Biss in die Schulter zu verpassen.
    »Gar nichts gebe ich zu«, erwiderte ich dann genervt, während er wütend aufheulte. »Ich bin weder eine Königstreue noch eine Feindin der Revolution. Aber Eure Leute sind an dem Tag einfach zu weit gegangen. Ebenso wie Ihr mit Eurem Blutdurst zu weit geht. Aber bei einem Artgenossen sollte mich das wohl nicht verwundern. Bei so vielen Hinrichtungen dürfte Euch ein ständiger

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