ZEITLOS - Band 3 (German Edition)
Bewusstsein eines jeden einzudringen, als sie von Lara abgelenkt wurden.
Die Kleine war zwischendurch kurz eingeschlafen und nun wieder erwacht. Sie stand im Türrahmen mit ihrer Schmusepuppe in der Hand. >Mama, mir ist langweilig. Spielst du mit mir?< Edelgard stand auf und folgte ihrer Tochter in das Gästezimmer, um die anderen bei ihrer Diskussion nicht zu stören.
Birte war noch völlig irritiert. >Habt ihr eben auch für Sekunden den Eindruck gehabt, als sei Coratscha bei uns? Ich glaubte schon, ihre Meeresdünung wahrzunehmen, dann brach der Kontakt abrupt ab.<
>Ich hab das auch gespürt und ihr ...?< Simon guckte fragend in die Runde. Alle nickten, sie hatten denselben Eindruck gehabt. Simon nahm trotzdem den Gesprächsfaden wieder auf: >Ich wollte noch auf Lara zu sprechen kommen. Wusstest du, Lars, dass Lara mit ihrem Schlafphänomen nicht so einzigartig ist wie wir bisher dachten? In Mexiko, Indien und Australien gibt es ebenfalls Kinder mit der gleichen Schlafstörung. Auch bei ihnen sind Entwicklungssprünge nach jeder Kurz-Schlafphase zu beobachten. Aber das wirklich Erstaunliche hieran ist ...<, Simon ließ erneut seinen Satz unvollendet.
Anscheinend liebte er es, die ohnehin schon im Raum vorhandene Spannung noch weiter anzuheizen. Markus wurde es zu bunt: >Simon, gleich würg’ ich dich, hör auf mit dem Theater und sag uns endlich, was los ist!<
>Alle Kinder sind am selben Tag geboren, wie Lara ...<
06. April 2026; Montag; 16:57 Uhr/ ehemalige MEZ; 5. Welt; Berlin-Wedding; Penthouse
Die Flamme des Brenners fest im Blick, in der linken Hand die Schablone, korrigierte Nele noch einmal Winkel für Winkel. Die Kantenlängen des goldenen Dodekaeder-Käfigs hatte sie so exakt wie möglich aus stabilem Golddraht geschnitten und anschließend nach Schablone verlötet.
Zufrieden ließ sie nun den Brenner sinken und betrachtete ihr Werk. Schon während der letzten Arbeiten war in ihr die Sorge gewachsen, dass die Konstruktion wahrscheinlich bei weitem nicht exakt genug war. Sie hatte eine Größe gewählt, die die Kantenmaße ihres Talismans um genau das Sechsfache überstieg.
Allerdings war der Goldkäfig um einiges ungenauer als das bis auf den Tausendstelmillimeter präzise gefertigte Original. Er sollte ja auch nur ein erster Versuch sein, mit dem sie überprüfen wollte, ob der dreidimensionale Käfig, wenn er den Talisman umschloss, die Wirkungen des Bergkristalls noch mehr verstärken würde als das zweidimensionale Pentagon, das sie an der Halskette über ihrem Herzchakra trug.
Nele war jetzt aufgeregt wie als kleines Mädchen vor der Weihnachtsbescherung und konnte es kaum erwarten, den Talisman genau zentriert in den Käfig zu hängen. Es konnte losgehen. Sie stellte den Brenner ab, nahm vorsichtig den Käfig und löschte das Licht in ihrem Penthouse-Labor. Barfuß und nur mit einem Slip bekleidet ging sie hinüber zu ihrem Schlafzimmer. Sie war allein - solche Spielzeuge musste sie immer erst allein ausprobieren, bevor sie zum breiter angelegten Feldversuch überging.
Diese Woche hatte es in Berlin die ersten frühsommerlichen Temperaturen gegeben, alle freuten sich auf den bevorstehenden Frühling. Die abendlichen Geräusche der Stadt drangen durch die auf Kipp gestellte Dachgartentür zu ihr ins Schlafzimmer. Auf dem Nachttisch hatte sie Vanille-Räucherwerk entzündet, dessen betörendes Aroma den ganzen Raum durchzog.
Nele lag nackt auf dem Seidenlaken, schloss die Augen und versuchte zur Ruhe zu kommen. Die Talisman-Experimente erforderten ein Mindestmaß an innerer Ruhe und Fokussierung. Eine Weile lang konzentrierte sie sich auf ihren Atem. Ihr noch immer flacher Bauch hob und senkte sich regelmäßig.
Ihr Becken ließ sich jedoch dadurch nicht zur Ruhe bringen, dort war Energie in Aufruhr - schöne Formulierung , sie schmunzelte bei diesem Gedanken. Früher hätte sie dafür ganz sicher einen anderen Ausdruck verwendet. Nun doch - eigentlich ungewollt - wieder beim Denken angelangt, hatte sie plötzlich eine Idee, die sie sofort umsetzen wollte.
Sie nahm das goldene Gestell und den Talisman, stellte es nicht auf ihr Brustbein wie ursprünglich geplant, sondern auf ihren Bauch, eine Handbreit unter ihrem Nabel. Dort war der Punkt, der als Sitz des Sakralchakras gilt. Sie hatte sich in der Vergangenheit sehr viel mit Chakra-Energien beschäftigt und wusste durch ihre Studien, dass das zweite Chakra unter anderem der
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