ZEITLOS (German Edition)
glaube, dass das Elend der heutigen Zeit darin liegt, dass die Entwicklung der sozialen Fähigkeiten des Menschen einfach nicht mit der rasanten technischen Entwicklung mitgehalten hat. Da könnte ich euch viele Beispiele nennen: Fernsehen, Handy, Internet, Elektronikspiele – alles wunderbare, technische Entwicklungen, die es den Menschen ermöglicht, echten Nutzen aus der Technik zu ziehen – wenn, ja wenn er denn verantwortungsbewusst damit umzugehen verstünde. Übers Fernsehen könnte man hochwertige Filme und Diskussionsbeiträge senden, wenn man nicht nur auf die Quote schielen würde, oder nehmt die SMS-Sucht der Kinder: Was soll der Quatsch? Da muss sich etwas verändern, auch das Internet bietet unglaubliche Chancen, aber leider auch unglaubliche Gefahren und warum das alles? Weil hinter allem stets und ständig die Profitsucht von Unternehmen steht, die jede Neuentwicklung unters Volk zu bringen versucht, indem man den Bedarf künstlich schafft! Wir haben uns zu Sklaven unserer eigenen Technik gemacht.«
Markus hob die Hand. »Da muss ich Birte wirklich recht geben - die Technik lässt sich nicht mehr bremsen und könnte unser Untergang werden. Seht euch nur die jungen Leute heutzutage an: Sie nehmen nichts mehr um sich herum wahr, sind nur durch technische Spielereien abgelenkt und in ihrer Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit auf einem vermutlich viel geringeren Niveau als früher. Aus meinen Vorlesungen kann ich euch davon ein Lied singen. Manchmal habe ich den Verdacht, dass die Konzerne unsere Jugend nur noch darauf abrichtet, kritiklose Konsumenten zu werden. Viele geistige Fähigkeiten verschwinden langsam. Man hat festgestellt, dass die Menschen, die nach 1960 geboren sind, anders im Gehirn verknüpft sind als die Generationen vor ihnen. Studien belegen, dass sie zwar immer schneller in der Lage sind, motorische Reaktionen zu zeigen, aber im Gegenzug dazu werden die Sinneseindrücke direkter durchs Gehirn gejagt und dadurch mit weniger emotionalen Verknüpfungen versehen. Mit anderen Worten: Die Reaktionsgeschwindigkeit nimmt zu, das Wahrnehmungsvermögen dagegen ab. In absehbarer Zeit werden wir uns auf dem geistigen und emotionalen Niveau von Eintagsfliegen befinden.
Unsere heutige Situation erinnert mich an die Zeit der Maschinenstürmer, als die Weber sich aus der Knechtschaft ihrer Lohnherren befreien wollten. Heute sind wir nicht mehr weit davon entfernt, uns in ähnlicher Lage zu befinden. Das ist menschlicher Rückschritt und er kotzt mich an! Nur, was können wir dagegen schon unternehmen?«
»Vielleicht lässt sich die Technik in absehbarer Zeit bremsen.« Simon hatte diesen Satz eher leise und nachdenklich vor sich hergesagt. Aber er war überdeutlich von allen im Raum verstanden worden. Die Runde hielt inne und alle wandten sich ihm zu. Markus versuchte, seinen Freund zum Schweigen zu bringen und fiel ihm ins Wort. »Simon – bitte!«
»Könntet ihr beide uns in eure Geheimniskrämerei einweihen? Seit Tagen spüre ich, dass Markus etwas durch den Kopf geht, was ihn nicht mehr schlafen lässt, aber er spricht nicht drüber!« Birte sah forschend von Simon zu ihren Mann und erkannte an seinem Blick und seiner Mimik, dass dieser krampfhaft versuchte, Simon am Reden zu hindern, aber der sah ihn gar nicht an, denn offenbar hatte Simon sich entschlossen zu reden. »Wir nähern uns dem im Mayakalender als Ende der Zeit bezeichneten Zeitabschnitt. Eine große Veränderung wird über die Welt kommen, wenn das Zeitalter des Wassermanns beginnt, dem man voraussagt, dass es den Menschen neue Erkenntnis und spirituelle Reife bringen wird. Ich glaube, Markus, wir beide wurden schon Zeuge von diesen beginnenden Veränderungen. Wir dürfen nicht aus falsch verstandener Scham oder Angst darüber schweigen!«
»Aber, wir stehen doch erst ganz am Anfang. Vielleicht war das doch wirklich nur alles banaler Zufall«, versuchte Markus abzuschwächen. »Lass uns mit unserem Bericht warten, bis ich wieder aus den Staaten zurück bin. Simon, bitte!«
Birtes Gedanken rasten und vorsichtig tastete sie sich weiter: »Markus, zufällig habe ich einen Blick auf deine Reiseunterlagen und so einige Notizen werfen können und da fiel mir auf, dass außer deinem angesagten Kongress in New York, noch eine Forschungsstation, deren Namen mir völlig unbekannt ist auf deiner Reiseroute liegt. Ist das der Grund, welcher dir so Kopfzerbrechen macht und warum du nicht willst, das Simon
Weitere Kostenlose Bücher