Zeitreise in Technicolor
»Heraus damit!«
Tex kratzte sich das unrasierte Kinn und sagte zögernd: »Sehen Sie, der Doc hat recht. Wir haben nichts und niemand außer diesen alten Camps und ein paar Seehundknoten entdeckt. Aber ich habe so das Gefühl, daß sie irgendwo in der Nähe stecken und uns die ganze Zeit beobachten. Es wäre nicht schwer für sie. Diesen Rasenmähermotor hört man auf fünf Meilen Entfernung. Wenn sie Seehundjäger sind, wie der Doc sagt, dann können sie sich verstecken, sobald sie den Motor hören. Ich glaube ganz fest, daß sie hier irgendwo auf der Lauer liegen.«
»Hast du irgendeinen Beweis für deine Theorie?« fragte Barney.
Tex wand sich unbehaglich. »Aber Sie dürfen mich nicht auslachen«, stieß er schließlich hervor.
Barney erinnerte sich daran, daß Tex Ausbilder in der Kunst der waffenlosen Verteidigung war. »Ich würde dich niemals auslachen, Tex«, sagte er ernst.
»Also – es ist folgendermaßen. Wir spürten es auch im Dschungel. Es ist, als würde man beobachtet. Und meist stimmt es. Peng, ein Schuß aus dem Hinterhalt. Ich kenne das Gefühl. Und ich hatte es da draußen die ganze Zeit. Gott helfe mir, sie sind irgendwo in der Nähe.«
Barney knackte mit den Knöcheln und dachte nach. »Du hast wohl recht, aber das nützt uns nichts. Wir sprechen beim Mittagessen nochmals darüber. Vielleicht fällt uns etwas ein. Wir brauchen diese Indianer.«
Mit der Szene klappte es überhaupt nicht, und das war zum größten Teil Barneys Schuld. Er hatte die Gedanken nicht bei der Sache. Eigentlich waren es keine schwierigen Aufnahmen – Handlung hauptsächlich. Orlyg, von Val de Carlo dargestellt, ist Thors bester Freund und seine rechte Hand, aber er hat sich heimlich in Gudrid verliebt, die Thor aus Angst vor den Schwierigkeiten nichts sagen will. Seine Leidenschaft wird jedoch zu groß, und da Gudrid ihm erklärt hat, sie würde einen anderen Mann lieben, solange Thor am Leben sei, beschließt er in seiner Raserei, Thor umzubringen. Er versteckt sich hinter dem Schiff und greift Thor an, als er vorbeigeht. Thor will es zuerst nicht glauben, doch als Orlyg ihm in den Arm sticht, nimmt er den Kampf auf. Einhändig bringt er seinen Nebenbuhler um.
»So«, sagte Barney. Er war am Rande eines Nervenzusammenbruchs. »Wir versuchen es noch einmal, und diesmal wäre ich froh, wenn sich alle ihre Sätze merken würden. Allmählich werden wir an Blut und frischen Hemden knapp. In Stellung. Orlyg, hinter das Boot, Thor, den Strand entlang. Kamera!«
Ottar stapfte schwerfällig durch den Sand und schaffte es, einigermaßen überrascht dreinzusehen, als de Carlo ihn ansprang.
»Ho, Orlyg«, sagte er hölzern. »Was machst du hier, was hat das zu bedeuten ... mikli Oðinn! {18} Seht euch das an!«
»Schnitt!« brüllte Barney. »Das ist nicht richtig, kannst du dir denn gar nichts merken?« Er verstummte, als seine Blicke Ottars ausgestrecktem Zeigefinger folgten.
Dunkle kleine Boote, eines nach dem anderen, kamen hinter der Insel zum Vorschein und paddelten lautlos auf das Ufer zu.
»Äxte, Schwerter!« befahl Ottar und sah sich nach einer Waffe um.
»Halt!« rief Barney. »Keine Waffen und kein Kampf! Wir wollen das Treffen freundlich gestalten, wenn es sich machen läßt. Sucht irgendwelche Tauschobjekte. Die Leute da draußen sind potentielle Komparsen, und ich möchte sie nicht erschrecken. Tex, du hältst deinen Revolver schußbereit – aber unauffällig. Wenn es Schwierigkeiten gibt, beendest du sie.«
»Mit Vergnügen.«
»Aber du fängst nicht zuerst an. Das ist ein Befehl. Gino, bringen Sie die Leute ins Bild?«
»Schon fertig. Wenn Sie die Typen aus dem zwanzigsten Jahrhundert von der Bildfläche entfernen könnten, filme ich die ganze Ankunft.«
»Ihr habt es gehört, verschwindet. Weg von der Kamera. Lyn – ziehen Sie sich sofort als Wikinger um und dolmetschen Sie!«
»Wie denn? Von ihrer Sprache ist kein Wort überliefert.«
»Sie werden schon etwas aufschnappen. Sie sind der Dolmetscher – also dolmetschen Sie. Wir brauchen so etwas wie eine weiße Flagge, um ihnen zu zeigen, daß wir nicht bösartig sind.«
»Das genügt. Geben Sie ihn Ottar.«
Die kleinen Boote wurden langsamer, als sie dem Ufer nahekamen. Es waren insgesamt neun, und in jedem saßen zwei bis drei Mann. Sie waren auf der Hut und hatten die Waffen in der Hand, aber es sah nicht so aus, als würden sie angreifen. Einige der nordischen Frauen kamen an den Strand, um zu sehen, was sich abspielte, und das
Weitere Kostenlose Bücher