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Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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plötzlich alarmiert aufsah und mich bereits im selben Moment zu Boden riss.
    Da ich ebenfalls bemerkt hatte, dass irgendjemand in unsere Richtung geschossen hatte, sah ich ihn entsetzt an, während Maddy und Miguel auf uns zu gestürzt kamen. Mit angespanntem Gesicht rollte sich Giles von mir herunter und griff sich an die Seite. Fassungslos sah ich, wie Blut zwischen seinen Fingern hervorquoll.
    »Kannst du die Kugel nicht entfernen?«, fragte ich Maddy, die bereits neben Giles kniete, bestürzt. »Dann müsste es doch sofort heilen!«
    Maddy riss Giles’ Hemd auf und atmete scharf aus. Geschockt registrierte ich, dass sich die Wunde offenbar bereits zu entzünden begann, obwohl die Kugel noch nicht einmal sehr tief steckte. »Wie ist das möglich?«, fragte ich heiser vor Entsetzen.
    »Es ist eine Silberkugel«, stellte Maddy grimmig fest. »Irgendjemand hier scheint sehr genau zu wissen, wer wir sind und wie man uns verletzen kann.«
    Ich riss meinen Kopf hoch und sah mich in Windeseile um. Da seit dem Schuss nur wenige Sekunden vergangen waren, erhaschte ich tatsächlich noch einen Blick auf den Schützen. Er senkte in für mich nahezu schleichendem Tempo das auf uns gerichtete Gewehr und zog sich in die Menschenmenge zurück. Ich sah Maddy kurz zögernd an.
    »Geh ihm nach!«, forderte sie mich entschlossen auf. »Wir müssen herausfinden, was er weiß und ob noch mehr Menschen davon wissen. Ich kümmere mich schon um Giles.«
    Ich war bereits im Begriff, mich zu erheben, da hielt Giles meinen Arm fest. »Sei vorsichtig!«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich glaube, dass er es eigentlich auf dich abgesehen hatte.«
    Überrascht sah ich ihn an. Dann nickte ich. »Ich werde aufpassen.«
    Der Gewehrschütze trug die übliche Tracht eines Soldaten der Nationalgarde, entfernte sich nun aber von den restlichen Soldaten, indem er sich durch eine dichtgedrängte Menge von Zuschauern schob. Schließlich verließ er das Festgelände, was es mir vereinfachte, ihn unauffällig zu verfolgen, da ich jetzt dank meiner Sehkraft einen Abstand zu ihm einhalten konnte, über den er mich kaum noch wahrnehmen konnte.
    Nachdem ich ihm durch diverse Straßen und Seitengassen gefolgt war, kehrte er letztlich in der Rue des Deux Portes in das Chateau de Madame Gourdan ein. Das sogenannte Chateau war ein berühmtes Pariser Bordell, das seinen Ruf seit Jahren auch über Landesgrenzen hinaus aufrechterhielt. Nachdem der Gewehrschütze darin verschwunden war, ließ ich zwei Minuten verstreichen und betrat dann ebenfalls das Etablissement. Ich befand mich in einer großen, pompös eingerichteten Empfangshalle, an deren hinterem Ende eine lange Bar aufgebaut war. Vor der Bar saßen gelangweilt einige leichtbekleidete Mädchen. Hinter der Bar stand offenbar die Betreiberin des Bordells, deren tief dekolletiertes und federgeschmücktes Kleid ebenso wenig wie ihr reichhaltiger Gebrauch von Puder und Rouge über ihr greisenhaftes Alter hinwegtäuschen konnte. Nachdem ich Madame Gourdan einen kurzen Augenblick betrachtete, musste ich meine vorherige Annahme, dass ich ihr noch nie begegnet sei, revidieren. Vor mir stand die ehemalige Kupplerin Mademoiselle Marguerite, die uns damals im Rotlichtviertel auf die Spur des Kinderbordells Le Terrain de Jeux geführt hatte.
    Verblüfft darüber, dass sie überhaupt noch am Leben war, ging ich langsam auf sie zu, während sie mich mit misstrauischem Blick musterte.
    Ich setzte mich ihr gegenüber an die Bar und erwiderte ihren Blick gelassen, wohl ahnend, dass auch sie mich wiedererkannte. Nach einer Minute des Schweigens forderte sie mit einem knappen Befehl alle Mädchen auf, den Raum zu verlassen. Dann wandte sie sich wieder mir zu. »Ich dachte eigentlich, dass ich schon jemand wäre, der der Natur ein Schnippchen schlägt«, sagte sie bedächtig, »doch offenbar scheint Ihr sogar das Geheimnis ewiger Jugend zu kennen.«
    »Ihr erinnert Euch also an mich«, stellte ich fest.
    Sie nickte. »Damals waren so einige Gerüchte im Umlauf, dass Ihr und Eure Freunde eventuell etwas mit der mysteriösen Auflösung des Le Terrain de Jeux zu tun gehabt hättet.« Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Ich gebe ja nicht viel auf solche Gerüchte. Aber ich war auch nicht böse, als Mademoiselle Nymphéa und Mademoiselle Zenaïde plötzlich in der Versenkung verschwunden waren. Ihr Etablissement war eine Schande für die Zunft. Also, wenn ich irgendetwas für Euch tun kann

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