Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeitreise in Technicolor

Zeitreise in Technicolor

Titel: Zeitreise in Technicolor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
Vom Netzwerk:
Oder an den sechs Kasten Bier, die ihr letzte Nacht bei eurer Party leergemacht habt?«
    Sie gab keine Antwort, aber der grünliche Ton auf ihrer Pfirsichhaut vertiefte sich. Er fügte der Handvoll Pillen noch zwei hinzu und reichte sie ihr.
    »Da, nimm sie! Ich bringe dir ein Glas Wasser.«
    »So viele«, sagte sie schwach. »Die bringe ich niemals hinunter.«
    »Du mußt. Schließlich wollen wir heute filmen. Das hier ist Dr. Hendricksons garantiert wirksame Katerkur. Aspirin gegen die Kopfschmerzen, Dramamin gegen die Übelkeit, Bikarbonat gegen das Sodbrennen, Benzedrin gegen die schlechte Laune und zwei Glas Wasser gegen das trockene Gefühl im Hals. Das hilft immer.«
    Während Slithey die Pillen hinunterwürgte, klopfte Barneys Sekretärin an der Wohnwagentür, und er rief »Herein«.
    »Sie sehen aber frisch und munter aus!« lobte er sie.
    »Ich bin allergisch gegen Muscheln, deshalb ging ich früh schlafen.« Sie hielt ein Blatt mit den wichtigsten Punkten des Tages hoch. »Ich habe einige Fragen.« Sie fuhr mit dem Finger die Liste entlang. »Künstler, okay, Doubles, ebenfalls ... Kameras – nichts, Ausstattung – ach ja ... Sie wollen wissen, ob an dem Klappdegen Blut sein soll.«
    »Natürlich – wir machen doch keine Jugendvorstellung.« Er stand auf und zog seine Jacke an. »Gehen wir, Slithey.«
    »Gleich«, sagte sie mit schwacher Stimme.
    »Zehn Minuten, mehr nicht, du kommst gleich in der ersten Szene dran.«
    Es war ein klarer Tag und die Sonne war bereits über die Hügel gestiegen. Die Grashütten mit ihren Birkenrindedächern warfen lange Schatten auf die Wiese. Die nordischen Siedler waren bereits an der Arbeit. Ein blauer Rauchfaden stieg von der größten Hütte auf.
    »Hoffentlich ist Ottar in besserer Verfassung als seine Partnerin«, sagte Barney. Er blinzelte aufs Wasser hinaus. »Betty, sind da links von der Insel Felsen – oder könnte es ein Boot sein?«
    »Ich habe meine Brille nicht bei mir.«
    »Es könnte das Motorboot sein – es kommt näher. Wird auch höchste Zeit.«
    Betty mußte laufen, um mit seinen langen Beinen Schritt halten zu können. Das Boot war jetzt deutlich zu sehen, und sie konnten das schwache Tuckern des Motors hören. Die meisten Filmleute warteten am Ufer in der Nähe des knorr, und Gino baute bereits seine Kamera auf.
    »Sieht aus, als würden unsere Forscher heimkehren«, rief er Barney zu und deutete auf das Boot.
    »Ich habe sie schon gesehen, und ich werde mich um sie kümmern. Bleibt ihr anderen in der Nähe der Kamera. Wir beginnen sobald wie möglich mit dem Drehen.«
    Barney wartete dicht am Wasser, bis das Boot herankam. Tex saß hinten und bediente den Außenbordmotor. Jens Lyn hatte es sich vorn bequem gemacht. Beide Männer waren unrasiert und ungepflegt.
    »Nun?« fragte Barney, noch bevor sie an Land stiegen. »Was gibt es Neues?«
    Lyn schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte er. »Wir fuhren an der Küste entlang, soweit das Benzin reichte, aber wir sahen keinen Menschen.«
    »Unmöglich. Ich habe doch diese Indianer mit eigenen Augen gesehen – und Ottar hat einige getötet. Sie müssen sich irgendwo in der Gegend aufhalten.«
    Jens kletterte ans Ufer und streckte sich. »Ich möchte sie ebenso gern finden wie Sie. Es wäre eine einmalige Entdeckung. Die Konstruktion ihrer Boote und die Schnitzerei an den Speerspitzen verleitet mich zu der Annahme, daß es sich um Angehörige der nahezu unbekannten Kap-Dorset-Kultur handelt. Wir wissen verhältnismäßig wenig über diese Leute, nur ein paar Tatsachen, die durch Ausgrabungen zutage kamen, und ein paar Andeutungen in den Sagas. Es scheint festzustehen, daß die letzten Menschen dieser Kultur gegen Ende des elften Jahrhunderts verschwanden ...«
    »Das interessiert mich nicht. Ich will endlich diesen Film beenden. Wir brauchen Indianer dafür – wo sind sie? Ihr müßt doch wenigstens ein paar Lebenszeichen von ihnen entdeckt haben.«
    »Wir sahen ein paar Lager am Ufer, aber sie waren verlassen. Die Kap-Dorset-Menschen sind Nomaden. Sie folgen meist den Seehundherden oder den Dorsch-Schwärmen. Ich habe das Gefühl, daß sie sich zu dieser Jahreszeit weiter nördlich befinden ...«
    Tex zerrte das Motorboot an Land und setzte sich dann auf seine Kante. »Ich möchte dem Doc nicht ins Handwerk pfuschen, aber ...«
    »Aberglaube!« entrüstete sich Lyn. Tex räusperte sich und spuckte ins Wasser. Sie hatten offensichtlich eine Meinungsverschiedenheit gehabt.
    »Was ist?« fragte Barney.

Weitere Kostenlose Bücher