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Zeitreise in Technicolor

Zeitreise in Technicolor

Titel: Zeitreise in Technicolor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Harrison
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schien die Männer in den Booten zu beruhigen, denn sie kamen näher. Jens Lyn eilte herbei. Er knöpfte sich sein Lederwams zu.
    »Sprechen Sie mit ihnen«, sagte Barney. »Aber bleiben Sie hinter Ottar, damit es so aussieht, als sei er der Anführer.«
    Die Indianer kamen näher, und es ging lautes Geschrei hin und her.
    »Das kostet eine Menge Film«, sagte Gino.
    »Drehen Sie weiter, wir können später herausschneiden, was wir nicht brauchen. Gehen Sie am Ufer entlang, bis Sie den besten Aufnahmewinkel gefunden haben. Wir müssen etwas holen, was die Leute anlockt.«
    »Gewehre und Feuerwasser«, sagte de Carlo. »So macht man es bei den Indianern im Westen.«
    »Keine Waffen! Diese Kerle können mit ihrem eigenen Zeug gut genug umgehen.« Er sah sich nach einer Inspiration um und entdeckte den Kantinenwagen hinter Ottars Hütte. »Das ist eine Idee«, murmelte er und ging hinüber. Clyde Rawlston lehnte an der Wand und kritzelte etwas auf ein Stück Papier.
    »Ich dachte, Sie wollten mit Charley an den Dialogen arbeiten?«
    »Die Arbeit am Drehbuch schadet meiner Dichtkunst. Deshalb habe ich mich wieder in die Küche zurückgezogen.«
    »Ein wahrer Künstler. Was haben Sie alles zu essen?«
    »Käsebrötchen, Krapfen, Kaffee, Tee ...«
    »Das regt die Rothäute sicher nicht auf. Sonst noch etwas?«
    »Eis.«
    »Das könnte gehen. Holen Sie sich ein paar Wikingertöpfe und klatschen Sie gehörige Portionen hinein. Ich möchte wetten, daß die Kerle ebenso auf Süßigkeiten aus sind wie wir normalen Bürger.«
    Er hatte recht. Slithey trug eine Gallone Vanilleeis zum Strand, wo einige der Eingeborenen in der Brandung standen. Nachdem sie selbst etwas davon gegessen hatte, gab sie jedem eine Portion. Entweder wirkte das Eis, oder Slitheys Hormone taten das ihre. In ein paar Minuten waren alle Boote an Land gezogen, und die dunkelhaarigen Fremden hatten sich unter die Nordmänner gemischt. Barney stand hinter der Kamera und beobachtete sie.
    »Eigentlich sehen sie eher wie Eskimos aus«, sagte er halblaut. »Aber ein paar Federn und ein wenig Kriegsbemalung müßten genügen, um sie echt wirken zu lassen.«
    Obwohl sie die flachen Gesichter und die typisch asiatischen Züge der Eskimos hatten, waren sie größer und kräftiger – und bronzefarben. Ihre Kleidung bestand aus zusammengenähten Seehundfellen. Sie sprachen hoch und schnell und schienen ihre Furcht gänzlich verloren zu haben. Das knorr faszinierte sie am meisten. Offenbar hatten sie noch nie so ein großes Schiff gesehen. Barney entdeckte Jens Lyn und winkte ihn zu sich.
    »Was haben Sie erreicht? Werden sie für uns arbeiten?«
    »Sind Sie wahnsinnig? Ich glaube, daß ich bis jetzt zwei Worte erkannt habe, aber sicher bin ich nicht. Unn-nah scheint Ja zu heißen und henne Nein.«
    »Arbeiten Sie weiter. Wir brauchen diese Leute und noch mehr für unsere Indianerangriffe.«
    Am Ufer schien ein allgemeiner Gedankenaustausch stattzufinden. Einige der Nordmänner untersuchten die Bündel in den Booten, und die Dorsets öffneten sie und breiteten die Seehundfelle aus. Die Neugierigeren unter den Ankömmlingen waren in die Häuser gegangen und betrachteten dort alles ganz genau. Einer von ihnen entdeckte Gino hinter seiner Kamera und kam ganz dicht an die Linse heran, so daß der Kameramann eine großartige Nahaufnahme machen konnte. Doch er drehte sich schnell um, als er ein Muhen hörte, gefolgt von schrillen Schreien.
    Eine Kuh war durch die Sumpfwiese gestrolcht, die an den Wald angrenzte, und der Bulle war ihr gefolgt. Der Bulle war zwar klein, aber ein niederträchtiges, hinterlistiges Biest, und er wirkte durch sein Schielen noch häßlicher, als er war. Er durfte frei herumlaufen und war schon mehr als einmal vom Filmgelände gejagt worden. Er schüttelte die Hörner und brüllte wieder los.
    »Ottar«, rief Barney. »Bring den Stier weg, bevor er die Indianer ängstigt.«
    Er hatte die Indianer nicht nur geängstigt – er hatte sie zu Tode erschreckt. Sie hatten noch nie zuvor so ein tobendes, schnaubendes Biest gesehen und waren starr vor Angst. Ottar nahm einen starken Ast auf und rannte schimpfend auf den Bullen zu. Das Tier scharrte mit den Hufen im Boden, senkte den Kopf und griff Ottar an. Er trat zur Seite, belegte es mit einem kurzen nordischen Schimpfwort und knallte ihm den Prügel gegen die Flanke.
    Das hatte jedoch nicht die gewünschte Wirkung. Anstatt sich seinem Angreifer zu widmen, brüllte das Tier und rannte auf die Dorsets zu.

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