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ZEITLOS - Band 3 (German Edition)

ZEITLOS - Band 3 (German Edition)

Titel: ZEITLOS - Band 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Finnings
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Anforderungen würden durch spezielle Fachterminologie-Apps ergänzbar werden.
       Wer stolzer Träger eines solchen Chips war, brauchte dadurch keine Plastikkarten mehr zum Bezahlen, keine Ausweispapiere, keine umständlichen personenbezogenen Daten, die in Terminals getippt werden mussten, wenn man etwas im Racenet bestellen wollte. Selbst Verkehrsampeln konnten durch die Trans-Chips, wie sie in Kurzform genannt wurden, angesteuert werden und erlaubten ausgesuchten Trägern eine Menge an Vorteilen, wie zügigere Fahrt, bevorzugte Parkrechte, mautfreie Autobahnfahrten und noch vieles mehr.
       Es gab unterschiedliche Chipklassifizierungen, ähnlich wie damals, als es die altmodischen Kreditkarten in Silber, Gold oder gar Platinausführung gab. Maren hatte die VIP-Klassifizierung IVa, die ihr manche Annehmlichkeiten bescherte, zum Beispiel den großzügigeren Bezug  höherwertiger Lebensmittel und eine bessere medizinische Versorgung - Vorteile, die nicht jedem dahergelaufenen Kretin zur Verfügung gestellt wurden. 
       Sie arbeitete hart daran, in die nächst höhere Kategorie, nämlich der III. Klasse aufzusteigen. Dafür würde sie sich noch mehr anstrengen müssen, um die Benchmarks anderer Mitbewerberinnen zu übertrumpfen, denn sehr viel Zeit blieb ihr mit ihren zweiundvierzig Jahren nicht mehr. Ab dem fünfzigsten Lebensjahr würde sich unter Beibehaltung ihrer bisherigen Klassifizierung IV keiner mehr für sie interessieren. Dann würde man sie als Gesellschaftsmüll der Leistungsgesellschaft ansehen, dem man tunlichst aus dem Wege ging. Schließlich produzierte diese Altersgruppe enorme Kosten, die man keiner gesunden Leistungsgesellschaft zumuten konnte, dafür war der weltweite Handelswettbewerb viel zu hart geworden.
       Es war Maren klar, dass ein normaler Zwölfstundentag nicht ausreichen würde. Das von beinahe panischer Verzweiflung angestrebte Ziel, den Aufstieg in die Leistungsklasse III noch rechtzeitig zu erreichen, war mit größtmöglicher Anstrengung eventuell noch drin. Darüber hinaus ging nichts mehr. Jedenfalls nicht ohne den Abschluss einer Elite-Uni vorzuweisen und mindestens zum Vorstand von börsennotierten Unternehmen zu zählen.
       Klasse I war selbst für Politiker unerreichbar. Wer gehörte überhaupt dieser Premium-Klasse an? Maren kannte keinen mit Namen. Sie musste schon froh sein, wenn sie ab und zu mit Klasse II-Trägern zusammentreffen durfte. Marens Blutdruck erreichte schon wieder gefährliche Werte, sie merkte es am Augenflimmern und dem Kopfdruck. Sie griff zu ihrer Handtasche, um einen weiteren Betablocker einzuwerfen – doch die Blisterpackung war leer. Der Kalender zeigte noch vier Tage bis zum nächsten Monatsersten an. Solange würde sie ohne das Medikament auskommen müssen - ein weiterer Grund, endlich in die Klasse III aufzusteigen.
     
    Nele musste von ihrem polternden Herzschlag geweckt worden sein. Sie schlug die Augen auf. Es war noch stockdunkel. Was war das für ein böser Traum?
       Sie machte Licht. Der Talisman pendelte noch immer wild - unrhythmisch wie ihr durcheinander gekommener Pulsschlag. Komisch, die Kette an dem er hing schien nicht straff zu sein, und woher bezog das Pendel eigentlich seine kinetische Energie?
       Sofort war Nele hellwach. Sie unterdrückte gerade noch rechtzeitig den ersten Impuls, den Talisman mit dem Finger zu stoppen. Da war doch etwas zu sehen gewesen, bevor sie das Licht anknipste? Sie schaltete die Nachttischlampe aus, kniff die Augen zusammen. Ganz schwach war der Käfigumriss durch rosafarbenes Leuchten zu erkennen - nur der Käfig - nicht der Talisman!
       Oh Gott! Sie fasste sich an den Hals, das konnte doch nicht wahr sein. Ihr kam eine Ahnung – woher? Suchend drehte sie sich um, sah neben der erloschenen Räucherwerkschale das Päckchen mit den Streichhölzern liegen. Sie entnahm eines der langen Hölzchen und näherte sich dem Käfig, um den Talisman in seiner Bewegung zu stoppen. Ganz langsam näherte sie sich dem Gestell. Jetzt trennten den lila Phosphorkopf nur noch wenige Millimeter von der vorderen Abgrenzung des Käfigs. Mit einem Zischen entzündete sich das Zündhölzchen. Ihre Hand zuckte reflexartig zurück.
       Sie stierte ungläubig die Flamme an. Das konnte doch nicht sein! Jetzt wollte sie es wissen; wie ein Florett stieß sie das brennende Hölzchen in den Dodekaederkäfig, doch bevor es auf den pendelnden Talisman traf, war der brennende Teil des Hölzchens innerhalb des

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