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ZEITLOS - Band 2 (German Edition)

ZEITLOS - Band 2 (German Edition)

Titel: ZEITLOS - Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Finnings
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denen er beschäftigt war; Teddy, Haarp, die Kanada-Meldung wenige Stunden vor dem Ereignis.
    Logisch! Das war die damalige Ausgangslage. Sein Interview mit Büttner und dessen Versprecher, alles passte zusammen, und doch, er fühlte, dass da noch ein ganz wichtiges Puzzlestückchen in seinem Mosaik fehlte. Da war noch etwas, das darauf wartete entdeckt zu werden  – außerdem nicht zu vergessen, die Schweinerei, die da augenscheinlich in Berlin geplant wurde…
     
    Als die Morgendämmerung den Himmel erhellte und die ersten rosa- und purpurfarbenen Streifen im Osten den nahenden Sonnenaufgang ankündigten, entschloss er sich einen Spaziergang zu machen. An der frischen Luft kamen ihm immer die besten Ideen.
    Während er noch Richtung Hindenburgufer zum Wasser ging, dachte er an den bewegenden Gottesdienst in Borby, der sein Herz wieder zum Leben erweckt hatte, dieser unvergessliche Moment, in dem er sich eins mit allem fühlte, mitschwang, mitklatschte, mitlachte – Teil dieser ganzen Gemeinde wurde.
    Damals war ihm dieses Gefühl auf sonderbare Weise bekannt vorgekommen; noch immer wusste er, dass er so etwas Ähnliches schon einmal gefühlt hatte. Er dachte nach, kam am Wasser an, bewunderte das arktisklare Blau des nach Osten immer heller werdenden Ostseewassers, das ruhig wie ein Spiegel vor ihm lag. Spiegel … Wandspiegel … Antiquariat in Paris am Montparnasse, wo er mit Ilka beim Bummel den Wandspiegel mit dem Facettenschliff kaufte, der noch heute in seinem Flur hing, Paris … Seine Gedanken schweiften weiter, da war ein Erinnerungsfetzen. Woran versuchte sein Unterbewusstsein sich zu erinnern?
    Er ging achtlos an einer Litfasssäule vorüber, war schon mehrere Meter daran vorbei, da blendete sein Hirn den Totenkopf vom Plakat ein. Abrupt stoppte er, ging zurück, besah sich das Plakat, das für eine Theateraufführung warb, für ein Piratenstück. Der Totenkopf auf der Flagge  ... Paris  ... Musèe du quai Branly, der Pariser Kristallschädel!
    Sie hatten dieses umstrittene Kunstwerk aus Bergkristall bewundert, der auf einem Spiegel präsentiert wurde. Mithilfe dieses Spiegels wurde ein Lichtstrahl umgelenkt und in einem speziellen Einfallswinkel durch den gläsernen Schädel geleitet. Dadurch zeichnete sich auf dessen Stirn das magische Dritte Auge kreisrund ab – aber nur, wenn man es aus einem bestimmten Winkel betrachtete. Er und Ilka hatten gestaunt, es probiert, erst er, dann sie, dann sie beide…
    Nie hatten sie sich so nahe gefühlt, so, wie ein einziger Organismus, bis zum Rand gefüllt mit inniger Liebe . Sie waren beide erschüttert, überwältigt, spürten so heftiges Verlangen aufeinander, dass sie auf schnellstem Wege in ihr Hotel in der Altstadt zurückkehrten und förmlich übereinander herfielen.
    Er hatte das verdrängt, die ganze Zeit über verdrängt – an diesem Tag zeugten sie Lisa.
     
     
    Er musste noch einmal nach Paris, ins Musèe du quai Branly, noch einmal diesen Schädel sehen, noch einmal dem irrsinnigen Gefühl begegnen - es  mit dem Gottesdienst in Borby vergleichen.
     
    ***
     
    Zwei Tage später stand er übernächtigt am späten Nachmittag auf der Gare du Nord , dem riesigen Kopfbahnhof am Place Napoléon III in Paris.
    War das noch das Paris, das er kannte? Unheimlich, diese Ruhe! Nur wenige Taxen verkehrten und stießen bläuliche Qualmwolken aus. Die Menschen wirkten jedoch noch heiterer und lebenslustiger als er sie in Erinnerung hatte, dieses Volk von Lebenskünstlern.
    Er begab sich sofort zum Musèe du quai Branly . Seine Recherchen hatten erbracht, dass der Schädel sich nicht nur im Besitz, sondern sogar im Eigentum des Museums befand. So weit ihm bekannt war, wurde er nicht ständig ausgestellt, trotzdem hegte er die Hoffnung, ihn durch Nachfragen doch sehen zu dürfen.
    Seine Befürchtungen erwiesen sich zunächst als unbegründet. Der Schädel stand noch genau so in der Vitrine wie er ihn das letzte Mal zusammen mit Ilka bewundert hatte. Ehrfürchtig trat er langsam näher, ging um die Vitrine herum, blieb stehen und schloss die Augen. War da etwas? Es tat sich nichts, kein Vergleich mit dem Gefühl beim Gottesdienst in Borby.
    Er war enttäuscht, hatte er doch so sicher zu wissen geglaubt, dass er das Gefühl des liebevollen Vereintseins würde reproduzieren können. Er stellte sich probeweise vor den Schädel, ging etwas in die Hocke, versuchte das Dritte Auge zu erkennen.
    Jetzt bemerkte er, was den Unterschied zu damals ausmachte. Das Licht

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