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Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition)

Titel: Zeitgenossen - Kampf gegen die Sybarites (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hope Cavendish
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weg.
    Kurz darauf kam Fergus in seiner menschlichen Gestalt zu mir hochgeklettert und setzte sich neben mich.
    »Nein, er hat mich nicht geschickt«, erklärte er ruhig, während wir auf die Themse schauten. »Ich habe dich bei meinem Rundflug hier oben entdeckt.«
    »Aber du weißt es?«, fragte ich verbittert.
    Fergus sah mich an. »Dass Giles fortgeht? Ja.«
    Natürlich wusste er es. Vermutlich schon länger als ich.
    Trostlos starrte ich in die Ferne.
    »Gemma«, begann Fergus schließlich vorsichtig, »ich denke, Giles muss das tun. Letztendlich seid ihr beide Kämpfernaturen. Und für ihn gibt es hier zurzeit keinen Kampf zu kämpfen. Für dich hingegen schon.«
    Verächtlich schnaubte ich aus. »Kämpfe sind für Giles doch nur ein Spiel. Wenn ein Kampf ihm nicht genügend Vergnügen verspricht, ist er nicht daran interessiert. Hat er dir erzählt, dass wir uns schon einmal getrennt hatten, weil er sich geweigert hatte, den Sybarites entgegenzutreten?«
    »Ja, das hat er«, erwiderte Fergus ernst. »Und nach allem, was ich darüber weiß, wollte er nicht gegen sie kämpfen, weil er es für zu gefährlich hielt. Zu gefährlich für dich. Er hatte Angst um dich.«
    »Pah!«, entfuhr es mir wütend.
    »Wenn du das nicht glaubst, scheinst du ihn nicht sehr gut zu kennen«, fuhr Fergus fort. »Und du täuscht dich auch in ihm, wenn du denkst, dass er nicht für Ziele oder Ideale kämpft. Das hat er vom Anbeginn der Zeit an getan. Nicht zuletzt 1190 bei jenem Kreuzzug, bei dem er sich so lebensgefährliche Verletzungen zugezogen hatte, dass nur die Verwandlung ihn retten konnte.«
    »Schön, dann täusche ich mich also in ihm!«, entgegnete ich schnippisch. »Das ändert nichts an der Tatsache, dass er fortgeht.«
    »Ihr werdet Euch sicherlich eines Tages wiederbegegnen«, versicherte Fergus zuversichtlich. »Und wenn du es mir gestattest, werde ich dir auch in der Zwischenzeit ein aufrichtiger Freund bleiben.«
    Ich sah ihn etwas besänftigt an. »Natürlich gestatte ich es«, erklärte ich mit schiefem Lächeln. »So ganz ohne männlichen Schutz wäre ich doch völlig verloren.«
    Fergus brach in lauthalses Lachen aus. »Du weißt genau, dass das kompletter Unsinn ist.«
     
    Das Gespräch mit Fergus hatte bewirkt, dass Giles und ich uns zumindest nicht im Groll, sondern im Frieden trennten. Dennoch hatte ich das Gefühl, es würde mir das Herz zerreißen. Doch ich ließ mir nichts anmerken und winkte ihm im Hafen sogar zu, als er schließlich das Schiff betrat.
    In der darauf folgenden Zeit stürzte ich mich verstärkt in meine Arbeit, um mich abzulenken.
    Ich kümmerte mich auch weiterhin um die Ausbildung von William Godwins Töchtern Fanny und Mary, die so langsam begannen, zu jungen Damen heranzureifen. Da seine zweite Frau sich nach wie vor nicht sonderlich für Fanny und Mary interessierte, war William mir sehr dankbar, dass ich mich mit den beiden beschäftigte, vor allem, als sie anfingen, sich auch für Herzensangelegenheiten zu interessieren.
    »Du scheinst überhaupt nicht zu altern«, begrüßte William mich herzlich, als ich die Familie mal wieder besuchte. Seine als Kompliment gemeinte Bemerkung führte mir vor Augen, dass ich in Zukunft etwas vorsichtiger sein musste und gelegentlich mit dem Kohlestift ein wenig meine Gesichtszüge verändern sollte, wenn ich wollte, dass meinen Freunden nicht auffiel, dass ich tatsächlich nicht alterte.
    Fanny und Mary hingegen war meine jugendliche Erscheinung offenbar nur recht. So scheuten sie sich weniger, mir von ihren Schwärmereien für junge Männer zu berichten, zu denen sie in dem freigeistigen Haus ihres Vaters, das für diverse Künstler und Freidenker offen war, regelmäßigen Kontakt hatten.
    Etwas heikel wurde es allerdings, als sich beide Mädchen gleichzeitig in den – zudem noch verheirateten – Dichter und Schriftsteller Percy Shelley verliebten. Nachdem Shelley erst eine Zeitlang mit Fanny geflirtet hatte, wandte er sich dann jedoch Mary zu, in die er sich offenbar ebenso heftig und heillos verliebte, wie sie sich in ihn. 1814 begannen Mary und Percy Shelley eine Liebesbeziehung, was Fanny sehr verletzte und sowohl William und mich als auch das weitere familiäre Umfeld der beiden sehr schockierte.
    Bald darauf brannte Mary mit Percy durch und wurde nur wenige Monate später schwanger von ihm. Godwin wurde durch das Verhalten seiner Tochter gesellschaftlich schwer geächtet und hielt sich daher auf Distanz. Er bat mich allerdings, den

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