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Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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dir nie in den Sinn, dass es im Leben auch Dinge gibt, bei denen der Spaß nicht im Vordergrund steht? Der Kampf für die Rechte der Frau ist für mich eine solche Sache. Und er ist mir verdammt ernst!«
    Nun kniff auch Giles seine Augen kurz zusammen. »Kampf! Ernst! Von dir höre ich fast nie etwas anderes. Du vergisst, dass ich bereits so manchen Kampf ausgefochten hatte, als du noch nicht einmal geboren warst, meine Teuerste. Und ich habe auch mit dir Seite an Seite gegen die Sybarites gekämpft. Weil es in diesen Kämpfen schließlich um sinnvolle Ziele ging.«
    Ich nickte verstehend. »Die Gleichberechtigung der Frau ist in deinen Augen also kein sinnvolles Ziel?«
    Giles schwieg.
    »Gut«, erklärte ich eisig. »Ich denke, damit hast du deinen Standpunkt deutlich gemacht. Ich werde ein wenig Abstand brauchen, um mir darüber klarzuwerden, was ich davon halte. Daher werde ich Maddy für einige Zeit besuchen. Ich reise morgen ab.«
    Ich wusste nicht, was größer war: meine Wut über Giles' albernen Streich oder meine Enttäuschung über seine reaktionären Ansichten. Es kam mir wie ein Déjà-vu vor, denn vor langer Zeit waren wir bereits einmal im Streit auseinandergegangen, weil ihm meine Ideale offenbar nicht wichtig gewesen waren. Die Situation schien völlig festgefahren und ich hoffte auf Maddys Rat, der mir schon so oft weitergeholfen hatte.
     
    Maddy und Miguel hatten mein Haus in Paris übernommen und so kam es mir fast so vor, als ob ich in mein zweites Zuhause kommen würde, als ich die beiden besuchte. Giles hatte meine Reaktion natürlich als übertrieben bezeichnet, als er gemerkt hatte, dass ich am Tag nach unserem Streit tatsächlich meine Sachen gepackt und mich auf den Weg nach Frankreich gemacht hatte. Er begriff offenbar nicht, dass mich sein Verhalten und noch mehr seine Einstellung gegenüber meinem Engagement wirklich sehr verletzt hatten. Daher tat es mir nun gut, meine alte Freundin aufzusuchen, die mich stets mit offenen Armen empfangen hatte.
    Obwohl Maddy und ich uns natürlich regelmäßig geschrieben hatten, war es dennoch etwas völlig anderes, einander gegenüberzustehen und miteinander sprechen zu können. Miguel erkannte, dass wir uns viel zu erzählen hatten, und war so gutmütig, uns bei unseren »Frauengesprächen« alleine zu lassen.
    Maddy umarmte mich freudestrahlend. »Schön, dass du uns besuchst! Allerdings siehst du aus, als ob du etwas auf dem Herzen hättest?«
    Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, mit meinen Problemen gleich »mit der Tür ins Haus zu fallen«, doch nachdem Maddy mich mit ihrem verständnisvollen Blick ansah, sprudelte es nur so aus mir hervor. Ich erzählte ihr von Mary Wollstonecraft, davon, wie sie mich für den Kampf um die Gleichberechtigung begeistert hatte und auch von Marys tragischem Tod. Maddy begriff sofort, warum mir mein Engagement für die Rechte der Frau so wichtig war, und sah mich nachdenklich an, als ich ihr erbittert davon berichtete, wie wenig ernst Giles dieses Thema nahm.
    »Giles stammt nun mal aus einer Zeit, in der die Frauen zarte Geschöpfe waren, die des ständigen Schutzes der Männer bedurften«, versuchte sie seine Einstellung zu erklären.
    »Ach, das ist doch Unsinn«, entgegnete ich unwirsch. »Es waren doch nicht alle Frauen so. Du warst auch völlig anders und du bist sogar noch älter als er.«
    »Du und ich, wir sind beide völlig anders«, antwortete sie lächelnd. »Wir wissen, was wir sind, kennen unsere Fähigkeiten und wissen, diese einzusetzen. Doch das trifft nicht auf alle Frauen zu.«
    »Und auch nicht auf alle Männer«, widersetzte ich, »Es gibt unter den Frauen ebenso wie unter den Männern die Hasenherzen und die Wagemutigen. Ich sehe da keinen großen Unterschied. Ich habe inzwischen schon einige starke Frauenpersönlichkeiten kennengelernt, die imstande wären, Großes zu leisten, wenn die Männer ihnen nicht ständig Steine in den Weg legen würden. Ich denke, es geht dabei einfach nur um Macht und die Männer haben Angst vor dem Machtverlust.«
    »Natürlich haben sie das«, stimmte Maddy mir leichthin zu. »Wenn du bereits seit Jahrhunderten das Sagen hättest, würdest du dir auch nicht so leicht das Zepter aus der Hand nehmen lassen, oder?«
    »Aber es geht uns ja gar nicht um eine Machtübernahme«, erwiderte ich nachdrücklich. »Sondern lediglich um gleiche Rechte und Befugnisse. Das ist doch nicht zu viel verlangt!«
    »Nein, das ist es nicht«, pflichtete Maddy mir bei. »Du weißt

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